122. Kosmische Fänge

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»Aha. Auch mal da? Dann kannst du mich ja direkt ablösen«, begrüßte ihn Anton zynisch, mit einem gewissen, hektischen Druck dahinter.

Er wollte wohl wirklich von seinem Platz an Ticketentwertung und Garderobe weg. Das konnte Thknah verstehen. Er wäre wahrscheinlich auch ungerne gefangen, umgeben von tiefen, zerfurchten Kellermassiven und haufenweise Jacken, während der Schall von entfernter Musik zum Vergnügen rief.

Anton war besonders sauer, weil Kenny ja der Neue war, und damit eigentlich den Arschlochjob hätte machen sollen. Jetzt war es schon so spät, dass hier nur noch vereinzelte Nachzügelnde eintrafen, und bald würde Jenny den Bereich dicht machen, damit alle drinnen weiter helfen würden können.

»Sag mal, stimmt irgendwas nicht mit dir?«

Thknah fühlte sich ertappt. Er musste schnell das Thema wechseln. Leider führte der Hustensaftkonsum seine Gliedmaßen immer wieder in einen Zustand aus unkontrollierbaren Gesten zurück. Anton eilte ihm zum Glück zur Hilfe.

»Hast du was getrunken? Du bist ja völlig plemplem! Also so geht das nicht! Eiiiinmal mit Profis arbeiten!« beschwerte er sich weiter und schloss seine Ansprache in einem tiefen Seufzer.

Thknah stand noch eine Weile lautlos rum, aber Anton würdigte ihn nicht mehr großartig, sondern schüttelte einfach nur immer mal wieder unverständig mit dem Kopf. Da er keine Signale zum Verarbeiten empfing, wackelte Thknah einfach tiefer ins Innere des Gewölbes hinein.

Da kam sie auch schon auf ihn zu, die Reizüberflutung – so hatte Jenny es genannt. Hatte er sich unbewusst deshalb so mit dem Hustensaft zugedröhnt? Nüchtern, da war sich Thknah sicher, hätte er es nicht einmal geschafft sich bis in den Hauptraum vorzuwagen.

Jenny musste wohl eine Art Laufsteg improvisiert haben, ziemlich erbärmlich aus begrenzenden Stuhlreihen erstellt. Aber die Lichtanlage, die war heftig. Vier große Baustrahler waren auf den Steg gerichtet, die sich automatisch um ihre Achsen drehten, und mit farbigen, transparenten Folien beklebt worden waren.

Die Musik klang hohl und dumpf, widerhallend aus allen Furchen der Grotte, aber schaffte es aufgrund ihres zugehörigen Genres irgendwie trotzdem Positivität zu vermitteln. Merkwürdige Klänge waren das. Thknah konnte sie nichts ihm bisher bekannten zuordnen. Er war nicht versteinert, im Gegenteil. Seine zuckenden Hustensaftgesten quirlten durch seinen Geist, wurden mit den dumpfen Tönen vermischt und fanden ihren Ausdruck in steter Bewegung.

Die Besuchenden des Events fielen ihm erst auf, als sich seine Augen an die Baustrahler gewöhnt hatten. Eine allumfassende Erleichterung kam in ihm auf. Er würde hier nichts interpretieren müssen. Er war unter seinesgleichen. Dick mit Daunen ausgestopfte Mäntel, umwoben von Schals im Leopardenmustern, glitzernde Fingerlacke, die bereits halb abgekaut in Haaren hingen, knallrot geschminkte Schmolllippen, Frisuren zu absurden Dreiecken geformt, robuste, goldene Halsketten an dürren, schlaksigen, nackten Oberkörpern, und vor allem: Sprachfetzen, die besser als jede Musik in Thknahs Ohren nachklangen.

»Ich würde ja gerne mal Face performen, aber ich kann es so schlecht sellen

»Ja, das ist eben die Kunst der Maskerade! Man muss es dir wirklich abkaufen können! Ich tanze später Realness, hab eeewig dafür geprobt!«

»Ooooh, um sie so richtig hinters Licht zu führen, was? Go get it, Girl!«

»Du wirst mich gar nicht wiedererkennen, so stink normal und langweilig werde ich sein!«

Plurale Welt (Gesamtausgabe, wattpad-friendly)Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz