Kapitel 147 - Falling

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Lilly

Mittwoch war ich mit den Jungs zum Fußball spielen gegangen. Es war ein warmer Sommertag, auch wenn der Sommer nur noch wenige Wochen andauern würde. Nick, Tobi und Noah spielten gerade gegen ein paar andere aus unserer Stufe. Chris döste vor mir im Gras. 
>>Chris?<< fragte ich leise, ich hatte Angst die anderen könnten uns hören. Er zuckte mit der Augenbraue. Sein Zeichen, dass er mir zuhörte. 
>>Wie kommt Nick damit eigentlich klar?<< 
Chris seufzte. 
>>Ach Lilly, er hat es gerade nicht so leicht. Lass ihm ein bisschen Zeit<<
>>Wirkt auf mich aber nicht so, als würde Nick versuchen wollen über mich hinweg zu kommen<< erklärte ich nachdenklich. Chris setzte sich auf und schaute mich verdutzt an.
>>Wieso das denn?<< 
Ich kaute auf meiner Unterlippe und starrte auf den Rasen vor mir.
>>Naja, er...Wir schreiben ständig, telefonieren ab und zu, hängen immer zusammen rum. Aber er sieht mich ganz anders an, als ihr es tut. Vor allem, wenn Caleb in der Nähe ist<<
Chris schnaubte leise und sah mir dann konzentriert ins Gesicht.
>>Vielleicht solltest du dir besser überlegen, was du willst. Oder wen du willst.<< 
Verärgert blinzelte ich.
>>Was soll das denn jetzt heißen? Es gibt keinen anderen für mich als Caleb, das weißt du.<<
Chris nickte und sah zu den anderen rüber. Nick lief langsamer, bis er anhielt und uns aufmerksam beobachtete. 
>>Caleb ist einfach nicht der, für den er sich immer ausgibt, Lilly.<< sagte er knapp und machte Anstalten aufzustehen. 
>>Was bedeutet das?<< gab ich genervt zurück. Chris stand auf und schüttelte sich das Gras aus den blonden Haaren.
>>Das bedeutet, dass ihn niemand so richtig kennt. Du am aller wenigsten. Vielleicht solltest du endlich mal anfangen die richtigen Fragen zu stellen.<< 
Er drehte sich von mir weg und joggte rüber aufs Spielfeld. Frustriert zupfte ich den Rasen vor mir aus. Was zum Teufel war hier nur los? Warum waren hier alle direkt auf hundertachzig? Mein Handy blinkte auf und riss mich aus meinen Gedanken. Harvey.
'Wie geht's dir mein Schatz?' fragte er.
Ich schnappte mir meine Tasche und stapfte zurück zu den Kieswegen, raus aus dem Park. Ich wollte nach hause. Ich wählte Harveys Nummer und sofort hob er ab. 
>>Na?<< meldete er sich. 
>>Ich weiß doch eigentlich gar nichts über Caleb, oder?<< ratterte ich sofort runter und lief schneller. 
>>Was ist los, Lilly?<< kam es besorgt von Harvey. Mein Herzschlag fing an zu rasen.
>>Die Jungs haben so komische Andeutungen gemacht. Chris hat mich irgendwie gewarnt, glaub ich<<
>>Was?<< Harvey war durcheinander. Ja, das war ich auch. 
>>Ich meine, Caleb hat mir nie wirklich etwas über ihn erzählt. Ich weiß doch gar nichts! Er verschwindet Monate und ich weiß nicht warum. Dann taucht er plötzlich wieder auf und ich hab wieder keine Ahnung von irgendwas. Milla und Matt wissen auch nichts. Obwohl, vielleicht weiß Matt was. Ich muss ihn fragen!<<
Ich wurde immer hektischer und beschleunigte abermals meine Schritte. Meine Jacke hatte ich mir achtlos über den Arm geworfen und hielt sie fast wie ein Schutzschild an meine Brust gedrückt. 
>>Lilly, fahr runter. Das klärt sich schon alles. Ich meine, vielleicht hat er dir nur nicht so viel über sich erzählt, weil du gerade einfach wichtiger warst<<
versuchte Harvey mich wieder zu beruhigen.  
Erschrocken sog ich die Luft ein als ich gerade noch haarscharf einem Fahrrad entkommen konnte. Mittlerweile war ich an der Hauptstraße angekommen und war umgeben von Fußgängern und Radfahrern. 
>>Lilly, wo bist du?<< fragte Harvey energisch. 
>>Das ist doch jetzt nicht wichtig!<< keifte ich ihn aufgebracht an und bahnte mir einen Weg durch die Leute. Ein paar beschwerten sich über mein rücksichtsloses Verhalten, doch ich beachtete sie nicht weiter. 
>>Wo bist du?<< fragte Harvey erneut, drängender. 
>>Man, du-<< setzte ich an und keuchte panisch als ich blindlinks in jemanden hinein lief. Ich drohte zu stolpern, meine Sachen fielen auf den Bürgersteig und mein Handy rutschte mir aus der Hand. Matt bekam mich gerade noch zu packen, bevor ich auf Caleb landen konnte, der mich ebenfalls an den Schultern auffing.
>>Lilly?<< fragte mich Milla überrascht und sammelte meine Sachen auf. Atemlos starrte ich die drei an.
>>Wir wollten gerade in den Park, Noah hat uns geschrieben, dass ihr da seit. Ist alles okay?<< fragte sie wieder und versuchte zu mir durch zu kommen. Doch Caleb und Matt hielten mich weiter fest und warfen sich einen wissenden Blick zu. Milla telefonierte kurz mit Harvey und legte dann auf. Harvey kannte Milla und Milla kannte ihn, auch wenn nur aus meinen Erzählungen. Aber das war okay. Als es ruhiger zwischen uns wurde, beging Matt den Fehler, seinen Griff um meinen Arm etwas zu lockern. 
>>Wer bist du, Caleb?<< schrie ich ihn an und wollte auf ihn los, doch er hatte mich fest im Griff. Wie immer, zum Glück. Ich war außer Kontrolle geraten. 
>>Lilly!<< rief Milla und wollte mich beruhigen. 
>>Nicht.<< sagte Matt und hielt sie zurück. 
>>Geht ihr nur, ich mach das schon mit ihr. Ich glaub, ich weiß was los ist.<< bedeutete Caleb Matt und nahm Milla meine Sachen ab. 
>>Lass und das klären, Lilly. Alles ist gut<< sagte er. Sein Blick war reserviert. Ich fuhr ein wenig runter, wurde stumpfer und ließ mich von ihm leiten. Er verfrachtete mich in sein Auto. Die Fahrt über war er angespannt. Das machte die Situation nicht gerade leichter. Gute zehn Minuten später hielt er an einem Haus, in einem Wohngebiet.
>>Wo sind wir?<< fragte ich verdattert, als ich ausstieg.
>>Hier wohne ich<< erklärte er schnell und führte mich um das Haus herum, in einen Garten.
>>Aber ich dachte, du wohnst bei deinem Dad?<< 
Caleb hielt mir die Tür eines kleinen Gartenhauses auf. Langsam ließ ich mich auf einen Sessel darin fallen und versuchte Caleb mit meinem Blick zu fixieren, so wie er es immer bei mir tat. Er setzte sich auf ein abgewetztes Sofa, gegenüber von mir, und starrte an die Wand neben mich.
>>Was ist los?<< 
Ich konnte die Angst in seiner Stimme hören. Er wusste, was los war.

Please no promises - und alles wurde fakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt