Kapitel 176 - Das Leben fragt dich nicht.

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Lilly

Meine Lunge brannte, heiße Tränen auf meiner Haut.
Ich ertrank in mir.
Meine Augen schnellten hin und her. Nach etwas suchend, dass mich retten könnte. Ich zog meine Knie an die Brust und hielt mir die Ohren zu. Die Stimmen hallten in meinem Kopf wieder, schrien mich an als würde mein Gehirn jeden Moment explodieren. Kraftlos versuchte ich mich zusammen zu halten und innerlich nicht zu zerbersten. Schatten vernebelten mir die Sicht.
Angst und Schmerz sind schlimmer als jede Droge, jeder Trip.
Deine Emotionen können dich verschlucken, zerdrücken, zerbrechen. Ohne, dass du es verhindern kannst.
Du kannst nur dabei zu sehen und hoffen, dass es schnell zu Ende ist. Nur bei mir war es das nie. Es war nie vorbei. Mein Leben war die Hölle. Und ich konnte nur dabei zu sehen. Alle sahen mich unter gehen. Keuchend schlug ich meinen Kopf gegen die Wand. Einmal, zweimal, dreimal. Bis ich in Ohnmacht fiel. Nur so hörte es kurz auf. Erst spät kam ich wieder zu mir. Mein Herz pulsierte, holte mich schwach zurück. Mein Körper war viel zu strapaziert.
Vor zwei Tagen hatte ich mich das letzte Mal geschnitten, seitdem nicht mehr. Weil es endgültig nichts mehr half. Ich aß nicht mehr, nicht um mich zu bestrafen. Sondern, weil ich meinem Körper den letzten Rest an Kraft nehmen wollte. Meine letzte Therapiesitzung für dieses Jahr war gestern. Meiner Therapeutin hatte ich versichert, dass es mir gut gehen würde. Sie glaubte mir nicht, hatte lange mit meinen Eltern telefoniert, bis sie ihr versprachen gut auf mich Acht zu geben über die Feiertage.
Zwei Wochen bis Weihnachten. Noch eine Woche Schule für dieses Jahr. In letzter Zeit überrollten mich diese Attacken fast jeden Tag. Jedes Mal schlug ich meinen Kopf gegen die Wand, anders wusste ich mir einfach nicht mehr zu helfen. Tausende Male war ich versucht, Caleb anzurufen. Ihm zu sagen, dass ich ihn liebte. Aber ich durfte nicht. Das würde alles nur noch schlimmer machen. Für beide von uns. Niemandem wäre dabei geholfen.
Ganz leise schluchzte ich.
Liebe tut weh. Sanft, fast zärtlich, bricht sie dir das Herz.
Das Leben ist nicht fair.
Es fragt dich nicht, was richtig oder falsch ist.
Es warnt dich nicht, bevor es dich zerstört.

Please no promises - und alles wurde fakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt