10. Silke

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Estella besah sich das Treiben und musste feststellen, dass sich die anderen Kollektive doch stark nach ihren äußerlichen Körpern aufzutrennen schienen. Das wollte sie eigentlich nicht. Eigentlich wollte sie lieber mit den anderen Femininen spielen. Schüchtern stellte sie sich diagonal gegen den Wind, und in einem viel zu hohen Sicherheitsabstand an unterschiedliche Gruppen von femininen Mitlernenden, und beobachtete diese. Die meisten von ihnen erzählten sehr viel von ihrem Zuhause, ihren Eltern, den Dingen, die sie in ihren Schmuck- und Spielkästchen aufbewahrten...

»Oh, ja, ich kann das auch so wie Mama!« sagte eine, und begann etwas nachzuahmen, was für Estella wie das Bügeln von Wäsche aussah.

»Wow, was für Spaßbremsen«, hörte sie Kasha'aar aus ihrem Innern herausbrummen, und Estella musste ihm leider Recht geben.

»Lass uns lieber mit denen da spielen!«

Er lenkte Estellas Aufmerksamkeit auf eine Gruppe, die sich in der Mitte des Hofes gebildet hatte. Sie schienen ein Spiel mit einem Ball vorzubereiten.

»Hmm...« überlegte Estella.

Sie sah sich noch einmal ganz genau um. Ballspiele, Haushaltsaufgaben, Hüpfspiele, Teekränzchen. Waren das wirklich alle anderen Kollektive, die auch so einen Innenraum hatten, wie sie? Waren diese Pluralen etwa noch nie von fleischfressenden Riesenranken angegriffen worden, oder auf dem abbröckelnden Ruinenvorsprung einer Pyramide gestanden?

»Andere Kollektive können sehr stark anders funktionieren. Das hat Joey uns so erklärt«, kommentierte Spectre.

Estella machte weiterhin nur »Hm«. Ihre Augen fielen auf einen maskulinen Körper, der etwas umklammerte, das sie wiedererkannte. Von dem Bildschirm nämlich. Der Körper umklammerte eine Figur der Gerechtigkeitskämpfenden! Sybil, die blonde Amazonenkriegerin! Die mochte Estella auch! Rasch lief sie auf den anderen Körper zu.

»Hey!« schnaufte sie, »das ist Sybil, stimmt's?«

Die Anderen warteten eine Weile, musterten Estella und ihren Körper erst einmal ganz genau. Aus der Sicht der Fremden stand da nun ein Körper mit roten, schulterlangen Haaren und leichten Sommersprossen im Gesicht. Die Augen waren haselnussfarben, das Lächeln erinnerte leicht an das einer Comicfigur.

»Hey, ja! Das ist sie«, antworteten die Fremden Estella.

»Voll cool! Ist sie dein Liebling von den Gerechtigkeitskämpfenden?«

Die Anderen nickten.

»Ich mag sie auch total, aber ich mag Adele Jones mehr! Weil sie mit den Tieren sprechen kann! Ich wünschte auch, ich könnte mit den Tieren sprechen...« Estella hielt kurz inne, besah sich ihrer Umgebung nach eventuell Spionierenden und flüsterte dann weiter: »Ich denke, so ein bisschen kann ich das sogar! Vielleicht ist das ja so eine Sache, die man nur einfach richtig trainieren muss!«

Die Anderen lächelten nun.

»Ich bin Silke!« stellten die Fremden sich vor. Estellas Augen füllten sich mit Glanz.

»Oh, Wow! Oh, Wow, oh, Wow, oh, Wow! Bist du etwa auch eine Feminine in einem maskulinen Körper? Ich bin Estella!«

»Wie die aus den Abenteuergeschichten?« hakte Silke sofort nach.

»Genau wie die! Bloß hübscher!« scherzte Estella, und fuhr sich schwunghaft durch ihre roten Haare. »Tja, tja!« äffte sie dabei eine gewisse Hochnäsigkeit nach.

Silke lachte. Sie war in einem Körper, der etwas größer und schlaksiger war als Estellas. Sie trug etwas seltsame Kleidung, wie Estella fand. Eine Art Schuluniform, die viel zu bieder und streng wirkte, im Vergleich zu dem, was die anderen Mitlernenden trugen.

Plurale Welt (Gesamtausgabe, wattpad-friendly)Where stories live. Discover now