Kapitel 104 - Harvey and Chrissy

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Lilly

Durch ein leises Klopfen wachte ich langsam auf. Ich lag auf einer Liege, ohne Decke und ohne Kissen. In einem Raum, ohne Fenster. Das Zimmer wurde nur durch runde Lampen erhellt, die in die Decke eingelassen waren. Ich trug immer noch das weiße, lange Hemd aus dem Krankenhaus, in welchem ich mich allmählich ziemlich unwohl fühlte. Mit einem kurzen Knarren schwang die Tür auf und eine junge Frau in weißem T-Shirt und heller Jeans kam ins Zimmer.

>>Guten Morgen Lilly. Wie fühlst du dich? << fragte sie mit angenehmer Stimme und kam zu mir an die Liege.

>>Ich weiß nicht<< murmelte ich und sah mich immer noch um.

>>Du bist sicherlich ziemlich erschöpft. Deswegen wollte ich dich abholen, um dich zum Frühstück zu begleiten. <<

Höchst konzentriert sah ich sie an. Ich kannte sie nicht, ebenso wie diesen Raum. Also wo war ich?

>>Wo bin ich hier? << fragte ich die Frau vor mir und setzte mich auf.

>>Ich hab mir schon gedacht, dass du das fragst. Komm, ich erkläre dir alles auf dem Weg zum Speisesaal<<

Freundlich hielt sie mir ihre Hand hin und half mir aufzustehen. Was, auch wenn ich es nicht zugeben wollte, ziemlich schwer war. Alle meine Muskeln fühlten sich wie gelähmt an. Auf dem Flur reichte sie mir eine lange, flauschige Strickjacke, die ich dankbar an nahm, da es hier auf dem Flur doch recht frisch war. Auf dem Gang konnte ich nicht erahnen, wo ich hier war. Alles war weiß gehalten, steril. Die Frau neben mir bedeutete mir ihr zu folgen und fing dann an zu erzählen.

>>Also, ich bin Christina. Du kannst ruhig Chrissy zu mir sagen. Ich glaube, die nächste Zeit werden wir uns öfter sehen. Du kannst dich bestimmt noch an deinen Aufenthalt im Krankenhaus erinnern oder? <<

Ich nickte und augenblicklich wurde mir bereits bewusst, wo ich hier war.

>>Ich hab gehört, dass du im Krankenhaus nicht so gut aufgehoben warst. <<

Prüfend sah sie mich an.

>>Du wurdest unruhig und die Ärzte haben dich hier her, zu uns, gebracht. Du bist hier in einer Klinik für mental nicht ganz stabile junge Erwachsene. In der letzten Nacht hast du in Raum 110 geschlafen. Durch die Medikamente und deine Überdosis warst du sehr aufgewühlt und wir mussten dich einen Nacht vor dir selbst schützen. Wenn alles gut läuft, dann bekommst du heute Nachmittag dein richtiges Zimmer. Es sieht wohl so aus als müsstest du eine Weile hier bleiben. Wie lange das sein wird, weiß ich noch nicht. Du kannst dir aber sicher sein, dass du bestens versorgt wirst und du keine Angst haben musst. Wenn du Hilfe brauchst, stehe ich dir gern zur Seite<<

>>Ich wollte mich nicht umbringen<< nuschelte ich wieder vor mich hin und hoffte, dass sie mir glauben würde.
Sie lächelte mich mitfühlend an und öffnete eine Glastür vor uns, die uns in einen kleinen Eingangsbereich mit Fahrstühlen und Sofas führte. Wir fuhren mit dem Fahrstuhl auf die zweite Etage, dort führte mich Christina durch einen weiteren Flur, bis sie dann eine große Glastür mit der Aufschrift 'Speisesaal' aufdrückte und mich hinein schob. Augenblicklich war ich noch etwas dankbarer für die Strickjacke und hielt sie noch etwas schützender vor meinen Körper. 

>>Komm, hier sind noch Plätze frei<< sagte sie und zog mir einen Stuhl zurecht.

>>So, was möchtest du denn essen?<< fragte sie dann und schaute in Richtung Buffet. 

Please no promises - und alles wurde fakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt