97. Ouroboros

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Cylo hatten bereits von diesem Kollektiv gehört. Alles an diesem Moment war plötzlich schlecht, und Cylos Ermittlungsgene schlugen eine Art von Alarm in ihrem Innerem, dass alles, was sie jetzt noch weiter erfahren würden noch schlechter sein würde.

Die wissenschaftliche Leitung von Projekt SB wurde von einem Kollektiv geführt, das hoch angepriesen als der klügste, plurale Geist in der ganzen ihnen bekannten Welt galt. Für Cylo handelte es sich jedoch um nichts anderes als um Kriminelle.

Das Cylo Kollektiv hatte eine solide Laufbahn hinter sich. Zuerst auf Streife im Kleinbezirk, dann kompliziertere Fälle in der Abteilung für Mord im Großbezirk. Cylo bestand aus vielen, guten Spürnasen, die wussten, wie Kriminelle dachten und handelten. Es dauerte nicht lange bis dieses intrinsische Talent ihres Kollektivs zu einer Einladung zur Mitarbeit bei der Staatssicherheit geführt hatte.

Alle in Cylo waren loyal gegenüber der Ordnung und der Sicherheit. Sie konnten riechen, wenn jemand log, wenn jemand manipulierte und versuchte um Gesetze herumzukommen. Sie hatten gewusst, dass sie irgendwann mit dieser kriminellen Hackkraft würden zusammenarbeiten müssen, solange es um Projekt SB ging.

Der ihnen bekannte Lebenslauf des Ouroboros Kollektivs war mehr als nur verdächtig. Es war offenkundig etwas Zwielichtiges dahinter. Ouroboros hatten nie etwas mit dem Pluralen Rat oder der politischen Führung des Landes im Allgemeinen zu tun gehabt, bis die große Toa zum ersten Mal den Leitfaden zu Projekt SB auf den Tisch gelegt hatte, in dessen Details dieses Kollektiv als unanfechtbare Leitung aufgeführt worden war.

Cylo selbst hatten versucht mehr über diesen Geist zu erfahren, alleine schon aufgrund dessen, dass es nun mal Teil ihres Jobs war, zu wissen wer, wo, welche Art von Macht besaß, und ob es sich dabei eventuell um eine Art unsichere Stelle im System handeln könnte. Ouroboros waren für Cylo die unsichere Stelle schlechthin.

Zunächst einmal gab es keine Aufzeichnungen zu einem gebürtigen Kollektiv mit einem solchen Namen. Die große Toa hatte Cylo versichert, dass sie ihren wahren Namen kannte, und es sich um völlig unbedenkliche Informationen handelte. Es hieß, dass es sich bei Ouroboros um ein Kollektiv mit starker Überwachungsparanoia handelte, die aber genau deshalb für eine Geheimhaltung der Angelegenheit, die sie zu leiten hatten, perfekt geeignet waren. Man konnte allerdings nicht mit ihnen arbeiten, wenn man sie zur völligen Offenbarung ihrer Vergangenheit zwingen würde, und man brauchte diesen Geist um vorankommen zu können. Alle in Cylo hielten dies für einen schweren Bruch der staatlichen Sicherheit. Natürlich hielt sie auch nichts davon ab trotzdem, auf eigener Mission, nach Daten und Fakten zu diesem mysteriösen Kollektiv zu suchen.

Ouroboros tauchten als Begriff in vielen, geheimen Teilen des Pluralen Netzes auf. Aber man konnte sie einfach keinem Lager zuordnen. Illegaler Handel mit Singletgütern, insbesondere von Substanzen und Technologien, okkulte und »verfluchte« Gegenstände, Splittergruppen von Pathologiefanatischen, die an eine Art von »höherer Berufung« glaubten, bei der Plurale gar keinen natürlichen Ursprung auf der Erde besaßen, sondern sich selbst als Außerirdische ansahen, Simulationstheorien, die nach dem »Code Gottes« suchten, und dabei etliche Gesetze brachen, um in jede erdenkliche Form von geheimer Datenbank einzubrechen – inklusive der der Banken...das volle Repertoire konnten Cylo sich noch nicht einmal auf die Schnelle zurück ins Gedächtnis rufen.

Keine der Plattformen, auf denen sie Datenreste von Ouroboros hatten ausfindig machen können, waren besonders vertrauenswürdig gewesen. Im Gegenteil: Es war wie ein endloses Potpourri aus reiner, kalter Dunkelheit gewesen.

Cylo hatten es schon mit den gefährlichsten, pluralen Geistern zu tun gehabt. Mit serienmordenden Kollektiven, die wie ein Mythos für den normalen Pluralen waren. Aber die Theorien...der blanke, konzentrierte Wahnsinn, der ihnen auf dieser speziellen Recherche entgegengekommen war, war ihnen einmalig ins Gedächtnis gebrannt worden. Als eine Art ultimativer Brei der Gefahr. Cylo waren sich absolut sicher, dass diese Ouroboros Wahnsinnige sein mussten. Wahnsinnige, sehr intelligente, die selbst die große Toa davon überzeugt hatten, dass diese Datenreste, die Cylo auffinden konnten, nichts weiter waren, als ein weiterer Beweis für ihre Expertise auf dem Gebiet, um das es schließlich bei Projekt SB ging.

Plurale Welt (Gesamtausgabe, wattpad-friendly)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt