100. Grundle

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Die typische Außenseiter-Spürnase. Identifiziert sich selbst mehr mit den Kriminellen, als mit den Gesetzeshütenden. Klar, der kam immer plötzlich aus den Schatten geschlichen, wenn es nach Verschwörung roch. Wenn es darum ging einen der Bosse zu entmachten. Grundle trug immer diese verdammte, weiße Maske, aus dieser uralten Singletbewegung, so, als ob es jemals irgendeine Form von anarchistischer Gerechtigkeit geben könnte.

»Sollten das überprüfen. Gehen nachsehen.«

Er meinte damit, dass Cylo in den Hochsicherheitstrakt der Hochsicherheitsbasis einbrechen sollten. Der Rest des Kollektivs hatte die letzten Stunden in einem Stadium von Verwirrung und Ausgeschlossenheit verbracht. Jetzt wurde sogar ein Krieg begonnen, ohne, dass sie wirklich verstanden, warum. Vielleicht hielten sie sich Grundle ja wirklich genau aus diesem Grund. Genau für solche Momente. Grundle schnalzte mit seinem Zahnstocher und schob sich seinen Fedorahut ins Gesicht.

»Wurde Zeit.«

Phlatsch staunten nicht schlecht. Sie hatten das eigentlich für eine absolute Übertreibung gehalten, dass sich da draußen angeblich eine ganze scheiß Armee formieren sollte, aber jetzt blickten sie tatsächlich vom klapprigen Schuttausguck herab, und hätten es selbst nicht besser beschreiben können.

Mehrere Linien an Wehrkräften hatten sich am Rande der grauen Hölle in Stellung gebracht. Es sah aus wie bei einer mittelalterlichen Schlacht. Das letzte, was noch fehlte, wäre eine große Toa gewesen, die auf ihrem Ross einmal die ganze Grenze entlangritt und mit einem Horn zum Angriff blies.

»Verdammt!« keuchten Phlatsch, im Gedanken daran, dass das jede verdammte Bande in der ganzen grauen Hölle sehen musste, »ist diese hochnäsige Kanzlerin jetzt völlig übergeschnappt? Die muss ja wohl komplett den Verstand verloren haben!«

Gerade als Phlatsch sich aufmachten, um die wackelige Struktur hinabzuklettern, ertönte auch schon ein ohrenbetäubendes Hochfrequenzsignal, welches sich unaufhaltsam in alle umliegenden Ohren hineinbohrte. Eine Art Megafonsignal wurde übertragen. Aber kein normales, oh, nein. Was auch immer das für ein Apparat war, Toa war sich offensichtlich keiner technischen Mühen zu scheu gewesen um sicher zu stellen, dass ihr auch wirklich alle einzelnen, verdammten Bewohnenden der grauen Hölle zuhören würden.

»Hier spricht die Plurale Armee! Wir müssen davon ausgehen, dass in ihrem Bezirk eine Staatsfeindin beherbergt wird! Aufgrund dieses Staatsverbrechens sind wir dazu gezwungen auf invasive Maßnahmen zurückzugreifen!«

»Invasive Maßnahmen?«

»Krieg. Die fangen ausgerechnet heute einen gottverdammten Krieg an! Sind die völlig bescheuert? Gib das mal her, du!«

Phlatsch bemächtigten sich einer eigenen Lautsprecherfunktion, die, gekoppelt an einige Signalverstärker, es ebenso gut in sich hatte.

»Jetzt haltet mal die Luft an da draußen!« Allgemeines Gelächter aus dem Wellblech. »Was fällt euch eigentlich ein unsere Nachtruhe zu stören, he?! Ihr könnt uns mal die Eier lutschen, ihr Hosenscheißenden!«

Stille. Phlatsch waren mit ihrer Ansage zufrieden. Auch über die nächsten Minuten hinweg passierte eigentlich nicht viel, außer, dass Shane, der sich anstrengen musste irgendetwas von dem Ganzen aus seiner Entfernung verstehen zu können, sich mit der flachen Hand ans Gesicht fasste, und mit dem Kopf schüttelte.

Shane hatte nicht nur sofort verstanden, dass es hier um Miriam ging, sondern auch, dass die einzige Spur zu ihr zurück zu den 55ern hatte führen müssen. Sie hatten tatsächlich die ganze Plurale Armee angepisst, und die war jetzt hier, um sich an ihnen zu rächen.

Plurale Welt (Gesamtausgabe, wattpad-friendly)Where stories live. Discover now