112. Lächel doch mal!

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Als Kenneth erwachte, befand er sich in einem dämmrigen Traumzustand. Sein Bewusstsein war noch verformt und undurchsichtig. Es fehlte ihm jeglicher Bezug zur Körperlichkeit. Dennoch war er hier und konnte denken.

Um ihn herum erstreckte sich eine düstere Sumpflandschaft, die von uralten Weiden mit dicken Baumwurzeln, die tief in die zähe Brühe unter ihnen hineinwuchsen, angeführt wurde. Die Flüssigkeit, in der Kenneths Bewusstsein stand, war mehr Schlacke als Wasser.

Blasen blähten sich auf und zerplatzen donnernd. Farne und Schilfe ragten, umhüllt von zähem Nebel, vereinzelt aus dem Flüssigen. Ein Knurren in der Ferne ließ Kenneth zusammenzucken. Irgendetwas Großes war dort hinten angeleint und es versuchte mit seinem stämmigen, vierbeinigem Körper zu entkommen. Es zurrte immer wieder an einer festen Eisenkette, die in einer halb verfallenen und mit Moos überwachsenen Mauer verankert war. Die Augen des Wesens leuchteten rot und Kenneth konnte ein sabberndes Maul erkennen.

»mmmmmMeine Scharennnnnn.«

Kenneths Astralkörper gefror zu Eis. Eine feminine Stimme, deren zugehöriger, deformierter, schwarzer Körper jetzt vor ihm aus den Tiefen des Moores erwuchs, erfüllte die trübfeuchte Luft mit einem unruhig geschäftigen Brummen. Kenneth versuchte sich auf das Äußere dieser Figur zu konzentrieren, doch musste feststellen, dass es sich in einem stetigen Flux aus sich selbst verschlingenden Fratzen und außerweltlichen Spiralen befand.

Der Körper war dennoch eindeutig feminin, was man besonders an den zwei sphärischen Auswüchsen aus dem Brustbereich festmachen konnte, in denen schreiende Seelen gefangen gehalten wurden. Etwa zwei Meter hoch, mit einem schnell um sich schwingenden Schweif, an dessen Unter- wie auch Oberseite spitze, reptilienartige, harte Zacken wie Zahnreihen befestigt waren. Der Rest der Statur war allerdings sehr menschlich. Bloß der Mangel an Haaren auf dem Kopf war eine zusätzliche Obskurität.

»mmmmMMeine Scharen werden kommennnnnnNN. Mmmeine Scharen werden ausgesandttttt...«

Kenneth war sich halb sicher, dass sie zu ihm sprach. Aber er wollte auch nicht die Option aufgeben vor diesem Wesen noch fliehen zu können. Und selbst wenn nicht? Wirklich etwas zu sagen hatte er ihr nicht. Er wollte hier raus! Er hatte eine Höllenangst und musste irgendwie weg von diesem Ort.

Kenneth drehte sich um und begann zu rennen. Seine astralen Schuhe verursachten laute Platscher im triefenden Moor und obwohl er es liebend gerne ausgeblendet hätte, konnte er durch seine innere Panik hindurch fremde Geräusche um ihn herum wahrnehmen. Das Wesen musste ihm wohl folgen. War das bloß ein Traum? Wie konnte man sich denn nur selbst aufwecken? Kenneth wollte aufwachen!

Mitten im Moor erreichte er plötzlich eine Lichtung, auf der sein Kinderzimmer aus der anderen Realitätsebene nachgebaut war. Schützend vergrub sich Kenneth unter der Bettdecke und hielt einen winzigen Spalt offen, um ins Außen lugen zu können. Das unruhige Brummen, welches eine intrinsische, geheime Botschaft mit sich zu tragen schien, holte ihn langsam aber sicher ein, bis es schließlich zu einem ohrenbetäubenden Lärm angeschwollen war.

Kenneths bewusstes Sein hatte den Fehler begangen sich darauf ganz genau zu konzentrieren, um dessen Entfernung zu seinem eigenen Astralkörper besser abschätzen zu können. Jetzt drohte er darin zu ertrinken. Tausende Frequenzen vereinten sich zu lärmenden Melodien, deren jeweilige Bedeutung zwar nicht klar zu erkennen war, die aber dennoch offenkundig vorhanden und nicht von der Hand zu weisen war. Und dann erhob sich aus den Tiefen der einzelnen Frequenzdimensionen erneut die Stimme des Wesens aus dem Moor:

»ddddddddddDDDDDDDu wirst uns dienenNNNNNNNNNnnNnnNNnnnnnnnnnnnnnn...«

»Ja! Ja! Ich werde euch dienen! Ich werde euch dienen! Egal was! Nur macht, dass es aufhört! Macht einfach nur, dass es aufhört! Bitte!« kreischte Kenneth unter seiner ihn schützenden, astralen Kinderzimmerkuscheldecke, während uralte Wurzeln und Ranken sich bereits zwischen die Steine der Mauern gezwängt hatten und ihre Struktur aufbrachen, als ob sie nur aus Pappe gewesen wären.

Plurale Welt (Gesamtausgabe, wattpad-friendly)Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