Kapitel 154 - Emotions

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Lilly 

Als es am Samstagmittag an der Tür klingelte, rannte ich wie eine Verrückte die Treppe runter und begrüßte Caleb stürmisch. Erschrocken taumelte er ins Haus und meine Mum lachte, als mein Dad schockiert in den Flur starrte. Meine Mum hatte bereits gekocht und bat uns, uns doch zu setzen. Wir unterhielten uns und meine Eltern schienen wirklich an ihm interessiert zu sein. Er erzählte, dass er jetzt in dem Haus von seinem Großvater wohnte und meine Mum warf mir einen verstohlenen Blick zu, worauf ich rot anlief. Ich half ihr beim Abwasch und Caleb unterhielt sich mit meinem Dad. Ungeduldig drückte ich mich danach an der Treppe herum und wartete, bis Caleb fertig war. Schmollend sah ich ihn als er endlich um die Ecke kam. 
>>Was habt ihr geredet?<< fragte ich sofort als ich seinen nachdenklichen Blick sah. Doch sofort veränderte sich seine Miene.
>>Nichts besonderes, mach dir keine Sorgen<< sagte er und fasste mich an der Hand. 
>>Jetzt sag schon!<< drängte ich ihn auf der Hälfte der Treppe. 
>>Es war nichts, Schatz!<< zischte er amüsiert zurück. Zwei Stufen vor meinem Zimmer blieb ich stehen und wollte wieder etwas sagen, doch er packte mich an den Hüften und trug mich den Rest rauf. Ich kreischte und hielt mir sofort den Mund zu. Caleb grinste und stieß meine Zimmertür auf. Langsam ließ er mich runter und sein Blick wanderte durch den Raum.
>>Ist schon eine Ewigkeit her<< sagte er abwesend. Ich zuckte mit den Schultern.
>>Ja<< gab ich zurück und setzte mich dann auf den Teppich. Caleb zog die Schuhe aus und ließ sich auf mein Bett fallen. Er hatte die Augen geschlossen und lag entspannt auf der Decke rum. Ich konnte nicht anders, als ihn anzusehen und zu lächeln. Mehrere Minuten saß ich so da. Caleb brummte.
>>Du starrst mich schon wieder an, oder?<< flüsterte er und stützte sich auf. Ertappt sprang ich auf und wollte mich abwenden, doch Caleb schnappte nach meiner Hand und zog mich zu ihm aufs Bett. 
>>Es ist deine Schuld. Warum bist du auch so schön?<< platzte es beleidigt aus mir heraus. Laut lachte er auf.
>>Du bist noch viel schöner, Lilly<< 
Ungläubig sah ich ihn an. 
>>Ja, ist klar<< murmelte ich sarkastisch.
>>Was?<< provozierte er mich mit hochgezogenen Augenbrauen. Genauso provozierend setzte ich mich auf und wollte ihn ansehen, doch schon hatte er mich umgeworfen und hielt mich fest. 
>>Du bist so unglaublich schön, Lilly Matthews<< flüsterte er ernst an mein Ohr und schon lagen seine Lippen auf meinen. Grummelnd schob ich ihn von mir weg. Ich lag unbequem auf meinem Arm. Caleb schob seine Hand unter mich und rückte mich ein Stück nach oben. Zufrieden zog ich ihn wieder an mich. Er stützte seine Unterarme neben mir ab. Unter der Decke knisterte es laut. Verwundert setzte er sich wieder auf.
>>Was ist da?<< fragte er neugierig und schob mich ein wenig zur Seite. Fuck.
>>Gar nichts!<< sagte ich dann doch etwas zu laut und auffällig und wollte ihn ablenken, doch schon zog er die Zettel unter meiner Bettdecke hervor. Heute morgen hatte ich doch nochmal über das Kapitel zu meiner depressiven Phase geschaut und es tatsächlich vergessen, wieder weg zu räumen. 
>>Was ist das?<< fragte er wieder, setzte sich hin und wollte anfangen zu lesen.
>>Das kannst du nicht lesen, das ist privat.<< 
Ich wollte ihm die Zettel aus der Hand nehmen, doch er hielt sie grinsend hoch, sodass ich nicht ran kam. 
>>Was ist denn jetzt bitte zwischen uns beiden noch zu privat?<< sagte er und musterte mich anzüglich von oben bis unten. Verzweifelt musste ich grinsen.
>>Das ist aus der Therapie, ich hab vergessen es weg zu räumen.<< gab ich zu.
>>Oh<< machte er und reichte mir den Stapel zurück. Ich stand auf und wand mich zu meinem Regal, um den richtigen Ordner raus zu suchen. Ich atmete ein und überflog die Sätze noch einmal. 
>>Nein, weißt du was? Du kannst es ruhig wissen. Sonst weißt du ja nie, wie ich mich fühle<< sagte ich entschlossen und gab ihm die Zettel zurück. Er zögerte, nahm sie dann aber doch entgegen. Er lehnte sich an die Wand und begann ruhig zu lesen. Es dauerte eine halbe Stunde, mehrere Sätze las er öfter und sagte gar nichts. Dann sah er mich traurig an und legte die Zettel weg. Er schloss mich in seine Arme. 
>>Warum hast du mir nicht gesagt, dass du so traurig bist?<< fragte er vorsichtig. 
>>Ach, mir war da einfach alles zu viel<< versuchte ich die Sache runter zu spielen, obwohl ich die aufkommende Spannung zwischen uns schon fühlen konnte. 
>>Was war dir denn zu viel?<< harkte er nach. 
>>Irgendwie...naja alles. Es ist so viel passiert in letzter Zeit, vieles was neu für mich ist.<< Ich geriet leicht in Panik und wusste nicht, wie ich es ihm anders erklären sollte. 
>>Was meinst du?<< 
Ich stand vom Bett auf und wippte unruhig hin und her. Mein Atem zitterte. Caleb legte den Kopf schief.
>>Sprichst du von der Clubnacht? Bereust du es?<< fragte er dann seltsam ruhig. 
>>Was? Ich-<< 
Mein Handy klingelte, Harvey rief mich an. Aufgebracht drückte ich ihn weg. Das hatte ich noch nie getan. 
>>Du kannst mir ruhig sagen, wenn-<< fing er an.
>>Nein, es-<< 
Harvey rief ein zweites Mal an und wieder drückte ich ihn weg. 
>>Wer ist das?<< fragte Caleb gereizt. 
>>Nur Harvey, er-<< wollte ich erklären, doch diesmal schnitt Caleb mir das Wort ab.
>>Wer ist dieser Harvey überhaupt?<< 
Ich schwieg, sah nervös zwischen ihm und meinem Handy hin und her. Und als wäre es nicht schon unpassend genug, schrieb mir Harvey eine Nachricht.
Süße, alles okay?
Caleb holte tief Luft als er sie las.
>>Es ist nicht so, wie du denkst.<< krächzte ich wenig überzeugend. 
>>Achso, deswegen nennt er dich Süße?<<
Caleb war überfordert, fast konnte ich sein Herz vor mir brechen sehen.
>>Hast du was mit ihm?<< kam es dann kraftlos aus seinem Mund, er konnte mich kaum ansehen. Ich fing laut an zu lachen, gleichzeitig liefen mir die Tränen hinunter. 
>> Was ist so lustig?<< 
Er war genervt, mein Lachen verebbte und weinend lächelte ich ihn an. 
>>Caleb, Harvey ist schwul. Er ist mein bester Freund. Und jetzt lass mich ihm eben eine Nachricht schreiben, damit er nicht denkt ich hätte mir was angetan<< 
Caleb blinzelte verwirrt und sackte zurück aufs Bett. Schnell tippte ich eine Antwort für Harvey und legte das Handy dann weg. Ich wischte mir die Tränen weg und legte die Arme auf seine Schultern.
>>Hey, hör zu. Mir geht's gut. Nur manchmal ist es einfach noch ein bisschen schwierig für mich, meine Therapeutin und ich arbeiten daran. Wahrscheinlich wird das mit uns noch wahnsinnig kompliziert und bestimmt werde ich dir noch die ein oder anderen Male den letzten Nerv rauben...<< sagte ich, hob sein Gesicht an und schaute ihm in die Augen.
>>Die Clubnacht war wunderschön und bereue keine einzige Minute davon, ich würde alles so wieder machen. Okay?<<
Caleb nickte langsam und zwang sich ein Lächeln ab.
>>Okay.<<
>>Ich liebe dich<< flüsterte ich und sah, wie er strahlte.
>>Ich liebe dich mehr<<
Die schlechte Stimmung war verflogen und schon sah ich ihn wieder empört an.
>>Bitte was? Das kann ja gar nicht sein<< stellte ich klar und entzog mich ihm. 
>>Warum nicht?<< lachte er gespannt. 
>>Würdest du mich mehr lieben, würde ich wohl kaum das hier tun.<< 
Verwundert sah er mich an, bis ich grinsend mein T-Shirt auszog. Es war warm und ich war zuhause, deshalb trug ich keinen BH. Caleb zog die Augenbrauen hoch und musterte mich. Ohne zu zögern, öffnete ich seine Hose und griff hinein. Scharf sog er die Luft an meinem Ohr ein, als ich seine Erregung spürte. 
>>Lilly, nein. Deine Eltern sind doch unten<< mahnte er mich. 
>>Na und? Seit wann bist du so spießig?<< fragte ich und musste kichern. 
>>Sie mögen mich doch gerade erst wieder<< stellte er fest und grinste mich an. Ich schnaufte enttäuscht und zog mir das T-Shirt wieder über. Er raufte sich die Haare und zufrieden krabbelte ich neben ihn. Abgelenkt und aus der Fassung gebracht hatte ich ihn auf jeden Fall. 
>>Hast du Lust auf einen Film? Ich hab einen mitgebracht<< sagte er nach einer Weile und drückte mir einen Kuss aufs Haar. Fröhlich schielte ich zu ihm hoch und nickte eifrig. Mehr als rumliegen konnte ich gerade eh nicht mehr. Das war zu viel Stress für einen Tag. 

Please no promises - und alles wurde fakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt