131. Die schwarze Lady

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Die Fernbedienung in Dartagnos Hand zitterte. Draußen starben Kinder. Alle wurden vergewaltigt. Alles starb. Der Planet starb. Haltet doch eine einzige Sekunde eures beschissenen Lebens einfach nur mal die Fresse! Es geht nicht um dich! Es geht nicht um sie, es geht um-

Ein Geräusch. Etwas hatte sich im Schlafzimmer geregt. Dartagno massierte seine Stirn, während er in der Endlosigkeit der Verzweiflung versank, ohne Halt in dieser Welt finden zu können. Ohne Hoffnung. Ohne Liebe. Ohne einen Ausweg. Wach auf! Wach auf, du Bastard! Bitte! Dreh dich nicht nochmal um! Sonst ersteche ich dich gleich! Ich komm da rein - ich schwör's dir - bei Gott - und ramm dir irgendwas Spitzes in dein Herz! Wach auf! Das Leben, es ruft! Das Leben, es tötet mich!

Die Tür wurde langsam und verschlafen geöffnet. Endlose Sekunden für den Geist eines Mörders. Dartagnos Augen wollten sich entspannen, doch sie konnten es erst, als Tashmirs stinkender Leib vor ihm stand, und sich fröhlich am Schweiß kratzte.

»Morgen!« gähnte Tashmir das Monster an.

Das rechte Auge des Monsters zuckte wild. Dartagno versuchte die Biologie in ihre Schranken zu weisen. Nicht auffallen! Leise sein! Er erzwang sich das verhasste Lächeln. Er lenkte ab, indem er die Fernbedienung auf den Tisch legte. Doch er konnte das Massieren seiner Stirn nicht aufhalten. Es dröhnte. Es dröhnte so laut! Hilfe!

»Morgen«, grüßte Dartagno zurück.

»Na, gut geschlafen?«

Tausend Fangarme, gespickt mit tausend, endloser Fangzähne. Töten werde ich dich. Töten werde ich dich.

»So gut es eben ging«, kam es zurück.

»Du siehst irgendwie echt kaputt aus. Kaffee?«

Töten werde ich dich. Töten werde ich alles.

»Ja. Kaffee wäre nicht schlecht. Tut mir leid für die Umstände. Irgendwie steh' ich so neben mir, weißt du?«

Zerreißen. Auslöschen. Vernichten. Stirb! Stirb. Stirb. Stirb. Stirb. Stirb. Stirb. Stirb. Stirb. Stirb. Stirb. Stirb. Okay, es reichte jetzt! Dartagno musste seine Hände hinter dem Rücken auf der Couch verstecken. Scheiße, ich flieg auf! Scheiße! Scheiße! Scheiße! Tashmir sah ihn mitleidig an.

»Okay, Kaffee. Mann, das macht dich ja viel fertiger, als ich dachte! Dein Vater wird dich schon wieder zurücklassen. Und wenn nicht, dann scheiß doch einfach auf ihn!«

ICH HAB SCHON IMMER AUF IHN GESCHISSEN! ES GEHT NICHT UM MEINEN VATER, DU ABGEFUCKTES STÜCK SCHEISSE! WARUM DENKEN DAS IMMER ALLE?! MICH FRISST DER TOD! MICH FRISST DAS, WAS NICHT LEBT! WAS DAS LEBEN HASST! ICH KÄMPFE HIER GEGEN DIE NICHTEXISTENZ ALLES SEINS! UND IHR QUATSCHT DAUERND VON DIESEM ERBÄRMLICHE WESEN, DAS ES NOCH NICHT MAL GESCHAFFT HAT SEIN EIGENES KIND ZU LIEBEN! MICH FRISST DER TOD UND IHR SPRECHT MIR VON EINEM WURM!

An diesem Punkt hatten Dartagnos Augen aufgehört sich auf irgendetwas fokussieren zu können. Er war nicht mehr im Raum. Er war da drin. Es hatte ihn geschnappt. Tashmir versuchte irgendwelche Kommunikationssignale von ihm aufzuschnappen. Aber da saß nur noch irgendetwas völlig Leeres auf seiner Couch.

Es tat ihm wirklich leid, aber er wusste einfach nicht, was er für ihn tun konnte. Dann eben Kaffee. Besser als nichts. Also schlürfte der große Dürre in seine verdreckte, verwahrloste Küche, um den Automaten brühen zu lassen. Irgendwo kam das Gluckern der Maschine in Dartagnos Geist an.

Chaos. Endloses Chaos. Irgendwas machte da Geräusche. Ich muss zu den Geräuschen. Ich muss immer zu den Geräuschen zurück. Tashmir hatte sich unsicher irgendwo zwischen Küchenzeile und Wohnzimmerbereich platziert. Dieser Typ auf seiner Couch war total kaputt. Was taten sie ihren Mitmenschen nur an? Wie konnte man nur so ein Arschloch von Vater sein? Aber war er irgendwie besser? Der da brauchte dringend Therapie und Pillen. Irgendwas, damit seine Selbstfolter enden konnte. Und er war nur irgend so ein Sprüher. Er hatte keine Ahnung von diesem Zeug.

Plurale Welt (Gesamtausgabe, wattpad-friendly)Where stories live. Discover now