Kapitel 173 - soft Kisses

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Lilly

Ich hatte ein komisches Gefühl gehabt, schon vorher. Ich hätte auf mein Bauchgefühl vertrauen sollen. Ich hätte so einiges tun sollen und so einiges nicht. Hätte ich doch nur...
Wie oft hatte ich in letzter Zeit über das was ich getan hatte nach gedacht. Alles sollte so passieren. Alles hatte mich hier her gebracht. Zu diesem Moment. Ich hätte alles verhindern können, doch es war als wäre es vorher bestimmt, dass mir alles so passiert. Diese ganze Scheiße. Was hatte ich getan, gesagt, dass mir das alles passierte? Ich hatte es verdient. Das war das einzige, was zu hundert Prozent klar war. Heute war kein guter Tag. Noch schlechter als die letzten. Ja, ich hatte auch nicht gedacht, dass es noch schlimmer werden könnte. Aber ich hatte ja keine Ahnung. Mein Kopf dröhnte schmerzhaft als die Schulglocke schrillte. Mühselig stand ich auf und packte meine Sachen. Warum nur hatte ich Alexa fürs Lernen zu gesagt? 
>>Kommst du mit?<< strahlte sie und harkte sich bei mir unter. Ich nickte und lies mich von ihr in die Cafeteria schleifen. Ich stockte. Freistunde für alle, Geschichtsarbeit in zwei Tagen. Klar, dass alle hier waren und lernten. Alle waren da! Nick saß mit Chris und Noah an einem Tisch in der letzten Ecke. Unruhig sah er sich um, bis er mich fand. Irgendwas in seinen Augen war so komisch, dass es mir kalt den Rücken runter lief. Er fixierte mich und schüttelte den Kopf. Was willst du von mir? Milla, Matt und Caleb saßen zusammen am Fenster und hatten ihre Köpfe über den Büchern. Charlotte kam angerast und ließ sich betont gestresst auf den Stuhl neben Caleb fallen. Alexa verzog das Gesicht neben mir. Ich fragte gar nicht erst. Sie suchte uns einen kleinen Tisch, so weit weg wie es eben ging. 
>>Können wir vielleicht wo anders-?<< setzte ich an und wollte schon umkehren, doch Alexa hielt mich fest und bugsierte mich auf den Stuhl vor sich. 
>>Nein, wir bleiben jetzt hier!<< stellte sie klar und knallte ihre Bücher auf den Tisch. Jetzt wusste also die ganze Cafeteria, dass wir hier waren. Ich wirbelte herum, als Charlottes helles Lachen durch den Raum schallte. Ich konnte nicht anders als sie anzustarren, wie sie mit der Hand von Calebs Schulter, runter zum Handgelenk fuhr. Meine Brust begann zu stechen. Ich wollte sie am liebsten an ihren langen Haaren über den Boden schleifen. Und ihm wollte ich eine scheuern, für den liebevollen Blick, den er ihr zu warf. Ich zwang mich weg zu sehen, ansonsten hätte ich den Laden hier sicher auseinander genommen. Alexa schnippte mit den Fingern vor meiner Nase herum und quetschte mir ihr Arbeitsblatt ins Gesicht. 
>>Was sagst du dazu?<< fragte sie so laut, dass ich sie mahnend ansah. Sie war unruhig, ihre Augen schnellten immer wieder hinter mich. Was zur Hölle war hier los? Ich klappte mein Buch zu und starrte sie an. 
>>Was wird das hier?<< fragte ich sie leise, aber bestimmt. So verhielt sie sich sonst nie.
>>Was meinst du?<< tat sie unwissend. Ich zog eine Augenbraue hoch. 
>>Warum seid ihr schon wieder alle so?<< fragte ich, mit einer vagen Handbewegung in den Raum.
>>Wer ist wie?<<
Unschuldig klimpterte sie mit den Wimpern.
>>Na ihr alle. Nick, Caleb, Charlotte. Als würdet ihr alle auf etwas warten. Und als würdet ihr alle mal wieder mehr wissen als ich.<< warf ich ihr ungebremst vor und erschrocken sah sie mich an.
>>Jetzt tu doch nicht so!<< blaffte ich noch. Sie wurde traurig und zog sich ein Stück zurück.
>>Ich weiß nicht was du meinst<< sagte sie und sie klang ehrlich. Ich seufzte und langte nach ihrer Hand.
>>Tut mir leid. Ich bin momentan einfach wieder total durch den Wind.<< gestand ich und starrte auf meine Schulbücher. Verständnisvoll streichelte sie meine Hand.
>>Wegen Caleb?<<
Ich biss mir fast auf die Zunge, als sie seinen Namen sagte.
>>Ich meine, klar ich hab Schluss gemacht. Aber, wie er jetzt direkt mit Charlotte flirtet, ist einfach nur scheiße<< murmelte ich. Alexa legte den Kopf schief und musterte mich aufmerksam.
>>So viel Stress hast du gar nicht verdient<<
>>Wie meinst du das?<<
Sie dachte konzentriert über ihre nächsten Worte nach. Dann sah sie mir tief in die Augen. Langsam legte sie ihre Hand an meine Wange und strich vorsichtig eine verirrte Haarsträhne hinter mein Ohr.
>>Du hast jemand unkomplizierten verdient. Jemanden, der keine Angst hat dir zu zeigen wie sehr er dich liebt.<<
Verwirrt versuchte ich sie zu verstehen. Im Augenwinkel konnte ich sehen, wie Nick hoch schnellen wollte, doch da war es schon zu spät. Ihre warmen Lippen lagen auf meinen. Sanft, doch voller Absicht. Erst Sekunden später brachte ich es fertig, mich von ihr zu lösen. Ich zuckte zurück und starrte sie einfach nur an. Im selben Moment hörte ich die Tür der Cafeteria zu schlagen. Calebs Platz war leer. Ansonsten hatten sich sämtliche Schüler uns zu gewandt. Ungläubige, amüsierte und überraschte Blicke trafen uns von allen Seiten. Ich wollte einfach nur weg hier.
>>Ich kann das nicht!<< meinte ich nur stumpf, nahm meine Sachen und flüchtete so schnell ich konnte. Kurz bevor ich die Tür zur leeren Sporthalle erreichen konnte, wurde ich von hinten fest gehalten. Diesen festen Griff kannte ich nur zu gut. Machtlos drehte ich mich zu Nick um.
>>Scheiße, Lilly...<< sagte er nur. Er wollte mir helfen, wusste aber absolut nicht wie. Zu oft hatte ich diesen Ausdruck schon auf seinem Gesicht gesehen.
>>Was willst du? Verpiss dich doch einfach, mach es nicht schlimmer als es schon ist!<<
Wütend versuchte ich seinem Griff zu entfliehen, doch er nahm sich auch noch meinen anderen Arm.
>>Es tut mir so leid, hörst du?<<
Ich schnaubte verächtlich.
>>Ach komm. Alles, wofür du dich interessierst, bist du selbst!<< sagte ich schwach.
>>Wir beiden wissen besser als jeder andere, dass das nicht wahr ist<< stellte er nochmal klar.
>>Du willst mir also sagen, dass du nichts von Alexas Vorhaben gewusst hast? So, wie du mich die ganze Zeit davor angeguckt hast.<< sagte ich laut und stellte mich ihm entgegen. Er seufzte resigniert und lockerte seinen Griff entschuldigend.
>>Ich hatte schon länger so ein Gefühl. Ich wusste nur nicht, dass es so ausgehen würde. Aber ich meine, was dachtest du denn auch? Du wusstest, dass sie in dich verliebt ist und du hast trotzdem-<< fing er an.
>>Was? Jetzt ist es auch noch meine Schuld?<<
>>Irgendwie ja schon oder? Wie kannst du von ihr verlangen, dich nicht küssen zu wollen? Ich meine, wenn du einfach du bist...<< flüsterte er.
Sein Blick wurde sanft, nahm mich für einen kurzen Moment ein. Bis ich wieder zu Sinnen kam und mich von ihm abschüttelte. Wütend stöhnte ich und stapfte hin und her.
>>Man! Du jetzt nicht auch noch! Könnt ihr nicht einfach alle mal aufhören, mich küssen zu wollen?<<
Ich rauschte ab und ließ ihn stehen. Wäre ich heute mal lieber zu Hause geblieben.

Please no promises - und alles wurde fakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt