Kapitel 48 - Friends

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~ Lillys Sicht. ~

Die Tage vergingen und ich wurde immer kraftloser. Der Mittelfinger an Nick und Tobi war nur eine kleine Rebellion und hatte natürlich nichts besser gemacht. Es wurde immer noch über mich geredet. Ich wurde immer noch angestarrt. Caleb war nicht wieder zur Schule gekommen. Es schien, als wäre er nur hier gewesen, um mich aufzusammeln und mich irgendwie wieder in mein Leben zu quetschen. Würden wir nicht jeden Tag schreiben oder telefonieren hätte ich glatt vergessen, dass er da war.
2 Monate vergingen, ohne dass er zurück kam. Doch trotzdem fühlte ich mich etwas besser. Denn er war immer da, er antwortete sofort, wenn ich schrieb und er hieb sofort ab, wenn ich ihn anrief.
Ich glaube ich wusste, warum er nicht zurück kam.
Denn wenn er jede Minute an meiner Seite wäre, dann würde ich wieder alles an ihm festmachen und den Rest der Welt vergessen. Doch ich brauchte auch Zeit ohne ihn. Ich musste mein Leben ordnen. Irgendwie allein zurecht kommen. Zumindest einen Teil...
In der Schule hatte ich Milla und Matt. Und zuhause hatte ich Caleb. Ich kämpfte mich irgendwie durch.
Nur musste ich ehrlich sein. Ich vermisste Caleb. Klar, er ist für mich da, nur hatte ich ihn seit diesen 2 Monaten nicht wieder gesehen...
Der Winter verschwand langsam und mittlerweile regnete es so gut wie jeden Tag.
Genauso wie an diesem Donnerstag im April. Ich stapfte mit Milla Hand in Hand über den Schulhof zur Cafeteria. Meine Haare lockten sich schon wieder vom Regen und tropften meine Klamotten voll. Matt hatte uns unseren Tisch am Fenster freigehalten. Fröhlich sprang Milla auf ihn zu und knutschte seine Wange ab. Ich war glücklich, wenn ich die beiden so sah. Sie würden ein perfektes Paar abgeben, nur hatten beide das noch nicht erkannt.
Ich ließ meinen Zeigefinger auf dem Rand meiner Wasserflaschen kreisen und schaute verträumt nach draußen. Ich stockte als ein zusammen geknüllter Zettel gegen meine Flasche rollte. Ich schloss kurz meine Augen und hörte meinen Atem, der durch meine Lungen rasselte. Dann nahm ich den Zettel und faltete ihn auseinander.

Bring dich um. Du weißt, dich braucht niemand!

Über den Rand des Blattes konnte ich Alexas amüsiertes Grinsen sehen und an dem Tisch neben ihr Nick, der mich wieder nur mit diesem unfassbar wütenden Blick anstarrte. Matt nahm mir den Zettel aus der Hand und reichte ihn Milla. Sie stand auf und ging zu Alexa rüber. Ich wusste nicht, was sie sagte. Ich sah nur, wie sie das Blatt auf den Teller von Alexa schmieß und es in ihr Essen drückte. Stolz drehte sie sich um und stolzierte zu uns zurück. Sie klatschte Matt ab und setzte sich wieder. Alexa hatte die Arme vor der Brust verschränkt und starrte auf ihren Teller. Ihre Freundinnen stocherten nur noch bedrückt in deren eigenen Essen herum.

>> Weißt du was? << sagte Matt aufeinmal fröhlich an mich gerichtet.

>> Wir schwänzen die restlichen Stunden und unternehmen was! <<

>> Yes<< quietschte Milla vergnügt und sprang auf.
Wir packten unsere Sachen und räumten das Feld.
Nebel hatte sich gebildet und drückte schwer auf die Haut. Doch die Luft war frisch und ich konnte richtig durch atmen. Matt spazierte gelassen in den nächsten Supermarkt und kam grinsend zurück. Unter seiner Jacke steckte eine große Flasche Vodka.

>> Ich weiß, wo wir hingehen << sagte Milla mit vielsagendem Blick zu Matt, der zustimmend nickte.

Ich ließ mich von den beiden führen und trank mit ihnen ein paar Schlucke aus der Flasche. Wir waren schon leicht angeheitert, als Milla plötzlich auf mich zu gesprungen kam und mir die Augen zu hielt. Eine halbe Ewigkeit wusste ich nicht, wohin wir gingen. Ich spürte nur, wie sich die Luft und der Boden veränderte. Der Boden war matschig, die Luft feucht.
Milla nahm die Hände von meinen Augen und ließ den Blick auf einen See frei, der wie ein Spiegel glänzte und von sanften Hügeln umgeben war. Wir standen am Rand eines kleinen Waldes, der See war so wunderschön, er kam mir komplett unreal vor. Tief atmete ich aus. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht und vertrieb für einen kurzen Augenblick all meine grauen Gedanken. Matt setzte sich auf einen, der unzähligen großen Steine am Seeufer. Wir setzten uns zu ihm und reichten die Flasche herum. Wir saßen einfach nur da und genossen es zu atmen. Ich genoss es zu leben. Dieses Gefühl war so unfassbar fremd für mich geworden, dass mir Tränen in die Augen stiegen, weil ich so glücklich war. Warum konnte es nicht immer so sein?
Ich musste unbedingt irgendwann mal mit Caleb hier her kommen.

>> Und? << fragte Milla ungeduldig.

>>Das ist... Ich weiß nicht... So... Unfassbar krass << stammelte ich und lachte dann.

>>Ich weiß << sagte Matt mit Blick zum See. Milla nickte zustimmend.

Immer noch lächelnd saß ich abends auf meinem Bett. Die Frische, des Nebels lag immer noch auf meiner Haut und entspannte mich. Wir von selbst wählten meine Finger Calebs Nummer und drückten auf 'Anrufen'.
Nach zwei Sekunden hob er ab.

>>Hey<< sagte er.

Ich lag mit dem Rücken auf dem Bett und hatte die Augen geschlossen.

>>Hey<< sagte ich ganz leise.

>>Alles okay? << fragte er vorsichtig.

Leise lachte ich.

>>Ja.. Ich glaub schon. <<

Ich hatte das Gefühl als könnte ich spüren, wie Caleb am anderen Ende lächelte. Ich glaub er hatte mich noch nie fröhlich oder zumindest neutral erlebt.

>> Ich vermisse dich << flüsterte ich schläfrig.

>>Ich dich auch<<

>>Bitte komm zurück << nuschelte ich, bevor ich einschlief.
Alles wäre noch ein Stück besser, wenn er hier wäre.

Please no promises - und alles wurde fakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt