2. Außen

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Dann kam der Tag. Der Tag, an dem alles anders wurde. Der leere Raum brach auf! Er brach tatsächlich auf!

Rot kam als Erster aus seiner Höhle gehechtet, wie eine wildgewordene Bestie, die man gerade von der Leine gelassen hatte. Der normal so leer, schwarz wabernde Raum wurde komplett ersetzt durch das Bildnis eines schreckenerregenden, seltsamen, braunen Balls, mit einer stark behaarten Stelle auf dessen Oberseite. Grün bekam Angst. Silber analysierte.

Es schien keine konkrete Gefahr auf sie einzuwirken. Silber bemerkte keine Schmerzen oder ungünstigen Gefühle sonstiger Art. Keiner der Anderen schien auf den ersten Blick eine andere Empfindung dazu zu haben, also beschloss Silber sich das Ganze erst einmal anzusehen.

Zu spät. Rot hatte bereits begonnen zu brüllen. Wie gebannt beobachtete Silber, dass das Gebrüll von Rot tatsächlich in einem Echo in Richtung des braunen Balles hinauszuschallen schien und der Ball schien es sogar hören zu können. Die seltsamen, inneren Kreise des großen Kreises bewegten noch kleinere Kreise innerhalb der Kreise. Es war grotesk!

Ein großer Abgrund ging auf und schloss sich wieder. Mitten im großen Kreis war ein Loch! Der Abgrund ging immer wieder auf und zu und auf und zu und...da! Da erkannte Silber etwas, das er bereits kannte. Damals, als sein Netz zum ersten Mal vibrierte, hatten die Schwingungen einen Klang an die Anderen herangetragen. Der Abgrund des Balles verursachte ähnliche Vibrationen, die nun als Laute bis innen in ihren Raum hineindrangen. Faszinierend!

Silber rief zu Rot:

»Rot! Versuch es mit unserer Sprache!«

Rot brüllte aus voller Kehle:

»Ihr Deppen!«

Der Schall, der aus dem Raum nach außen klang hörte sich allerdings ganz anders an, eher so wie:

»Guuu Daaaa!«

Silber war erstaunt! Es musste wieder eine Kommunikationsbarriere geben.

»Los! Lasst uns alle versuchen unser Netz mit diesem braunen Ball zu verbinden!« rief Silber den Anderen zu.

Die Anderen begriffen sofort und begannen ihre Netze zu wabern und zu wachsen und zu mutieren und zu spreizen, doch nichts schien zu funktionieren! Es war aussichtslos!

Dann bemerkte Silber, dass, als Rot sich versuchte nach außen auszuwachsen, der braune Ball sich auf sie zuzubewegen schien. Es war aber ein verzerrter Raum, dieses Außen. Es schien eine Art von unsichtbarer Barriere die beiden Bereiche voneinander zu trennen.

Egal wie nah der braune Ball mit den grausigen, inneren Kreisen sich auf sie zubewegte, er schien nicht in der Lage zu sein sie erreichen zu können. Silber schlug Rot vor, es doch einmal mit stärkeren Bewegungen zu probieren. Daraufhin spannte Rot seine Muskeln an und tat einen großen Schlag nach vorne. Eine braune Schlange mit fünf Enden hatte den Ball getroffen! Man hatte ein wirklich lautes Klatschgeräusch vernehmen können, im ganzen Innenraum.

»Äh, und was jetzt?« fragte Rot verdutzt.

»Jetzt? Jetzt versuch doch mal, ob du uns von diesem braunen Ball wegbringen kannst!« entgegnete ihm Silber.

»Hmpf. Na gut.«

Rot holte aus und begann zu schlagen, zu treten, zu beißen und zu kratzen. Der braune Ball machte allerdings nur mehrere, glucksende Laute schnell hintereinander und verschwand letztlich irgendwann. Es war wieder dunkel. Aber dieses Dunkel war ein ungewohntes Dunkel. Es schien so, als wäre das Außen jetzt dauerhaft da. Denn selbst jetzt sahen die drei Inneren immer noch die Architektur eines neuen Raumes.

Plurale Welt (Gesamtausgabe, wattpad-friendly)Waar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu