Kapitel 29 - Merry Christmas

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Die Feiertage mit der Familie zu verbringen war schön. Es fühlte sich fast an wie mein altes Leben. Fast...

Heiligabend Morgens stand ich im Bad und putzte mir die Zähne. Mein Dad schlief noch und meine Mum war so aufgeregt, dass sie die gesamte Nacht auf war und durchs Haus gelaufen ist, um die letzten Vorbereitungen zu treffen.

Ich betrachtete mich im Spiegel.

Meine Haare waren zerzaust und ich sah echt noch verschlafen aus.
Vergeblich versuchte ich eine Haarsträhne zu bändigen. Mein Blick wanderte zum Fenster. Die Einfahrt war voll mit frischem Puderschnee. Langsam öffnete die Nachbarschaft ihre Fensterläden und streckten sich reihenweise.
Ich hatte die Vorstadt vermisst. Hier war es selbst in der Woche ruhig und friedlich.
Ich spülte mir den Mund aus und schaute mich dann erneut an.
Langsam zog ich die Ärmel meines Pyjamas hoch. Meine Unterarme waren übersät mit Narben...
Vorsichtig strich ich darüber.

Die Tür öffnete sich und gleichzeitig ließ ich meine Ärmel nach unten gleiten.

>> Merry Christmas, mein Schatz<< sagte mein Dad und gab mir einen Kuss aufs Haar.

>>Dir auch Dad<< antwortete ich und lächelte.

>>Na los, geh deiner Mum beim Frühstück helfen <<

Freudig, wie ein kleines Kind, sprang ich die Treppe hinunter und direkt in die Arme meiner Mum.

>>Merry Christmas Mummy<<

Sie lachte.

>>Merry Christmas Süße <<

Nach dem Frühstück zog ich mir Jeans und Pulli über und zusammen gingen wir zur Eishalle.
Jedes Jahr fuhren wir am Mittag Schlittschuh, danach machten wir immer einen großen Spaziergang und zum Abend hin gingen wir in die Kirche.
Ich versuchte wirklich einfach glücklich zu sein und das, was hinter mir lag, für ein paar Tage zu vergessen.
Doch es gelang mir nicht richtig.
Als wir dann abends in der Kirche saßen wurde mir erst richtig warm.
Die Gottesdienste hatten immer so eine bestimmte Wirkung auf mich und machten mich immer ganz nachdenklich.

Ich schluckte und schaute auf mein Spiegelbild. Wir waren zu Hause und Mum und Dad hatten mich nach oben geschickt, damit ich mich für die Bescherung umzog.
Ich zog das Kleid an, das mir meine Mum extra gekauft hatte.
Es war dunkelrot und eng anliegend, es hatte einen knielangen Rock, der sanft fiel und Ärmel aus dunkelroter Spitze.
Ich hatte Glück, dass man dadurch keine meiner Narben sah.

>>Du bist wunderschön << sagte Ana und blickte mich zufrieden an.

>>Zauberhaft, Lilly<< fügte Mia hinzu und schenkte mir ein strahlendes Lächeln.

Mein Dad rief mich vom Treppenabsatz und ich ging nach unten ins Wohnzimmer.
Meine Mum strahlte als sie mich in dem Kleid sah.

>>Sieht sie nicht wundervoll aus, Christian? <<

>>Ja, du bist perfekt aus meine Kleine<< sagte mein Dad stolz.

Verlegen strich ich über den Rock und sah mir unsere Familie an.
Wie oft ich mir doch wünschte, dass die Trennung nie geschehen wäre.
Ich setzte mich neben meinen Dad auf die Couch und Mum verteilte reihenweise die Geschenke.
Mum hatte ich das Paar Ohrringe geschenkt, das sie seit drei Jahren immer wieder im Schaufenster eines kleinen Ladens in der Einkaufspassage bewundert hatte.
Dad bekam von mir das Architekturset, das er immer haben wollte, es sich aber nie kaufte, weil er immer meinte er müsste sein Geld sinnvoller anlegen.

Von meinen Eltern bekam ich den heiß ersehnten Laptop.

>>Damit du endlich wieder anfangen kannst zu schreiben Schatz<<

Ach ja...
Ich hatte ja mal Hobbies und eine ganz bestimmte Leidenschaft...
Ich liebte es Bücher zu schreiben.
Nur hatte ich im letzten Jahr komplett den Überblick darüber verloren.

Mein Dad war ganz unruhig und schaute immer wieder zur Uhr.
Als meine Mum uns dann ins Esszimmer brachte, zögerte er erst.
Ich hatte keine Ahnung warum, bis es dann an der Tür klingelte und er erleichtert aufatmete.
Neugierig schaute ich ihn an, während meine Mum die Tür öffnete.

>>Hallo, wer seid ihr denn? <<

>>Ist schon gut Charlotte, sie können gern mit essen<<

Als ich die Stimmen an der Tür erkannte, erhob ich mich langsam.
Ich grinste breit, als Matt und Milla das Esszimmer betraten.
Kreischend rannte ich auf die beiden zu und umarmte sie stürmisch.

>>Was macht ihr denn hier? <<

>>Wir haben dir versprochen dich nie mehr allein zu lassen<< sagte Milla und musterte mich.

>>Du siehst übrigens fabelhaft aus<< ergänzte sie noch.

>>Aber ihr! << bewunderte ich die beiden.

Milla trug ein enges dunkelblaues Kleid aus Satin.
Matt ein weißes Hemd und blaue Hose. Die beiden hatten sich perfekt ergänzt.

>>Oh, Merry Christmas! << säuselte ich fröhlich.

>>Merry Christmas<< kam es, wie aus der Pistole geschossen, von Milla und sie nahm mich sanft in die Arme.

>>Merry Christmas, Lilly<< sagte Matt leise, kam näher und küsste meine Stirn.
Ich schloss meine Augen.
Ich wusste genau, von wem der Kuss war...
Mein Herz umgab eine wohlige Wärme und ein ehrliches Lächeln umspielte meine Lippen.
Ich wünschte, er könnte heute hier sein...
Dann wäre alles perfekt.

Mum warf mir einen bedeutenden Blick zu und schaute dann fragend zwischen mir und Matt hin und her.
Empört starrte ich sie an und schüttelte bestimmt den Kopf.
Milla quetschte sich in die Ecke neben mich und Matt setzte sich gegenüber.
Wir aßen alle gemeinsam und hatten wirklich viel Spaß.

Der Abend klang aus, indem wir alle aus dem Fenster den Abendstern beobachteten und zu schauten, wie neuer Schnee die Straße zierrte.










[...]



Hattet ihr gehofft, dass anstatt Matt und Milla, Caleb gekommen wäre? Oder war es gut, dass die beiden da waren?
Ich gebe zu, die Vorstellung wie Caleb zur Tür reinkommt und dann vor ihr steht verzückt mich.
Nur ich denke nach der langen Zeit müsste es ein schöneres, dramatischeres Wiedersehen der beiden geben.
Falls Caleb je zurück kommt.
Na wer weiß...

Abstimmen nicht vergessen❤️

xo
lostherzslam

Please no promises - und alles wurde fakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt