Kapitel 150 - You all over Me

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Lilly

Milla blieb den ganzen Nachmittag. Wir aßen zusammen, unterhielten uns und lachten so viel bis mein Gesicht weh tat. Kurz bevor wir zu Milla aufbrechen wollten, wusch ich mir nochmal die Haare. Als ich, mit einem großen Handtuch um den Kopf gewickelt, wieder in mein Zimmer kam hatte sich Milla schon an meinem Schrank zu schaffen gemacht und eine Tasche für mich gepackt.
>>So, alles fertig<< verkündete sie und holte meine Kosmetiker aus dem Bad. Ich lachte ungläubig.
>>Wozu brauche ich denn so eine große Tasche?<< fragte ich und konnte Milla nicht ernst nehmen.
>>Dein Ernst? Wir haben Programm heute Abend!<< sagte sie und starrte mich an als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank.
Mit erhobenen Händen gab ich mich geschlagen. Milla wusste schon was sie tat. Sie checkte ihr Handy und stand auf.
>>Wir sollten los, es ist gleich 18 Uhr. Hast du Handy und Ladekabel?<<
>>Ähh...<<
Ich kramkte in meinem Bett herum und drückte Milla dann mein Handy und Ladekabel in die Hand.
>>Super<< sagte sie und stopfte beides mit in die Tasche.
>>Viel Spaß!<< rief Mum von ihrem Schreibtisch aus und zeigte noch auf den Hausschlüssel. Schnell schnappte sich Milla diesen ebenfalls und zog mich dann hastig zur Tür raus.
>>Bis morgen<< konnte ich gerade noch zwischen Tür und Angel sagen, schon manövrierte sie mich in Matts Auto.
>>Hi Matt<<
Er musste lachen, so verwirrt musste ich aussehen.
>>Was hast du nur mit ihr gemacht?<< zischte er Milla amüsiert zu.
>>Shht!<< ermahnte sie ihn und küsste ihn.
Ich musste lächeln als ich die beiden ansah. Sie waren echt perfekt zusammen. Ich war wieder ein mal so froh, dass sie sich gefunden hatten. Matt setzte uns bei Milla zuhause ab und fuhr dann wieder nach hause. In ihrem Zimmer lud ich die Tasche ab und sah Milla dann abermals verwirrt an. Sie wackelte mit den Augenbrauen und grinste wie ein Honigkuchenpferd.
>>Was ist hier eigentlich los?<< pflatzte es dann aus mir raus. Millas gute Laune steckte mich sofort wieder an. Verführerisch streckte sie mir ein Glas zu und holte dann eine Flasche Cola und eine Flasche Vodka aus ihrem Schrank. Ich musste lachen und blinzelte sie an.
>>Wir gehen heute feiern, im Club an der Parkstraße<< gab sie feierlich bekannt und trommelte auf den Tisch. Ich hatte die Augen aufgerissen und dachte sie wollte mich verarschen. Doch Milla machte sich dran, die Gläser mit einer Halb-Halb-Mische zu füllen und konnte ernster gar nicht aussehen. Dann reichte sie mir mein Glas und streckte ihres strahlend in die Luft.
>>Cheers<< sagte sie und kippte einen ordentlichen Schluck runter. Nich bevor sie ihr Gesicht verziehen konnte, trank ich ebenfalls. Ich befürchtete, ich würde nicht trinken wollen wenn ich ihr angewidertes Gesicht sehen würde. Wir zogen gleichzeitig Fratzen und mussten lachen. Der Alkohol brannte uns im Mund.
>>Gleich nochmal!<< lachte sie und wir nahmen noch zwei große Schlucke. Gerade dankte ich ihr, dass sie den ganzen Tag so dafür gesorgt hatte, dass ich genug gegessen hatte. Dann kramkte sie ihren Lockenstab und eine Haarbürste hervor und machte sich an meine Haare. Nach einer halben Stunde fuhr sie mit ihren Fingern durch meine fertig gelockten Haare und sprühte sie reichlich mit Haarspray voll. Ich hustete und verfiel danach sofort in einen Lachkrampf. Sie kicherte und wankte auf ihren Knien hin und her. So schön hatten meine Haare nich nie ausgesehen, dachte ich während ich mich im Spiegel betrachtete. Ihre schulterlangen Haare glättete sie schnell.
>>Soll ich meine Haare auch abschneiden?<< fragte ich sie nachdenklich.
>>Spinnst du?<< sagte sie übertrieben laut.
>>Auf keinen Fall, ich liebe deine Haare!<<
Ich schminkte mich dezent und schlürfte dann langsam mein Glas aus, bis Milla sich geschminkt hatte. Die Uhr zeigte mittlerweile kurz nach acht.
>>Was ziehen wir denn eigentlich an?<< fragte ich sie schockiert, bereits leicht benebelt. Lachend kippte sie den Rest ihres Glases runter und zeigte dann auf meine Tasche. Ich krabbelte über den Teppich und suchte in der Tasche herum. Das erste was ich heraus zog, war ein schwarzer Seidenslip, den ich mir mal vor zwei Jahren gekauft hatte. Erschrocken sah ich zu Milla rüber.
>>Ich hab noch mehr eingepackt<< sagte sie ungeduldig und fuchtelte wieder mit ihren Händen herum. Passend zum Slip, fand ich dann nich den schwarzen BH dazu. Meine Kinnlade klappte herunter.
>>Mach dich locker, da sieht man dann keine Abdrücke bei deinem Outfit<< erklärte sie und bedeutete mir weiter zu suchen.
>>Bitte? Was soll ich denn anziehen?<<
Ich war offensichtlich schockiert von ihrer Kleiderwahl. Der Alkohol war mir nicht gerade hilfreich dabei, es zu verstecken. Ich suchte weiter und fand dann mein Outfit.
Ein silbernes, bauchfreies Glitzertop, mit Spaghettiträgern und eine schwarze Jeans. Erleichtert atmete ich aus. Gott, ich dachte schon Milla würde mich auf den Straßenstrich schleppen.
>>Und?<< fragte sie erwartungsvoll. Ich grinste.
>>Voll schön, danke<<
Überschwänglich drückte sie mich an sich und knutschte meine Wange. Wir sollte definitiv aufhören zu trinken, ansonsten würden wir nichtmal in dem Club rein kommen. Milla machte sich an ihren Kleiderschrank, zog ihre Klamotten aus und wühlte sich dann durch ihre Kleiderstange. Nach einer viertel Stunde entschied sie sich dann ebenfalls für eine schwarze Jeans. Nach weiteren fünf Minuten streifte sie sich dann ein rotes Top über und legte noch roten Lippenstift auf. Dann schlüpfte sie in ihre roten High Heels und streckte mir ebenfalls ein paar Schuhe hin. Skeptisch hob ich die Augenbrauen.
>>Ich weiß nicht.<< sagte ich und sah mir die schwarzen Overknee-Boots an.
>>Oh doch!<< machte sie und nickte mir zu. Zuerst hatte ich Angst, dass ich auf den Schuhen nicht laufen konnte, doch ich täuschte mich. Ich hatte einen festen Stand und konnte gut darin laufen. Milla packte gerade eine kleine Umhängetasche mit meinen Sachen fertig und hängte sie mir dann über die Schulter.
>>Alles klar, dann los<< sagte sie und harkte sich bei mir ein. Draußen traf mich die Luft wie ein Schlag, was gut war. So konnte ich die zehn Minuten zum Club einen klaren Kopf kriegen.
>>Bist du eigentlich rasiert?<< flüsterte mir Milla auf halbem Weg zu und machte eine wage Handbewegung zwischen ihre Beine.
>>Was?<<
Entsetzt sah ich sie an.
>>Ähh, ja. Warum?<< fragte ich.
>>Sehr gut!<< rief sie nur und rannte schon ein paar Meter vor.
>>Na komm! Laufen wir ein Stück, das tut gut<<
Meckernd rannte ich ihr hinterher. Wieder mal war ich beeindruckt von Millas Gespühr für gute Schuhe. Irgendwann würde ich sie nich fragen wollen, woher sie diese Schuhe hatte. Ich brauchte sie. Zusammen stellten wir uns kurze Zeit später in die Schlange am Eingang. Der kurze Lauf hatte wirklich gut getan. Meine Gesicht war sicher rot von der Anstrengung, doch es war mir egal. Adrenalin strömte durch meine Adern und ich freute mich unheimlich aufs Feiern. Milla hüpfte aufgeregt neben mir herum als die Türsteher gerade einen Blick in meine Tasche warfen.
>>Hörst du wohl auf!<< meckerte ich sie leise an und boxte ihr gegen den Arm. Die Türsteher würden sonst noch denken, sie wäre auf Drogen. Sobald wir drinnen waren, schob mich Milla direkt zur Bar.
