Kapitel 57 - Thoughts

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Lillys Sicht.

Ein paar Stunden später wachte ich durch das leise Knarren der Tür auf. Milla kam herein geschlichen, sie sah ganz zerzaust aus und legte sich schnell ins Bett. Ich bekam eh so gut wie nichts mit, weshalb ich Sekunden danach wieder einschlief. Um kurz vor halb acht wachte ich dann endgültig auf und wollte mich aufsetzen. Alles an meinem Körper fühlte sich taub an und kribbelte. Mein Kopf schwummerte und ich sah nur verschwommen. Ich hörte alles wie durch Watte. Ich schleppte mich zum Waschbecken und wusch mein Gesicht, das Make-Up von letzter Nacht lief mir die Wangen hinunter. Ich sah schrecklich aus. Schnell zog ich eine Jeans und ein T-Shirt über, steckte meine Haare nach oben und weckte dann Milla.

>>Nicht. Lass mich schlafen<< brummte sie und drehte mir den Rücken zu.

>>Komm, steh auf. Sonst verpasst du die Essenszeit und bekommst kein Frühstück<< rüttelte ich sie wach.

Sie maulte noch einmal herum, dann drehte sie sich wieder zu mir und kletterte langsam aus dem Bett. Anschließend ging sie zum Waschbecken und hielt ihr Gesicht unter das Wasser. Sie hatte Ringe unter den Augen und die Haare standen ihr zu Berge.

>>Hast du gesoffen?<< fragte ich sie und reichte ihr ein Handtuch.

>>Nein, ich hab nur kaum geschlafen<< nuschelte sie durch das Handtuch in ihrem Gesicht hervor.

>>Was hast du denn so lange getrieben?<<

Sie errötete und drehte sich weg.

>>Milla!?<< hackte ich nach und zwang sie mich anzusehen.

>>Naja, also...Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll...Matt und ich...Ja, also Matt und ich.<<

>>Matt und du also.<< sagte ich und zog eine Augenbraue hoch.

>>Endlich!<< fügte ich noch hinzu und Milla warf mir einen fragenden Blick zu.

>>Endlich habt ihr beide erkannt, dass ihr zusammen gehört! War es denn schön?<<

Sie lächelte nur, zuckte mit den Schultern und kicherte immer wieder, während sie sich umzog. Ich zog mich selbst quasi zum Frühstückstisch und ließ mich auf den Stuhl fallen. Milla setzte sich gegenüber von mir hin und legte ihren Kopf auf den Tisch. Es dauerte weitere 10 Minuten, bis so ziemlich alle Schüler eingetrudelt waren. Die Jungs sezten sich an einen Tisch, weit entfernt von uns. Chris sah gelegentlich zu mir rüber, doch ansonsten war da nichts. Die Lehrer kamen als letztes und stellten sich vorne hin. Sie warteten, bis alle ruhig waren und unser Mathelehrer fing dann an zu sprechen.

>>Auch wenn ihr alle denkt, wir wüssten nicht, was gestern so alles passiert ist. Ihr könnt uns glauben, wir sind uns sehr wohl darüber bewusst, dass gestern am See eine große Feier statt fand. Ihr wisst, dass wir das nicht dulden und wenn es nochmal vorkommt, fahren wir ohne Umwege nach Hause und eure Eltern werden benachrichtigt!<<

>>Wie dem auch sei, wir drücken mal beide Augen zu und vergessen die Sache. Nun rappelt euch auf und esst und trinkt ordentlich, damit ihr wieder zu Kräften kommt. Guten Appetit<< sagte die Klassenlehrerin der Paralelklasse noch und nahm dann ebenfalls bei den anderen Erwachsenen Platz.

Wie auf Kommando rannten alle Schüler los und packten sich die Teller voll mit Essen. Unsicher stand ich mit meinem Tablett an der Theke. Ich nahm mir eine kleine Schüssel Joghurt und ein Glas Wasser. Ängstlich sah ich auf mein Essen hinunter und beobachtete, wie die anderen aßen. Milla deutete mit dem Kopf auf meine Schüssel. Ich sollte essen. Aber ich konnte nicht. Weiterhin starrte ich mein Essen an.

Iss, auch wenn es nur ein bisschen ist. Du musst etwas essen.

Hallte es durch meinen Kopf. Genau das hatte Caleb immer gesagt. Er würde mich nicht so sehen wollen. Langsam aß ich mehrere Löffel Joghurt, konzentrierte mich darauf gleichmäßig zu atmen und keinen Herzanfall zu bekommen.

>>Das reicht jetzt!<< schrie Ana mich an und Milla schob mein Essen beiseite.

>>Bist du bescheuert? Warum isst du? Willst du noch abstoßender werden als du es eh schon bist? Wofür haben wir die ganze harte Arbeit hinter uns? Damit du es jetz wieder zerstören kannst? Oh nein! Du wirst nichts mehr essen!<<  schrie sie weiter und krallte ihre Fingernägel in meine Schulter.

Ich brachte mein Essen zurück, ging dann kurz auf mein Zimmer um meine Jacke zu holen und machte mich dann auf den Weg zum See. Ich lief erstmal ein Stück, damit ich Abstand zum Jugendheim gewann. Irgendwann fand ich eine ruhige Ecke und setzte mich dort auf einen Stein am Ufer. Eine frische Brise wehte mir um die Nase und linderten meine Kopfschmerzen ein wenig.

Was war nur los mit mir? Erst das ganze gestern Nacht und jezt auch noch das Essen. Wie konnte ich das alles zulassen? Wie konnte es überhaupt so weit kommen?

Nichts lieber wollte ich tun als Caleb jetzt anzurufen, einfach seine Stimme zu hören. Ich war ganz durcheinander und wollte einfach, dass alles was die letzten Stunden passiert war, nicht geschehen wäre. Ich hatte Angst vor dem, was vielleicht noch passiern könnte oder was ich tun könnte. Jetzt gerade traute ich mir selbst nicht mehr. Ich konnte nicht klar denken.

Please no promises - und alles wurde fakeWhere stories live. Discover now