68. Schlecht gelaufen

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Die Explosionswellen der Waffe erleuchteten die Züge des Wesens aus dem Abgrund. Man konnte keinen einzigen Anflug von Gefühl in ihm lesen. Ihre innere Kälte resonierte mit der Kälte der Nacht. Hätte es sich dabei um eine physische Kälte gehandelt, dann hätte sie genügt um das Feuer im, und um den Jeep herum vollständig auszulöschen. Nie wieder würde sie in diesen kleinen Raum zurückkehren. Nie wieder.

»Ratskanzlerin!« Einer ihrer Leute kam auf sie zugerannt, »schnell! Wir müssen euch hier weg bringen!«

Toa Derhilff winkte ab.

»Lagebericht«, forderte sie die Wehrkraft stattdessen auf.

»Wir konnten noch nicht alle der Singlets finden. Offenbar ist keiner von ihnen tot, aber wir können Frau Rivning nirgends finden«, berichtete sie in salutierender Haltung.

»Die wird schon wieder auftauchen«, bemerkte Toa kühl und dachte sich: »Es wäre nur fair, wenn ein Singlet auch mal die Erfahrung in den Behausungen der Schweine machen muss!« Laut fuhr sie fort: »Kümmert euch lieber um die Bevölkerung. Nichts hiervon darf morgen in den Nachrichten erscheinen!«

»Wir haben den Staatsschutz bereits verständigt. Sie sollten bald hier eintreffen.«

Der Blick der Ratskanzlerin streifte über das Schlachtfeld. Sie sah wie ihre Streitkräfte überall verteilt den am Boden liegenden Angreifenden den letzten Todesstoß mit ihren Bajonettaufsätzen verpassten.

»Gut, gut. Fahren wir«, kommentierte sie und klopfte sich den Schmutz aus ihrem goldenen Anzug.

Sie bestieg einen der unversehrten Jeeps und griff zum Funkgerät, das bereits lautstark nach Kommunikation verlangte.

»Hier Derhilff. Sprecht!«

»Ratskanzler! Ein Glück! Wir dachten schon...«

»Schwafelt nicht rum, was gibt es?«

»Ratskanzler! Soeben ist ein Bericht von K-L-79 eingegangen! Jemand hat heute Vormittag einen ihrer Datenspeicher entwendet, auf dem sensible Pläne zu Projekt SB gespeichert waren!«

»Was?!« schrie die große Toa wutentbrannt in den Funk hinein.

Der Jeep erzitterte. Das Gaspedal berührte den Boden des Fahrzeugs und eine dicke Staubwolke schoss aus dem Auspuff, als die große Toa sich mit durchdrehenden Reifen und einem aufheulenden Motor in Richtung des Militärstützpunktes aufmachte.

Als sie durch die Leere der Wüste raste, überlegte sie sich, wie sie so schnell nur die Kontrolle hatte verlieren können. Den ganzen Tag über hatte sie nur Gewinne eingefahren. Alles war nach Plan verlaufen und jetzt war alles in Gefahr. Sie hasste dieses Gefühl. Das Gefühl der Machtlosigkeit. Ihr ganzes Leben beruhte darauf es zu tilgen, und nun? Was hatte sie falsch gemacht? Hatte sie zu wenig Begleitschutz mitgenommen? Hätte sie einen Angriff einer solchen Größe vorhersehen können müssen? Egal!

Jetzt musste sie erstmal sicher gehen, dass Projekt SB in Sicherheit war. Mit einem donnernden Rattern bog sie durch die Kontrollen auf den Hangarplatz. Von weitem bereits erkannte sie die zwei ranghöchsten Generäle, die ihre Ankunft getreu ihrer Stellung bereits erwarteten. Der Jeep kam zum Stehen und ihr massiger Körper schwang die Fahrtür auf.

»Was wissen wir?« rief sie einem der beiden Gestalten zu, die sie in ihren, von Orden triefenden Uniformen empfingen.

»Die Entwendung des Datenspeichers geschah zwischen elf und zwölf Uhr. K-L-79 hatten sich gerade zur Mittagspause in der Kantine eingefunden, und als sie wieder an ihrem Arbeitsplatz angelangt waren, bemerkten sie sofort, dass der Datenspeicher entwendet worden war. Kurz davor war ihre Gruppe bei ihnen gewesen.«

Plurale Welt (Gesamtausgabe, wattpad-friendly)Where stories live. Discover now