>>Hey Henry<< rief sie über die Leute hinweg zum Barkeeper.
>>Milla!<< jubelte er und machte uns beiden jeweils zwei Shots fertig.
>>Geht auf mich, ihr Hübschen<< zwinkerte er uns zu und machte sich wieder an die anderen Getränke. Ich weiß, ich weiß. Milla und ich waren erst 18. Alkohol gab es eigentlich erst ab 21. Aber Henry war Millas Cousin und versorgte uns mit allem, was wir wollten. So lange wir zumindest nicht übertreiben, sagte er noch. Milla stoß mit mir an und wir kippten beide Shots hintereinander. Vor Ekel trippelten wir kurz auf unseren Absätzen herum. Nach zehn Minuten fühlte ich den Alkohol erneut in meinem Blut. Milla nahm mich an den Händen und wir fingen an gut gelaunt zu tanzen. Dramatisch sangen wir mit, bis jemand Milla von hinten weg zog. Sie taumelte und kreischte leise. Auch ich war erschrocken, bis ich sah dass es Matt war. Sie lachte und drückte ihm einen Kuss auf den Mund. Ich ließ meinen Blick über die Leute wandern. Noch bevor ich mich wie das dritte Rad am Wagen fühlen konnte, legte jemand eine Hand an meine Hüfte und ich wurde angesprochen.
>>Kann ich der schönen Frau vielleicht einen Drink ausgeben?<< drang seine Stimme von hinten an mein Ohr. Kurz schloss ich die Augen und lächelte, bevor ich mich zu ihm umdrehte. Seine blauen Augen strahlten im bunten Licht. Er trug ein lockeres Hemd und eine Jeans, seine Haare waren frisch geschnitten. Caleb reichte mir einen weiteren Shot und stieß ebenfalls mit mir an.
>>Du siehst übrigens toll aus<< sagte er zu mir runter gebeugt.
>>Bedank dich bei Milla<< sagte ich laut und zuckte mit den Schultern. Wir drehten uns zusammen zu ihr um. Sie zeigte uns beide Daumen nach oben und kippte gleich den nächsten Shot. Henry deutete zu mir rüber und drückte ihr zwei Havana in die Hand. Milla quetschte sich zu mir durch und gab mir eins der Gläser.
>>Danke, Milla<< raunte sie mir zu und biss sich auf die Lippe. Sie wusste, dass sie es nicht perfekter hätte planen können.
>>Danke, Milla<< sagte ich es ihr nach und schloss kurz meinen freien Arm um sie. Wir tranken noch einen Schluck, dann machte sie sich wieder auf den Weg zu Matt.
>>Was ist das?<< fragte mich Caleb und sah auf mein Getränk.
>>Hier<< machte ich und es hielt es an seine Lippen. Ich füllte ihm etwas in seinen Mund und er verzog das Gesicht.
>>Urgh. Stark<< sagte er und ich musste lachen. Milla und ich tranken aus, dann nahm sie mich am Arm und führte mich auf die Tanzfläche. Wir tanzten zusammen. Sie Jungs tranken noch einen Shot zusammen. Zu gern hätte ich gewusst, worüber sie sich unterhielten. Milla und ich hatten Spaß. So viel wie heute, hatte ich lange nicht mehr gelacht. Nach zwei weiteren Songs gingen wir zurück zur Bar. Milla lehnte sich an Matts Schulter und sah ihn verliebt an. Betrunken konnte sie es noch viel weniger verstecken. Caleb saß auf einem Hocker. Ich stellte mich zwischen seine Beine und lehnte mich mit dem Rücken gegen seine Brust. Sanft strich er meine Haare zurück. An der Stelle meiner Schulter, die er mit seinen Fingern berührt hatte, bekam ich Gänsehaut. Kurz schloss ich erneut die Augen, der Alkohol wärmte meinen Körper. Meine Wangen brannten sicher schon. Ich stieß mit Milla erneut an und wir kippten einen Shot. Genau richtig spielte Millas und mein Lieblingssong. Wir lösten uns kurz von den Jungs und tanzten miteinander. Sie legte ihre Hände um meine Taille, ich meine um ihren Hals. Laut lachend schwangen wir unsere Hüften im Takt und flirteten sarkastisch miteinander. Matt zog angeregt eine Augenbraue hoch. Caleb grinste breit und stand von seinem Hocker auf. Gekonnt drehte er mich zu sich um. Seine Augen fixierten meine.
>>Gut, dann musst du jetzt mit mir tanzen!<< sagte ich herausfordernd und zog ihn bereits an den Händen. Sein Mund verzog sich zu einem Grinsen und er schüttelte den Kopf, dann ließ er sich von mir mitziehen. Der Song wechselte zu einem lauten Rapsong, den ich nicht kannte. Caleb fuhr langsam mit seinen Händen über meine Hüften. Kichernd griff ich danach und zog sie von hinten über meine Schultern, sodass ich mich näher an ihn schmiegen konnte. Auch Milla und Matt stießen zu uns, doch ich bemerkte sie kaum. Wir waren alle gut betrunken. Meine Aufmerksamkeit galt gerade nur noch Caleb. Mein ganzer Körper kribbelte, wenn er mich berührte. Vorsichtig drehte ich meinen Kopf mehr zu ihm, seine Finger lagen auf meiner Haut am Bauch. Sein Atem streifte meinen Hals. Benebelt drehte sich alles im Kreis. Wir tanzten noch einige Songs weiter so, doch als 'Breaking Free' von High School Musical lief fingen Milla und ich an zu kreischen und fielen uns in die Arme. Lautstark schrien wir mit und die Jungs kriegen sich nicht ein vor Lachen. Melodramatisch wollten wir gerade den Chorus anstimmen, da konnte ich bekannter Gesichter in der Menge sehen. Noah und Tobi stimmten in unser Duett mit ein und auch Nick stieß dazu. Voller Elan schrien wir alle zusammen rum und krümmten uns nach der Hälfte vor Lachen. Als der nächste Song durchkam, stockte mein Atem. In my Head von Jason Derulo hallte durch die Disko und Nick und Caleb zogen mich beide mit ihren Blicken zu sich. Milla sah gebannt zwischen uns hin und her, bis sie mich unauffällig zu Caleb drängte und unsere Gruppe von den anderen Jungs trennte.
>>Danke<< gab ich ihr schnell zu verstehen und mit großen Augen nickte sie. Dann machte sie eine Handbewegung zu Caleb. Ich drehte mich zu ihm. Sofort hielt sein Blick mich fest. Meine Hände wanderten rauf zu seiner Brust. Seine rechte Hand fuhr über meine Taille, seine Linke in mein Haar. Schwer atmete ich, seine Augen sagten alles.
'In my head, I see you all over me'
Ich konnte nicht mehr warten. Leidenschaftlich zog ich ihn an mich. Meine Lippen lagen endlich auf seinen. Ich wusste nicht, dass mir noch wärmer werden konnte als es eh schon war. Doch es war so. Ich küsste ihn, wollte ihn nie wieder los lassen. So intensiv. Wir hatten beide Monate darauf gewartet. Wie konnte ich Monate ohne ihn aushalten? Er verstärkte den Druck auf meine Lippen. Ich krallte meine Fingernägel in mein Hemd. Es gab nur ihn und mich. Atemlos lösten wir uns voneinander. Meine Stirn lag an seiner. Sehnsüchtig sahen wir uns an. Ich fürchtete Schnappatmungen zu bekommen, hätte mich dieser Mann nicht fest gehalten. In seinem Gesicht konnte ich sehen, dass er ebenfalls nicht wusste wo ihm der Kopf stand. Als würde eine Last von meinem Herz fallen, fing ich an leise zu lachen. Auch er lächelte endlich. Ich vergrub meine Hände in seinen Haaren und zog ihn wieder zu mir runter. Nie wieder wollte ich aufhören ihn zu küssen. Hinter uns konnte ich Milla vor Freude kreischen hören. Caleb lächelte an meine Lippen. Ich musste nicht lange überlegen.
>>Lass uns hier verschwinden<< sagte ich bestimmt an sein Ohr. Caleb nahm mich, ohne zu Zögern, an der Hand. Milla biss sich aufgeregt auf die Lippen als ich ihr diesen bestimmten Blick zuwarf. Matt sah sie fragend an, sie nickte ihm zu. Er wusste Bescheid. Ja, auch Nick wusste Bescheid als er uns am Ausgang sah. Ich schulterte meine Tasche und ging Hand in Hand mit Caleb raus. Mein Arm streifte kurz seinen als wir uns an der Tür an ihm vorbei drängten. Nick roch nach kaltem Zigarettenrauch als er mich traurig ansah. Er blinzelte und wand sich sofort ab als er verstand, dass es Caleb ist. Caleb wird es immer sein.

Please no promises - und alles wurde fakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt