107. Myzel

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»Ah. Wir sehen, wir wurden endlich wiedererkannt. Lange nicht gesehen, Shane. Du bist ganz schön groß geworden seit diesem Abend. Wir erinnern uns noch sehr gut daran. Damals haben wir uns von dir eines unserer wichtigsten Schlüsselbewusstseine geholt. Einen echten Singlet! Sehr selten, hier in der Pluralen Welt. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viel die Dienste deiner Schwester unserer Riege bedeutet haben, Shane.«

Shane zitterte am ganzen Körper. Estella wollte ihm etwas zurufen, aber Spectre meinte es aktuell ernst. Das letzte Mal, als Spectre es ernst gemeint hatte, hatte er mit Xannurath gekämpft. Der Echten. Hier war jemand im Spiel, den Spectre als ebenbürtig einstufte. Jede Sekunde, jeder Fehler, in auch nur einer einzigen Verknüpfung, konnte fatale Folgen für das Ergebnis von allem haben. Von allem! Estella hatte nicht den Hauch einer Chance. Ouroboros hatten ihren lockigen Kopf Shane zugewandt, dessen Blick sich nun kreuzte mit der linienförmigen Iris einer wahrhaftigen Schlange. In einem ruhig verschleimten Tonfall säuselte sie ihm zu:

»Sollen wir ihr einen Besuch abstatten? Das würde dir doch sicher gefallen - nach so langer Zeit!«

Shane schluckte. Er schaffte es irgendwie seine Körperfunktionen wieder unter seine Befehlsgewalt zu bringen, und der Lauf bohrte sich erneut in den Schädel der Schlange.

»Führ mich zu ihr!«

Der Silberrücken starrte wutentbrannt zurück. Ouroboros waren gegen so etwas immun. Ihre ganze Jugend über hatten sie ihren Geist trainiert, um solchen Blicken Stand halten zu können. Völlig gelassen kam ein »Gut. Gut. Auf! Auf!« aus Ouroboros' Mundwerk gekrochen, welches ihren Handlangenden Deutung sein sollte, das Spielchen ruhig mitzuspielen. Es bestand keinerlei Gefahr. Sie waren immer noch das Oberhaupt der Riege, und die Prophezeiung würde sich erfüllen.

Der Hammer der geballten, pluralen Evolution vollstreckte sein Urteil über die Terroristischen, als eine gigantische, mechanische Faust in ein Konglomerat aus 21ern, 42ern und 16ern donnerte. Als sich die Finger des Riesen spreizten, floss an ihnen blutiger, biologischer Matsch hinab, und tropfte Eingeweide in den sandigen Grund des Flugfeldes.

Überleben war so ein Ding für die Art von Pluralen aus denen sich diese sogenannten »Terroristischen« zusammensetzten. Es war ihr Ding.

Oslo und Jackson hatten jeglichen Kontakt zu ihren eigenen Leuten verloren und waren bis vor kurzem noch genauso mit den Händen hinter ihren Köpfen in der Menge gestanden, wie alle restlichen Körper auch. Das absolute Chaos war jetzt ausgebrochen, ein natürlicheres Umfeld für sie gab es nicht.

Die große Toa hatte eindeutig die psychologische Wirkung eines fünf Meter hohen, mechanischen Ungetüms unterschätzt, das menschliche Körper, wie besessen, unter seinen Klauen zermalmte. Ouroboros' Kreatur war nicht wirklich gestaltet worden, um den alliierten Kräften ein sicheres Gefühl in der Magengegend zu bereiten. Auch wenn es eigentlich offensichtlich war, dass die Ratskanzlerin höchstpersönlich im Cockpit saß, änderte das keineswegs die erlebten Tatsachen. Vor allem nicht diese grauenhaft deformierte Schädelform, die mehr an ein Wesen von einem außerweltlichen Planeten erinnerte, als an einen Menschen. 

Genau dieser künstlich in die Länge verzogene Schädel thronte nun als das Alpha-Raubtier über dem Schlachtfeld, und die Wehrkräfte wussten einfach nicht mehr wohin sie eigentlich zielen sollten. Alle ihre Instinkte schienen sie aus ihrem Inneren heraus anzubetteln das verdammte Monster ins Zielfernrohr zu nehmen. Vorteil für die Gangster: Monster hatten sie schon einige gesehen. Das war sozusagen Alltag.

Oslos schwarzlackierte Finger griffen zur Waffe und nieteten einige der Guck-in-die-Lufts um. Jackson gab ihm dabei Rückendeckung. Phlatschs 55er hatten die Chance ebenfalls genutzt, um einen Trupp aus Warzen und Schultern neu auszurichten, und Phlatsch selbst nahmen den Hubschrauber ins Visier.

Plurale Welt (Gesamtausgabe, wattpad-friendly)Where stories live. Discover now