Kapitel 162 - screaming Silence

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Lilly

Wortlos stieg Caleb in sein Auto, sagte nicht mal was als ich neben ihn auf den Beifahrersitz kletterte. Er fuhr los und wischte sich zwischendurch immer wieder das Blut von der Schläfe. Ich wollte etwas sagen, aber ich wusste dass gerade nicht der Zeitpunkt war zu reden. Caleb brauchte mich und ich brauchte ihn. Trotzdem brauchte er gerade diesen Abstand von mir, den er nur durch diese Stille zwischen uns hatte. Nur durch einen meiner unkontrollierten Wutausbrüche, wurde die Person, die ich am meisten auf dieser Welt liebte, ernsthaft verletzt. Tränen stiegen mir in die Augen, die ich sofort verdrängte. Ich hatte das Gefühl als hätte ich jetzt nicht das Recht dazu zu weinen. Caleb zog mit einem Ruck die Handbremse an und stieg aus. Ich folgte ihm in sein Haus und stand dann kurz unschlüssig im Flur herum. Caleb streifte sich sein T-Shirt ab und warf es sofort in den Müll. Das Blut würde so oder so nie wieder raus gehen. Dann lief er ins Bad und knallte die Tür hinter sich zu. Vor Schreck zuckte ich zusammen, ging ihm aber doch nach. Caleb saß auf dem Wannenrand und drückte sie ein Papiertuch an den Kopf. Ich nahm einen Waschlappen aus dem Schrank und tränkte ihn in warmes Wasser. Caleb beobachtete mich einfach nur, er sah traurig aus. Behutsam nahm ich seine Hand weg und tupfte sein Blut vom Gesicht und den Händen. Er schluckte und ließ mich machen. Schuldbewusst biss ich mir auf die Lippen, bis auch ich Blutgeschmack im Mund hatte. Er legte seinen Daumen an mein Kinn und zwang mich aufzuhören. In seinen Augen konnte ich sehen, dass er tausend Emotionen vor mir versperrte. Emotionen, die ich einfach unkontrolliert heraus ließ. Caleb sah mich forschend an.
>>Dachtest du wirklich, ich würde dich betrügen?<< fragte er und nahm mir den Waschlappen aus der Hand. Ich wich seinem Blick aus.
>>Nein, ich...Nein.<< brachte ich nur hervor. Ich wollte ihm so viel sagen, nur wusste ich einfach nicht wie ich mich ausdrücken sollte. Ich wusste nicht, wie ich ihm dieses Chaos in meinem Kopf verständlich machen sollte. Er nickte einfach nur, das reichte ihm. Er versorgte seine Wunden und fuhr mich dann nach Hause. Mein Dad wunderte sich zum Glück nicht, dass Calebs Auto an unserem Haus hielt. Ansonsten hätte ich mir irgendeine Story ausdenken müssen. Ich wollte meine Eltern nicht belügen. Nur schämte ich mich für mein Borderline-bedingtes Verhalten und ich wusste nicht, wie ich meinen Eltern erklären sollte warum ich Dinge tat, wie ich sie eben tat. Vielleicht konnte ich das irgendwann. Nur nicht jetzt. Nichtmal ich verstand mich selbst. Wie sollte ich also jemand anderem alles erklären? Donnerstag war die Stimmung zwischen uns allen sehr eisig. Caleb saß zwar bei uns, doch wir berührten uns nichtmal. Milla schaute jedes Mal schnell weg, wenn unser Blick sich traf. Matt saß mit verschränkten Armen gegenüber und sah sich das Dilemma mit Abstand an. Die Jungs unterhielten sich angeregt drei Tische weiter, Nick war gar nicht da. Laut atmete ich aus, da warnte mich Milla mit einem scharfen Blick.
>>Hört mal zu, ich weiß dass ich wegen meinen Ausbrüchen ständig solche Probleme habt. Aber ich will einfach nicht, dass die Stimmung so zwischen uns ist.<< redete ich dann drauf los. Caleb drehte sich langsam zu mir um. Seine Augen waren ausdruckslos und er sah mich an, als sollte ich besser den Mund halten.
>>Ich frage mich halt einfach was noch alles passieren soll, bis-<<
>>Matt!<< unterbrach Caleb ihn zischend.
>>Okay, was ist das hier eigentlich?<< fragte ich dazwischen.
>>Ja, Caleb. Was ist hier los? Und was war gestern los?<< kam es wieder von Matt. Provozierend als würden die beiden gleich aufeinander los gehen. Milla hatte ihre Augen zusammen gekniffen und beobachtete uns drei komplett verständnislos.
>>Caleb?<< Vorsichtig wollte ich seine Hand nehmen, doch er entzog sich mir.
>>Nein, du hast einfach keine Ahnung, Lilly!<< maulte er mich an, nahm seine Sachen und ging.
>>Na toll<< meckerte Milla Matt vorwurfsvoll an. Ich seufzte und sah zum Fenster raus. Ich stockte als mein Blick am Haupteingang hängen blieb. Caleb steuerte auf Alexa zu und ging sie an. Sie zuckte zurück, stellte sich ihm dann aber dich wieder entgegen. Die beiden stritten sich. Ich konnte nicht hören worum es ging, bis Caleb wütend in meine Richtung deutete und sie über den Schulhof zu mir rüber sah. Fragend hielt ich den Blickkontakt. Alexa gab ihm Anweisungen runter zu fahren, nahm in dann am Arm und ging mit ihm ins Schulgebäude. Plötzlich hörte ich Matt schnauben. Er hatte den Streit mit angesehen und schüttelte nur den Kopf. Mir wich er allerdings sofort aus als ich zu ihm rüber schaute. War ich irgendwie die einzige, die nicht wusste was hier los war?

Please no promises - und alles wurde fakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt