Kapitel 164 - Limonade

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Lilly

>>Lilly, du hast in der letzten Woche wieder 100 Gramm abgenommen<< sagte mein Hausarzt und machte sich eine Notiz. Ich lachte verächtlich und sofort musterte er mich aufmerksam.
>>Warum lachst du jetzt?<<
Ich schüttelte den Kopf.
>>100 Gramm sind doch scheiß egal. Ich hab gerade echt andere Probleme.<<
Sofort bereute ich es, das gesagt zu haben. Er legte die Akte weg und lehnte sich an die Kante seines Schreibtisches, er hatte diesen 'erzähl-mir-wie-du-dich-fühlst-Therapeuten-Hausarzt-Blick' drauf. Genervt verdrehte ich die Augen.
>>Ich hab schon in der Therapie darüber gesprochen, nichts wildes.<< winkte ich dann halbherzig ab und hoffte, dass er es dabei belassen würde. Nach kurzem Zögern tat er es zum Glück.
>>Kümmer dich bitte darum, dass du in zwei Wochen 200 Gramm zu legst, ansonsten muss ich dir die Kalorienshakes wieder verordnen<<
Angewidert verzog ich den Mund, mir wurde schlecht bei dem Gedanken an die Shakes. Okay Lilly, 200 Gramm in zwei Wochen, das ist nicht schwierig. Das musste ich schaffen, ansonsten hatte ich noch viel größere Probleme als überhaupt schon.
>>Ja, okay. Ich achte besser auf mich, versprochen.<< sagte ich und schüttelte meinem Arzt zum Abschied die Hand. Er wirkte zufriedener als ich zur Tür raus ging. Zumindest einer von uns, dachte ich.
>>Und? Was hat er gesagt?<< fragte meine Mum gespannt als ich zu ihr ins Auto stieg. Ich seufzte.
>>Nichts besonderes, alles wie immer und alles gut<< log ich überzeugend genug. Heute war ein schöner Tag, den sie mit mir verbringen wollte und da wollte ich die Stimmung zumindest auf einem normalen Standard halten.
>>Und fahren wir jetzt shoppen oder was?<<
Ich tat auf übermotiviert und fröhlich, sodass auch meine Mum lächeln musste.
>>Aber na klar<< machte sie und startete den Motor.
1 Stunde und 5 Shoppingtüten später, saßen wir zusammen an einem kleinen Tisch auf einem Bordstein in der Innenstadt und schlürften gekühlte Limonade. Für Ende September war es nochmal ungewöhnlich warm geworden, doch der Herbst kündigte sich bereits an.
>>Das Kleid kannst du doch gut zu einem Date mit Caleb anziehen<< kicherte meine Mutter und stieß mich mit dem Ellbogen an. Schwach lächelte ich und stellte mein Glas ab.
>>Oder nicht?<< harkte sie nach.
>>Ich weiß nicht<< gab ich zu. Ich hatte keine Ahnung, wie ich ihr die ganze Lage momentan erklären sollte, doch ich brauchte ihren Rat.
>>Erzähl.<< befahl sie und leerte ihr Glas. Ich biss mir auf die Unterlippe.
>>Ich glaube Caleb betrügt mich.<< nuschelte ich nachdenklich und zuckte erschrocken zusammen als meine Mum ausflippte.
>>Bitte was? Caleb?<< quietschte sie und hatte sich hysterisch ein Stück vor gebeugt.
>>Ja, naja ich weiß nicht. Mit Charlotte oder Alexa oder irgendwie beiden. Keine Ahnung.<<
Meine Mum schaute mich misstrauisch an.
>>Bist du dir da sicher?<<
>>Nein<< seufzte ich und hätte mich allein für den Gedanken schon wieder Ohrfeigen können.
>>Er hat nie so auf mich gewirkt, als würde er dich irgendwann mal betrügen können.<<
Ich nickte.
>>Ja, ich weiß. Aber es ist komisch.<<
Sie legte den Kopf schief.
>>Wieso das? Was macht er denn?<<
>>Er geht mir aus dem Weg. Wenn wir mal reden, dann wird er schnell sauer. Ständig wird er von Charlotte oder Alexa angerufen und sie hängen ständig zusammen, ohne dass er mir das überhaupt sagt.<< platzte es aus mir heraus und leicht schockiert starrte ich mein leeres Glas an. Der Kellner kam mitleidig an unseren Tisch und stellte mir wortlos eine weitere Limo vor die Nase. Dankbar lächelte ich ihn an.
>>Frag ihn doch mal ganz offen, warum er das alles macht<< versuchte meine Mutter zu helfen und scheuchte den Kellner schon fast weg.
>>Das habe ich mehrmals versucht. Irgendwie bringt das im Moment nichts<<
Mum langte über den Tisch nach meiner Hand und tätschelte sie.
>>Dann gib ihm ein bisschen Zeit. Er wird dir schon sagen was los ist, wenn es der richtige Zeitpunkt ist. Kümmer dich so lange um dich selbst, Schatz<<
Zufrieden mit ihrem Ratschlag, nickte sie. Sodass ich auch nicken musste. Nur wie lange sollte ich noch auf Caleb warten? Und was ist, wenn ich die Wahrheit gar nicht wissen will?

Please no promises - und alles wurde fakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt