50. Wegbier

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Holy shit, er war nur am Anfang seiner ersten Koksnacht und hatte schon ein Foto mit dem legendären Acryl erreicht! Das konnte ja nur noch besser werden!

Rory hatte irgendwie immer ein Bier in der Hand. Manchmal wusste Kasha nicht mal, wo es eigentlich her kam. Die umliegenden Bars hatten sich nun brechend mit Pluralen gefüllt und das Treiben war wesentlich dichter geworden. Eine Anhäufung an Pluralen war immer auch ein Pulverfass. Nie wusste man, wer gerade in welchem Körper steckte, und alle waren dazu angehalten, wenn sie Kleine beim Trinken oder Drogenkonsum erwischten, das entsprechende Kollektiv zumindest darauf anzusprechen.

Es war das »das-Gute-schützen-und-das-Böse-bestrafen« Prinzip, das es sehr schwer machte hier eine klare, moralische Linie zu verfolgen. Manche Kollektive ließen ihre Kleinen sich berauschen, da sie sonst zu ängstlich waren um mit dem Außen zu interagieren, oder ganz einfach, da sie bereits süchtig waren und das Zeug einfach brauchten. Manche Innere verhielten sich aber auch einfach nur fahrlässig oder sogar absichtlich asozial gegenüber ihren Kleinen. Manche schienen überzeugt davon zu sein, man müsse den Kleinen nur mal ordentlich Druck machen, dann würden sie sich schon dazu entscheiden endlich mal erwachsen zu werden.

Dementsprechend wuselten Kasha und Rory nun durch große Räume, in denen es nur so wimmelte von lauten, kreischenden Körpern, die oft mit hohen und sehr tiefen Tonlagen sprachen, die sich sehr feminin und im nächsten Moment sehr maskulin verhielten. Kasha liebte dieses Gewimmel. Es erinnerte ihn an die primitiven Regeln, die auch im Dschungel galten. Kasha wurde oft von Körpern bedrängt, die ihn erotisch antanzen wollten oder die ihn mit lüsternen Blicken nach einer Kippe fragten.

Er wünschte sich, es würde nicht dauernd nur um Sex gehen. Rory hingegen suchte aktiv junge, feminine Körper auf, um Willige zu finden, die er »mit ins Büro« würde nehmen können. Rory war egal, dass sie noch später weit raus fahren mussten, um zur Party zu kommen. Sein Körper schwitzte und war eindeutig getrieben von seinen innersten Instinkten. Er hatte schon mehrfach angeboten, dass sie sich doch »eine teilen könnten«, später, im Büro. Rory akzeptierte Kashas Asexualität nicht wirklich und so brauchte dieser immer irgendeine Ausrede oder Erklärung dafür, warum er denn nicht wollte. Körper stolperten und drängten sich an Kasha vorbei und der Geruch von brennendem Tabak und Cannabis lag in fast jeder der Bars in der Luft.

Blitz!

Es war nun zehn Uhr abends und Kasha hatte es nach einer schier ewigen Diskussion geschafft Rory von einem Haufen femininer Körper an einem der Tische zu lösen, indem er ihm »bessere Weiber« auf der Party versprochen hatte, und, indem er immer wieder darauf bestanden hatte, dass es »noch nicht legendär« genug war für sie um ihre Pluralisnacht hier zu beenden. Es wäre auch eine reine Substanzverschwendung des guten Colas gewesen.

Da Rory sich an dem Tisch festgefahren hatte und wohl auch akzeptieren musste, dass so schnell keine der Damen ihn mit zurück ins Büro begleiten würde, obwohl er natürlich ausgiebig versucht hatte, ihr neues Vorhaben den Damen möglichst schmackhaft zu machen, konnten sie sich endlich auf den Weg machen. Jedes Mal, wenn sie eine der Bars verließen, guckten Rory und Kasha sich in der Menge um, aus Angst den seltsam Punkenden noch einmal aus Versehen zu begegnen. Aber sie hatten nun die Flucht geschafft, ohne dabei erwischt zu werden.

Einen klaren Effekt des Kokains konnte Kasha'aar dann doch feststellen: Wartezeiten waren furchtbar. Er hatte überhaupt keinen Bock dazu, jetzt wieder ewig Rorys Gequassel anzuhören, während der, nicht in die Gänge kommend, seinen ganzen Scheiß ewig zusammensuchen würde, sobald sie im Büro angekommen waren. Kasha wollte zur Party, und Rory war ein eindeutiges Hindernis. Der Typ hörte sich einfach zu gerne selbst reden und verplemperte so immer gute Partyzeit mit seinen Monologen.

Plurale Welt (Gesamtausgabe, wattpad-friendly)Where stories live. Discover now