95. Übergabe

1 1 0
                                    


~Δ∇Δ∇Δ∇Δ∇Δ∇Δ∇--|✧|--Δ∇Δ∇Δ∇Δ∇Δ∇Δ∇~


Miriam keuchte und spuckte Blut. Phlatsch lachten dreckig über ihren merkwürdigen Spontanausbruch. Die Fakerin kotzte sich aus und war jetzt wohl wieder ansprechbar. Das war sehr gut für Phlatsch. Sie würden ihren Treffpunkt für den Handel mit den Al-Saarikh bald erreicht haben.

Eine demokratiefordernde Splitterzelle, die, mit der sie auf die Ratskanzlerin würden enormen Druck ausüben können, Miriam benutzen würden um finanzielle Überlegenheit in den Emiraten erreichen zu können. Ein ziemlich komplizierter, politischer Plot, aber sie bezahlten gut. Mehr, als der Plurale Rat ausgeschrieben hatte. Phlatsch würden es diesen verrückten Arabischen sogar zutrauen, dass sie eine Chance witterten die große Toa selbst in ihre Griffel zu kriegen. Umso besser.

Miriam hatte den größten Teil der Asche auf ihrer Kleidung abgeklopft, wobei ihr allerdings nicht entgangen war, dass sie es hauptsächlich mit dem Wackeln ihrer Beine hatte auslösen müssen, da sie offenbar an den Pranger gestellt worden war. Viel, außer sich selbst den Staub aus den Nasenlöchern zu blasen, war gar nicht möglich. Sie saß nun so also da, in dieser Situation – wach!

»Gott, ehrlich kein Wunder, dass ich ernsthaft darüber nachgegrübelt habe, einfach nur drinnen zu bleiben...«

Drinnen war es sicherer als hier. Drinnen war sie nicht in dieser Situation gewesen. Es war echt schön gewesen, und Teile von ihr sehnten sich schon bereits dorthin zurück, als sie plötzlich schwören könnte, dass sie eine dunkle Glatze im Schutt erspähen konnte, die die Sonnenstrahlen reflektiert in ihre Augen geworfen hatte. War Shane etwa hier? Konnte es wirklich noch eine Chance für sie geben?

Ihre Wunden schmerzten enorm. Sie war sich keineswegs sicher, ob sie während ihres komatösen Zustandes richtig medizinisch versorgt worden war, oder ob das ganze Verbandszeug, was im Vorrat der 55er eigentlich hätte steril sein sollen, einfach bloß immer wieder verwendet wurde. Welcher Bakterienstamm hatte sich wohl mittlerweile in ihren Wunden eingenistet?

Sie begann zu schwitzen und panisch um sich zu blicken. Da! Da war sie schon wieder, die dunkle Glatze! Shane hatte keine Ahnung, dass Miriam ihn sehen konnte. Der Befreiungstrupp, inklusive einem revitalisiertem Kung Cha, hatte ebenfalls festgestellt, dass sie auf einen größeren, menschenleeren Sandplatz hinsteuerten.

Sie nahmen an, dass das ein ganz guter Ort für eine Warenübergabe von dieser Art sein könnte. Dem war auch so. Die Thawbs der Al-Saarikh waren schon von weitem im Flickern der viskosen Wüstenluft zu erkennen gewesen. Phlatsch rollten die Reifen ihres fahrbaren Roboters den Sandboden entlang, der auf diesem Vorplatz vorherrschte.

Jackson, Oslo und Kung Cha waren gemeinsam auf die eine Seite der Barrikaden gewechselt, während Shane und Estella sich auf der anderen Seite positioniert hatten.

Miriam erschauderte. Für eine Weile hatte es sich plötzlich so angefühlt, als ob zwei weitere Seelen sich von ihr selbst hatten lösen wollen, aber ihr Signal war genauso schnell gestorben, wie es gekommen war. Miriam schluckte. Das war Wahnsinn?

Nein...Wahnsinn hatte man ihr immer so präsentiert, als ob man dann dachte, man wäre Jesus, oder sowas. Wahnsinn, das war doch, wenn man keine klaren Sätze mehr denken konnte, wenn man nur wirres Zeug stammelte, wenn man irgendwelche Dinge sah, oder hörte, die man sich bloß eingebildet hatte, und die dann wieder verschwanden, so war es doch, oder? Oder?! Das war nicht real gewesen, richtig?! Wie viele Miriams mussten sterben, damit eine leben konnte? Was war sie überhaupt? Was zum Teufel war eigentlich dieses Bewusstseinsding?! Sie dachte das hätten die Menschen bereits in der Antike gelöst gehabt! Ich denke, also bin ich! Aber...man dachte nun mal leider auch eine Menge. Jeder wusste, dass man da einiges übersah und ausblendete, aber keiner sprach darüber.

Plurale Welt (Gesamtausgabe, wattpad-friendly)Where stories live. Discover now