34. Urbane Daten

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»Hmpf«, machte es ein letztes Mal und Kasha'aar hatte einen verzweifelten Seitenblick zu Spectre geworfen.

Dieser war aber zu sehr abgelenkt, um es auch nur zu bemerken. Er versuchte schon seit dem Treffen mit dem Drolligen dessen Daten ins Netzwerk einzubinden. Dazu musste er aber erst alle anderen Daten, die mit einer möglichen Gehirnwäsche und Zensur der Regierung zusammenhingen, aus dem verclustertsten, hintersten Ordner kramen, und der war praktisch so überfüllt mit unnötigem Gerümpel, dass es ihn ewig lang beschäftigen konnte.

Estella ging durch das Bad und räumte ihre Duschsachen in ihre mobile Badtasche. Sie war sehr langsam darin und schien sich mehr wie in einem Traum zu bewegen. Sie wusste nicht warum überall woanders, wo sie hinkam, die Atmosphäre immer nur höchstens drei Tage hielt, bevor sie schlecht wurde. Verursachte sie das? Aber wie sollte sie es aufhalten können, wenn sie nicht wirklich verstand, durch was sie es verursachte?

Spectre meinte, sie wären nicht stressresistent. Aber das mussten sie auch nicht sein, weil Stress nun mal das war, was einem die meiste Lebenszeit kostete. Um dagegen resistent zu werden, musste man bereits einiges an Lebenszeit opfern, und da Spectre Kasha'aar kannte, konnte er sich ungefähr ausrechnen, wie lange es dauern würde einen schreckhaften Höhlenmenschen stressresistent zu machen, der schon eine Dreiviertelstunde vorher sich in seine Höhle verzog, bevor es auch nur ansatzweise realistisch wurde, dass Estella heute sich noch vor jemandem entkleiden würde.

»Hm, vielleicht bin ich wirklich nicht stressresistent«, überlegte sie sich, als sie Kashas Feuerzeug und ihren Haarreif mit den glitzernden Schmetterlingen darauf aus Brennens Wohnung aufsammelte.

Eigentlich war sie sich noch nicht sicher, wie sie zu Brennen stand. Aber ihr Bedürfnis aus diesen erdrückenden Auren auszubrechen war größer. Sie wusste, er würde sich zu ihr umdrehen, sobald sie fertig mit Packen sein würde. So war das immer. Immer machte sie den Weg zu den Anderen, nie die Anderen zu ihr. Immer musste am Ende sie gehen, nie die Anderen. Immer -

und dann standen sie beide voreinander. Brennen suchte offensichtlich nach angemessenen Abschiedsworten, aber Estella wusste, dass es keine gab, die er hätte finden können.

»Weißt du...nur mal als Tipp: Das mit dem Analverkehr. Das funktioniert nicht so in echt. Nicht für mich. Für dich etwa?«

»Hääääää?!?!« kam es zeitgleich aus allen Seiten von Brennens Innenraum. Estella war bereit für einen letzten Versuch die Atmosphäre noch zu kippen.

»Ähm...wie meinst du das jetzt?«

»Naja, du wolltest einfach so...du weißt schon! Und das dann auch noch ohne Gleitgel! Du musst bei sowas nachfragen, ob das für die andere Person okay ist! Das solltest du übrigens auch, wenn du eine andere Öffnung benutzt - immer!«

»Aber...« bei Brennen machte es langsam Klick. Eigentlich hatte er es mit Spucke versuchen wollen, einfach weil er...einfach weil er es eben mal tun wollte! Alles andere hätte in dem Moment ewig gedauert und Estella war doch so anfällig gegenüber Atmosphären... Er dachte, wenn er jetzt runter vom Bett, irgendwas noch raussuchen würde müssen, dann würde sie sicher aus der Stimmung rauskommen und dann würden sie wieder nur rumsitzen und miteinander erzählen.

Stimmt, stimmt! Er mochte den nächtlichen Gedankenaustausch mit Estella! Er mochte sogar diesen blöden Gedankenaustausch von vorhin irgendwie! Brennen verstand zwar nicht warum, aber er hatte endlich einen Grund gefunden, warum sie nicht gehen sollte! Sollte er sie doch noch aufhalten? Erstmal...irgendetwas Beruhigendes zu ihr sagen!

Plurale Welt (Gesamtausgabe, wattpad-friendly)Where stories live. Discover now