Kapitel 148 - Trust Me

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Caleb

>>Ich weiß gar nichts über dich. Und die Jungs haben mich irgendwie gewarnt.<< setzte Lilly an, stockte dann aber als würde sie sich irgendwie zurück halten müssen. Sie öffnete den Mund, als ob sie etwas sagen wollte, sah mich dann aber doch noch abwartend an.
>>Und langsam habe ich es satt, dich ständig vor allen zu verteidigen, obwohl...obwohl ich eigentlich gar nicht weiß wer du überhaupt bist<< beendete sie ihre Ansprache. Sie war unruhig, hatte ihre Hände im Schoß gefaltet. Trotzdem konnte ich ihren kleinen Finger zittern sehen. Ich schluckte und sah ihr wieder fest in die Augen, bevor ich mir langsam eine unsichtbare Schutzmauer aufbaute.
>>Was willst du wissen?<< kam es kraftlos aus meinem Mund.
Überfordert schüttelte sie den Kopf und verkrampfte ihre Schultern. Ich holte tief Luft und sah weg. Ich konnte sie verstehen. Sie hatte Angst.
Hätte ich auch, wüsste sie alles von mir, ich aber nichts von ihr. Mir würde es ebenfalls schwer fallen, ihr zu vertrauen.
>>Meine Mum und mein Dad haben sich kennen gelernt, da war ich vier Jahre alt.<<
Lilly blinzelte.
>>Was ist mit deinem richtigen Vater?<< fragte sie konzentriert. Ich biss mir auf die Zunge und mein Gesicht verspannte sich.
>>Mein Erzeuger hat meine Mum verlassen als er erfahren hat, dass sie schwanger war.<<
Mein Atem zitterte. Verzweifelt versuchte ich ruhig zu bleiben, damit Lilly ebenfalls ruhig bleiben konnte.
>>Meine Mum war noch so jung, verstehst du? Sie hatte es so schwer<<
>>Du hast mal gesagt, sie ist an Drogen gestorben<< gab sie mir einen Anhaltspunkt. Überrascht sah ich sie an.
Ich hatte nicht gedacht, dass sie das noch wusste.
>>Meine Mum hat mit 15 angefangen Gras zu rauchen, ist mit 16 aber schnell auf Heroin umgestiegen. Mein Erzeuger war Schuld daran. Mit 18 ist sie dann schwanger geworden. Er ist abgehauen. Sie hatte Glück, dass ihr Vater sie unterstützt hat. Bis zu meiner Geburt hat sie es geschafft clean zu bleiben. Ich hatte wahnsinniges Glück, dass mir nichts passiert ist<<
Ich konnte es in Lillys Kopf rattern sehen. Ruhig hörte sie mir zu.
>>Nach meiner Geburt ist sie immer wieder wochenlang von zuhause abgehauen, voll im Rausch. Die ersten vier Lebensjahre hat mich eher mein Großvater als meine Mum aufgezogen. Dann hat sie meinen Dad kennen gelernt. Meine Mum war da 23, er war 9 Jahre älter als sie. Das gab erst viele Streitereien in meiner Familie, bis sie gesehen haben wie gut er meiner Mum getan hat. Sie hat einen Entzug gemacht, war danach 3 Jahre clean.<<
Ich stoppte, versuchte den Kloß in meinem Hals runter zu schlucken. Lillys Mund zuckte, sie wollte etwas sagen, bis sie sah wie schwer es mir gerade fiel ihr alles zu erzählen.
Sie schwieg, versuchte mir Zeit zu geben.
>>An meinem 13. Geburtstag stand mein Erzeuger dann vor der Haustür. Er wollte seine Rechte als "Vater" haben.<<
Meine Stimme brach. Ich räusperte mich und hoffte Lilly hätte es nicht bemerkt. Aber der Kloß in meinem Hals verschwand einfach nicht.
>>Meiner Mum war das alles zu viel, fing sofort wieder mit dem Heroin an. Sie hat Monate mit sich selbst gekämpft. Als ich 14 war, hat sie sich dann das Leben genommen. Eine Überdosis Koks, die sie von meinem Erzeuger hatte.<<
Meine Hände hatte ich zu Fäusten geballt und versuchte die Wut in mir zu unterdrücken. Lillys Hand schnellte nach vorn, hielt sich aber doch zurück. Tränen standen in ihren grünen Augen. Die Fassubgslosigkeit war ihr ins Gesicht geschrieben.
Ich wollte nicht, dass sie Mitleid mit mir hatte.
>>Mein Dad ist mir hier her gezogen. Ich hab dann eine Therapie gemacht, bis ich fast 17 war.<<
Ich atmete laut und starrte ihr ins Gesicht.
>>Weißt du, mein Leben ist eine Katastrophe. Ich bin froh, dass ich meinen Dad habe. Ohne ihn, hätte ich das alles nicht geschafft.<<
Lilly nickte und biss sich auf die Unterlippe. Sie wollte nichts falsches sagen.
>>Seit zwei Monaten wohne ich jetzt hier in dem Haus. Mein Großvater ist letztes Jahr gestorben und hat es mir vermacht. << erklärte ich ihr noch zum Schluss.
Sie schluckte, sah sich unsicher in dem kleinen Gartenhaus um.
>>Es ist wirklich schön hier. Deine Kinder werden es später bestimmt lieben<<
Sie lächelte. Eine Träne kullerte ihre Wange hinunter, die sie schnell weg wischte.
Ich fing an zu flüstern, meine Stimme war kratzig geworden.
>>Meine Mum hat mich geliebt, sie hat immer versucht das Beste für mich zu tun. Manchmal denke ich, dass alles meine Schuld ist. Und es tut mir leid, dass ich sie nicht retten konnte.<< gab ich zu.
Lilly legte ihren Kopf schief.
>>Nein, sag das nicht<< sagte sie, stand auf und kam zu mir rüber.
Sie setzte sich auf meinen Schoß und schloss  mich in ihre Arme. Dann drückte sie mir einen Kuss auf die Wange und fuhr mir durch die Haare. Ihre grünen Augen lagen beruhigend auf meinen.
Wie gern hätte ich dieses Mädchen geküsst. Wie gern hätte ich sie am liebsten nie wieder los gelassen. Ich rang mir ein Lächeln ab.
>>Ich brauche wirklich einen Haarschnitt, oder?<< lachte ich leise.
Sie schluchzte und drehte eine Haarsträhne in ihren Fingern.
>>Ja<< krächzte sie und lachte dann auch. Vorsichtig kam sie mir näher.
Behutsam legte sie ihre Lippen auf meine Haut. Sie küsste meinen Mundwinkel.
Ich konnte spüren, wie viel Überwindung es sie kostete sich von mir zu lösen. Ich hatte die Augen geschlossen und genoss es, dass sie hier bei mir war. Ich fühlte mich erleichtert, dass sie jetzt die Wahrheit wusste.
Sie wusste jetzt, wer ich war, warum ich immer so eine Angst um sie hatte.
Wir saßen noch zwei Stunden lang so. Ich beantwortete ihr alles, wa sie noch wissen wollte. Erst spät am Abend fuhr ich sie nach Hause.

Please no promises - und alles wurde fakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt