Kapitel 166 - even if I'll never have her

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Caleb

Die Tür fiel mit einem leisen Klicken ins Schloss und aufeinmal war es eiskalt im Zimmer. Lilly wich vor mir zurück, ihre Hand hatte sich um den Zettel gekrallt.
>>Was hast du da?<< fragte ich wieder. Ich wusste schon was sie in der Hand hielt, als ich zur Tür rein kam. Das Gedicht, von dem ich seit Wochen verhindern wollte, dass sie es sah. Ich wusste, dass es irgendwann eh zu spät sein würde. Es war nur noch eine Frage der Zeit.
>>Was ist das?<< krächzte sie plötzlich, sie war panisch. Ich wollte sie nicht aufregen, aber es war klar, dass das hier eskalieren würde.
>>Lilly...<<
Ich wollte sie besänftigen, doch sie hielt den Zettel nur fester.
>>Nein! Sag's mir!<< schrie sie dann und hielt ihre Hand schützend vor sich. Fassungslos atmete ich aus und wich ein Stück zurück. Vor diesem Moment hatte ich schon so oft Angst gehabt. Das sie irgendwann Angst vor mir haben würde. Ich hatte keine Wahl, ich musste es aufklären. Wie gefroren setzte ich mich langsam auf den Stuhl.
>>Gib mir den Zettel, bitte<<
Ich streckte eine Hand nach ihr aus. Sie kam mir näher, behielt den Zettel allerdings bei sich.
>>Lilly, bitte<< machte ich und versuchte so viel Wärme wie möglich in meinen Blick zu legen.
>>Nein...<<
Ihre Stimme brach. Mitleidig sah ich sie an. Ich hatte es gewaltig verbockt. Ich hatte sie verletzt. Mal wieder. Ich wollte mir nicht ausmalen, was sie sich die letzten Wochen für Gedanken gemacht hatte. Niemand hätte ahnen können, dass sich die Lage so gewaltig zuspitzen würde.
>>Wieso hatte ich dieses Gedicht? Und warum hast du es jetzt?<<
Sie war verzweifelt. Schwer atmete ich aus und vergrub mein Gesicht in den Händen.
>>Caleb? Ist das von dir? Hast du eine andere, oder-<<
Ich unterbrach sie.
>>Nein, Lilly, ich würde dich niemals betrügen. Hörst du?<< versuchte ich ihr wieder klar zu machen. Ich hatte das Gefühl, ich hatte alles falsch gemacht, weil sie mir einfach nicht trauen konnte.
>> Was ist es dann? Sag es mir endlich << flehte sie schon fast. Ich seufzte und starrte auf meine Hände. Es gab keinen anderen Weg mehr als die Wahrheit.
>>Es ist von Alexa<< sagte ich stumpf, machtlos.
>>Was?<<
Lilly verstand nichts. Wie sollte sie auch?
>>Das Gedicht handelt von dir<<
>>Was?<< kam es wieder leise aus ihrem Mund. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie mich an. Ihr kleiner Finger zitterte. Ein Anzeichen, dass sie kurz vor einem Anfall stand und das wollte ich auf keinen Fall zulassen. Behutsam ging ich auf sie zu, zwang sie den Zettel los zu lassen und bugsierte sie zum Stuhl.
>>Alexa und ich haben und getrennt, weil sie sich in dich verliebt hat<< gestand ich ihr endlich und wusste absolut nicht, ob es so richtig war. Ich hatte Alexa versprochen, ihr Outing ihr zu überlassen, doch ich hatte keine andere Wahl.
>>Das ergibt überhaupt keinen Sinn << sagte sie, ihre Augen schnellten hin und her.
>>Ich dachte immer, sie würde mich hassen, weil ich dich hatte <<
Ich schmunzelte.
>>Sie hasst eher mich, weil ich dich habe<< sagte ich. Ich konnte absolut verstehen, warum Alexa eifersüchtig auf Lilly war. Auch wenn sie mir irgendwo leid tat. Verwirrt schüttelte sie den Kopf.
>>Seid wann...ist sie jetzt lesbisch oder bi?<<
Ich konzentrierte mich, ihr alles geordnet erklären zu können.
>> Sie ist lesbisch und sie hat Gefühle für dich, seit... ja eigentlich seit dem Anfang<<
>>Und dann warst du trotzdem mit ihr zusammen?<< warf sie mir vor.
>>Es ist kompliziert.<<
>>Aber nicht kompliziert genug, um mit ihr zu schlafen? Sie zu entjungfern?!<< schrie sie mich an. Ich hatte es verdient. Ich seufzte und raufte mir die Haare. Sie waren schon wieder zu lang und hingen mir lockig in der Stirn.
>>Sie war selbst verwirrt und ihr geht es damit immer noch sehr schlecht. Nachdem ich mit ihr geschlafen hatte, war für sie dann absolut klar, dass sie nur auf Frauen steht.<< erklärte ich ihr und zupfte an meiner Jeans.
>>Und dass sie auf mich steht << murmelte sie in Gedanken.
>>Was ist passiert, dass ihr alle jetzt so einen Trubel darum gemacht habt?<< fragte sie gefasster und verschränkte die Arme vor der Brust.
>>Sie wollte uns auseinander bringen.<<
Sie schnaubte.
>>Das ist doch nichts neues<<
Verständnislos schüttelte sie den Kopf.
>>Sie hat gedroht dich weiter fertig zu machen und dann weiß ich nicht was passiert ist. Sie wollte dir ihr Gedicht immer wieder zukommen lassen. Und das habe ich verhindert, weil ich absolut nicht wusste was sie vor hat.<<
Ich wurde unruhiger. Mir wurde bewusst, wie wenig ich eigentlich wusste und vorallem wusste ich nicht, was uns erwarten würde.
>>Sie war die letzten Wochen nett zu mir<<
Sie schaute an einen unsichtbaren Punkt hinter mir, als wäre sie gar nicht richtig da. Ich nahm ihre Hände.
>>Was soll ich jetzt machen? Soll ich ihr aus dem Weg gehen oder soll ich nett zu ihr sein? Ich-<<
Sie war vollkommen durcheinander und ich konnte ihr nicht helfen dieses Chaos in Ordnung zu bringen.
>>Hey..<< sagte ich und strich ihr eine Haarsträhne zurück. >>Mach das, was dir dein Gefühl sagt. Auf den Rest passe ich auf<< sagte ich und suchte ihren Blick.
>>Aber bitte lüg mich nie wieder an<< flüsterte sie ganz nah an meinen Lippen.
>>Ich hab schon an das schlimmste gedacht<<
Ich legte meine Stirn an ihre und strich über ihre Arme.
>>Vertrau mir, bitte<< flüsterte ich.
Als Antwort küsste sie mich vorsichtig.
Mein Kopf dröhnte. Wieder hatten wir uns gestritten, ohne dass eine Lösung in Sicht war. Im Moment konnte ich Alexa überhaupt nicht einschätzen. Ich fühlte mich verantwortlich für Lilly und für sie.

Please no promises - und alles wurde fakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt