129. Freunde

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Dartagno verpisste sich. Sollte der Alte doch sterben, aber ohne seine Hilfe. Er diente keinem. Auch nicht dem, der hier versuchte von sich abzulenken. Irgendjemand hatte seinen Vater erschaffen, und irgendjemand würde dafür Buße zahlen.

Das Dröhnen war jetzt mehr zu einem heftigen Zittern mutiert. Machte es schwer zu denken. Dartagno hatte sich weit genug aus dem Umfeld gebracht. Mit Fingern an Händen, die unkontrollierte Zuckungen zu erleiden schienen, die er nicht aufhalten konnte, schrieb er Nina.

»Hast du grad Zeit? Müsste mal reden.«

Er ging unbewusst seinen alten Schulweg entlang, so, als ob er eine Kindheit gehabt hätte, bei der es sich gelohnt hätte, von ihr groß in Erinnerungen zu schwelgen. Er versuchte eigentlich nur das Zittern wieder zu einem Dröhnen zu machen. Je mehr er ging, umso mehr schien es seinen ursprünglichen Zustand wieder zurückzuerlangen.

Was für eine Scheiße. Jetzt war er obdachlos. Naja, zur Not konnte er immer noch den Landskanzler killen, das fette Schwein. Nein, nein. Zu wenig. Es war alles zu wenig. Nach einer halben Stunde des ziellosen Umherirrens schrieb Nina zurück.

»Bin grad bei Max. Ist es wichtig?«

Nein, du dumme Nutte, ich bin nie wichtig. Max ist wichtig. Das hast du mir doch gerade klar deutlich gemacht! Ich schreibe dir normal nie sowas. Warum wollt ihr Wichser eigentlich immer alle, dass man sich vor euch im Matsch suhlt? Auf die Knie fällt und winselt, wie ein geschlagener Hund? Warum bewegt ihr sonst euren Arsch einfach nicht? Bester Freund? Diese ganzen Titel werft ihr um euch, als ob es kostenlose Süßigkeiten wären, die einen nur süchtig nach eurer Anerkennung machen sollen, damit man am Ende dann an Diabetes verreckt. Eure Werte sind Dreck. Scheiße, ich muss hier alleine wieder raus. Das Dröhnen war zurück. Eine weitere Wiederholung spielte.

»Ich werd's dann wohl einfach mal wieder alleine machen.«

Naja, erst musste er noch Nina beruhigen, damit ihr Gewissen sie nicht unnötig nerven konnte, und sie ihm ab und zu irgendwelche halbherzigen Sorgenbekundungen schicken würde. Das würde ihn dann nämlich nur nerven. Man bekam von ihm immer nur eine Chance, und die war ja eigentlich schon zu viel.

»Ja, nee. Egal.«

»Oh, also in so einem Fall gilt, dass ihr Vater noch bis zur Vollendung ihres fünfundzwanzigsten Lebensjahres unterhaltspflichtig ist.«

»Also, Sie können mir kein Geld geben?«

Die Art, wie Dartagno das gesagt hatte, missfiel der geschulten Beamtin. Sie kannte diese Raufbolde, die tauchten hier ganz oft auf! Bestahlen ihre Eltern, brachen völlig unter Drogeneinfluss bei ihnen ein, zerstörten die Wohnung, und kamen dann zu ihr, um um Vergebung dank der Macht des Staates zu bitten.

»Dafür sind wir nicht zuständig. Da müssen Sie vielleicht mal beim Amt des Wohnens nachfragen.«

»Soll ich ihn jetzt verklagen, oder was?«

Sie hatte sich erlaubt mit den Achseln zu zucken. Sie wusste ja mittlerweile, wie diese Typen so drauf waren. Dartagno musste lachen. Das war neu. Irgendetwas war hier plötzlich komisch.

»Ja, nee. Alles klar. Machen sie's gut! Schönen Tag noch!«

Hatte sie sich getäuscht? Das Grinsen, mit dem dieser junge Mann sich von ihrem Schalter entfernt hatte, schien irgendetwas in ihr zu befehlen, auf der Hut zu sein.

»Versuchen Sie es doch mal bei den Gaben!« rief sie ihm schnell noch etwas herzlicher hinterher.

Dartagno drehte sich um.

Plurale Welt (Gesamtausgabe, wattpad-friendly)Where stories live. Discover now