Kapitel 122 - six days

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Lilly

>>Und dann hat er uns in sein Zimmer verschleppt, damit wir ihm helfen konnten seine Sachen zu sortieren. Das war echt lustig<<
lachte ich als ich Doktor Andrews von meinem Nachmittag erzählte.
>>Du bist gut gelaunt heute<<
stellte sie fest und sah mich ganz komisch an. Ich nickte eifrig und konnte nicht aufhören zu grinsen. 
>>Ich freue mich so für Harvey, er ist schon ganz aufgeregt<<
>>Aber?<< fragte sie.
>>Aber ich mache mir Gedanken darum, wie es hier wird ohne ihn. In letzter Zeit habe ich immer öfter den Wunsch nach Hause zu gehen, einfach meine Familie zu sehen. <<
Sie nickte und checkte ihre Papiere. 
>>Deine ganzen Werte kennst du ja zur Zeit, oder? Gewicht? Therapieverlauf und so weiter?<<
>>Ja<< antwortete ich. >>Wieso?<< hing ich noch hinten dran. 
Sie holte einen Zettel aus ihrem Klemmbrett hervor, musterte mich noch einmal ganz genau, nickte dann und reichte mir das Blatt rüber.
Noch mehr Zettel?
Ich kannte meine Werte doch. Ich drehte das Blatt Papier in meinen Händen um und stockte, die Luft blieb mir im Hals stecken, ich konnte nicht mal mehr blinzeln. Ich starrte nur auf den roten Stempel, der mir nur allzu bekannt vorkam. Mein Entlassungsantrag. Noch sechs Tage. Ich würde mit Harvey hier gemeinsam raus kommen. Mit großen Augen sah ich Doktor Andrews an. 
>>Du bist so weit, Lilly. Du kannst nach Hause<<
sagte sie lächelnd und drückte sich stolz ihr Klemmbrett an die Brust. Plötzlich ging mein Atem schnell und Hitzewellen überkamen mich. 
>>Ich...Ich muss... Ich muss raus!<< nuschelte ich nur noch, sprang auf und wollte schon zur Tür als ich mich noch einmal umdrehte.
>>Danke!<< 
Sie nickte mir zu und verabschiedete sich für heute von mir. Ich riss die Tür auf und rannte durch den Flur zu Harveys Zimmer. Es war leer. Sofort kam mir das Bild von unserer Wiese in den Kopf und ich lief los. Ich rempelte wohl mehrere Leute an, doch merkte ich das gar nicht so richtig. Die Tränen liefen mir vor Freude über das Gesicht und meine Wangen taten weh vom Lachen. 
>>Leute!<< schrie ich schon als ich den Kiesweg zur Wiese runter rannte.
>>Was hast du denn?<<
fragte Harvey schockiert. 
Ich sprang ihm nur kreischend in die Arme und riss ihn zu Boden.
>>Oh mein Gott, was ist denn passiert?<<
fragte Chrissy auch noch und half uns beiden hoch. 
>>Hier!<< quietschte ich und hielt den beiden meinen Antrag vor's Gesicht. Ihre Reaktionen waren fast die selbe wie meine noch vor ein paar Minuten. Dann fielen sie mir um den Hals und tanzten aufgeregt um mich herum. 
>>Wir beide werden zusammen hier raus marschieren!<<
rief Harvey und hob mich lachend in die Luft. Lachend ließen wir uns ins Gras fallen.
>>Ich bin so stolz auf euch<< sagte Chrissy und nickte mir zu.
>>Bist du traurig?<< fragte ich sie vorsichtig.
>>Warum sollte ich denn traurig sein? Meine besten Freunde dürfen nach Hause gehen. Ich freue mich für euch<<
Mein Blick schien mir wohl etwas entglitten zu sein, weshalb sie noch mal hinter her schob:
>> Und ich werde das hier auch allein schaffen. Ich komme hier auch bald raus, das werde ich schon hin bekommen<<
Sie drehte sich auf den Rücken und schaute zum Himmel.
>>Außerdem seid ihr ja noch nicht weg. Ich muss euch ja noch sechs Tage aushalten. <<
Harvey lachte und stupste sie mit dem Fuß an. Ich fragte mich, wie die beiden sich hier wohl kennen gelernt hatten. Hatte Harvey sie zuerst angesprochen? So wie mich als ich hier her kam? Oder anders herum? Die beiden hatten mir noch nie davon erzählt.
>>Wenn wir hier alle raus sind, dann musst du uns unbedingt mal auf deine Farm einladen Chrissy<< sagte Harvey verträumt.
>>Dann machen wir Party auf dem Heuboden<< rief sie und reckte die Arme zum Himmel.
>>Was ist ein Heuboden?<< kam es von Harvey und ich wollte erst fragen, ob er uns verarschen wollte. Bis ich in seinem Gesicht sah, dass er wirklich nicht wusste was ein Heuboden war. Chrissy prustete los und ich schüttelte amüsiert den Kopf.
>>Großstadtkind<< meckerte ich gespielt.
>>Ich geb dir eine Führung über den Hof, wenn du mich besuchst<< versprach Chrissy und lachte ihn aus.

Please no promises - und alles wurde fakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt