Kapitel 41 - She

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~Calebs Sicht ~

Mitten in der Nacht schreckte ich auf. Ich hatte wieder von Lilly geträumt.
In den letzten Wochen träumte ich nur noch von ihr...
Doch ich musste gehen. Ich musste sie verlassen. Ich bin nicht gut für sie, auch wenn sie das nicht so sieht.
Das Display meines Handys erleuchtete schwach den Raum.
Ich schluckte als ich sah, dass sie mir wieder geschrieben hatte.
Ich hatte es so eingestellt, dass sie nicht sehen konnte das ich ihre Nachrichten las. Sie musste von mir los kommen, auch wenn ich das andersherum genauso wenig konnte.
Ich öffnete ihre Nachricht.

Ich bin ganz allein. Du bist immer noch weg. Ich hab absolut keine Kontrolle mehr über mich. Ich brauche dich. Auch wenn du mich nicht willst... Und ja ich weiß, dass du das hier eh nicht lesen wirst und ich auch keine Ansprüche auf deine Aufmerksamkeit habe. Aber ich kann nicht mehr. Die Schule wird schlimmer, mein zu Hause ist zerstört. Ich kann nicht mehr...

Sie war offline. Ich tippte eine Nachricht :

Du schaffst das. Ich bin bei dir.

Mein Daumen schwebte über 'Senden'.
Ich schluckte und löschte die Nachricht wieder. Sie musste es ohne mich schaffen...
Ich legte mein Handy weg und legte mich hin. Ich starrte an die Decke und dachte nach.
Ich wusste über alles bescheid. Ich wusste wie es ihr ging, ich wusste über alles bescheid, was sie gerade durchmachte.
Matt hielt mich seit dem ich weg war auf dem laufenden. Er war bereits ein guter Freund von ihr und ich war froh, dass es so war. Matt ist gut, aufrichtig. Er konnte besser auf sie achten als ich.
Zusätzlich war es gut, dass sie sich wieder mit Milla verstand. Milla ist fröhlich und zeigt ihr in genau den richtigen Momenten wie wertvoll das Leben sein kann.
Doch trotzdem ist mir die ganze Zeit bewusst, wie sehr Lilly mich vermisste.
Auch wenn ich sie immer wieder abgewiesen hatte.
Auch wenn ich ihr weh getan hatte.
Ich setzte mich auf.
Ich weiß noch genau als ich sie das erste Mal sah.
Sie ist so wunderschön.
Schon vor den Sommerferien hatte man uns gesagt, dass eine neue Schülerin in die Klasse kommen würde. Doch es hatte mich nicht interessiert, weil ich eh mit niemandem etwas zu tun haben wollte.
Und dann betrat sie den Raum und ich war wie geblendet von ihr.
Sie war schön. Nicht nur äußerlich. Ich konnte es schon spüren, indem ich sah wie sie ging, wie sie die Menschen anschaute.
Ich konnte spüren wie viel Schmerz in ihr war.
Ich konnte spüren wie stark sie bereits schon da war.
Seit diesem Tag versuchte ich mich von ihr fern zu halten, doch es zog mich immer wieder zu ihr hin.
Immer wieder sah ich, wie sie von Mitschülern behandelt wurde. Oder wie sie sich selbst kaputt machte. Ich schützte sie so gut ich konnte.
Doch ich wusste, dass ich ihr früher oder später weh tun würde. Mehr als jeder andere.
Also ging ich, bevor es so weit kommen konnte.
Auch wenn ich so weit von ihr entfernt war spürte ich jeden Tag wie es ihr ging.
Ich fühlte jeden Schmerz der von ihrem Hungern kam und jeden Schmerz den sie sich durch neue Schnitte zufügte.
Und verdammt immer dann will ich zu ihr, ihre Hände nehmen und ihr sagen, dass ich immer bei ihr sein werde.
Doch ich darf nicht. Es ist besser so.

Ich war doch noch einmal für ein paar Stunden eingeschlafen und wachte gegen 13 Uhr wieder auf.
Eine neue Nachricht von Matt.

Caleb Sie schafft es ohne dich nicht. Es wird immer schlimmer.

Ich schrieb zurück:

Ich weiß. Ich weiß. Aber sie muss. Sie wird es schaffen. Bleib nur bei ihr und Bau sie auf.

Ich atmete tief ein zog mich an, um in die Stadt zu fahren. Ich sollte etwas bei der Post abholen.
Ich stieg in mein Auto und schaute nochmal aufs Handy. Lilly.

Komm zurück ich kann nicht mehr

Sie schrieb ohne Komma und ohne Punkt. Das tat sie sonst nie.
Ich schluckte und legte das Handy wieder weg.

Please no promises - und alles wurde fakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt