Kapitel 117 - Borderline

775 49 11
                                    

Lilly

Mit schwitzigen Händen nahm ich den Umschlag von Frau Dokotor Andrews entgegen. 2 Monate war ich jetzt hier. Nach 2 Monaten stand meine Diagnose fest. Ich hatte ein ungutes Gefühl. Schnell zog ich die erste Seite heraus und sah sie mir an. Ich las mir ein paar Stichpunkte durch, bis ich zu dem Satz kam, in dem meine Diagnose stand.

Die Patientin Lilly Jane Matthews leidet an einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung.

>>Was?<< fragte ich verwirrt und sah hoch. Ich verstand was da stand, aber irgendwie auch nicht.
>>Was heißt das?<<
Doktor Andrews lehnte sich vor und sah mich ernst an.
>>Du hast Borderline, Lilly.<<
Das Wort schwirrte durch meinen Kopf. Ich hatte schonmal davon gehört, wusste aber nie wirklich was es war.
>>Ich kann dir erklären, was das alles bedeutet. Es sind aber auch sämtliche Erklärungen mit in dem Umschlag drin<< erklärte sie.
>>Nein, ich möchte es lieber selbst lesen. Wenn ich Fragen habe, dann kann ich Sie sicher noch fragen.<< stotterte ich und steckte den Zettel zurück in den Umschlag.
>>Aber natürlich. Ich würde dir vorschlagen, dir den Rest des Tages frei zu nehmen und dich erstmal damit auseinander zu setzen. Lies das alles am besten mit deinen Freunden durch, damit du nicht allein bist. Wenn du Hilfe brauchst, kannst du dich ruhig melden<< sagte sie freundlich und notierte sich etwas in ihre Akten.
>>Ich werde derweil einen neuen Therapieplan für dich erarbeiten. Jetzt, wo wir wissen was du hast, können wir deine Therapie dementsprechend anpassen und gezielt an deiner Genesung arbeiten.<<
Ich stand auf und hielt mir den Umschlag vor die Brust als ich ihr zum Abschied die Hand schüttelte. Ich ging durch die Flure und wurde von allen so komisch angeguckt. Wussten Sie was in dem Umschlag war? Ach Quatsch. Oder vielleicht doch? Vorsichtig klopfte ich an Chrissy's Zimmertür.
>>Herein<< trällerte Harvey fröhlich und ich konnte mir ein kurzes Grinsen nicht verkneifen.
>>Deine Diagnose<< platzte Chrissy sofort heraus als sie den Umschlag sah. Also wussten doch alle, was darin war.
>>Und?<< machte Harvey gespannt und drehte sich auf dem Drehstuhl einmal in der Runde.
>>Ich, ähm, also naja...<< brabbelte ich, bevor Chrissy mir den Umschlag vorsichtig aus den Händen nahm.
Sie las den ersten Zettel durch und ich konnte sehen, wie sich ihr Gesichtsausdruck langsam änderte. Dann sah sie zu Harvey, der sie mit durchdringenden Blicken bohrte.
>>Oh Lilly...<< machte sie nur und gab den Zettel an Harvey.
>>Oh Lilly, meine Schöne...<<
>>Was? Was ist denn? Was ist das denn? Ich hab keine Ahnung, was das heißt!<< sagte ich hysterisch und fuchtelte mit den Armen.
Harvey setzte sich zu Chrissy auf den Teppich und zog den Stapel Blätter aus dem Umschlag und sortierte ihn auf dem Tisch.
>>Na los, fang an zu lesen. Je eher du alles weißt, desto eher kannst du die Therapie machen <<
Wow, war das wirklich so schlimm? Anscheinend ja schon, wenn alle so einen komischen Film schoben.
>>Wow, irgendwie macht das alles Sinn.<< sagte ich irgendwann verblüfft, nachdem ich den Großteil der Zettel gelesen hatte.
Alles machte Sinn. Mein Verhalten, meine Gefühle. Alles.
>>Naja, aber sieh es mal so: Jetzt kannst du endlich eine richtige Therapie machen << sagte Chrissy und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln.
>>Chrissy, hier steht, dass man Borderline nicht heilen kann. Nur die Symptome lindern. Das ist eine Persönlichkeitsstörung, das kann man nicht gerade biegen!<< warf ich ihr vor und spürte schon wieder wie die Wut in mir hoch kam. Zu wissen, dass diese Wut an meiner Krankheit lag, machte mich sogar noch wütender. Genervt warf ich die Zettel auf den Boden und zog meine Knie an. Chrissy schaute zu Harvey, der mich mitleidig ansah.
>>Spart es euch bloß << gab ich nur von mir und rollte die Augen.
>>Ich will nach draußen<< sagte ich dann geistesabewesend. Chrissy drehte sich zum Fenster, schaute den Regen an und sah mich dann als als hätte ich nicht mehr alle Zweige an der Tanne.
>>Dann los<< bestimmte Harvey und hatte sich bereits eine Jacke übergezogen. Chrissy folgte uns nur grummelnd und meckernd. Draußen stellte ich mich mitten in den Regen und ließ meine Gedanken abkühlen. Borderline. Das war es also.
>>Gut. Dann ist es halt Borderline. Die Scheiße schaffe ich auch noch << verkündete ich mit festem Blick zu den anderen beiden. Harvey jubelte und Chrissy schlang einen Arm um mich. Ja, ich würde diese Scheiße besiegen.

Please no promises - und alles wurde fakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt