91. Kung Cha

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Phlatsch waren nicht mehr ansprechbar. Der klobige Brei mit dem Stacheldraht um den Hals hatte offensichtlich eine Art von Trancezustand erreicht. Dieses Ritual schien Phlatsch für kurze Zeit reinigen zu können. Bis ihr Körper erschöpft, schwer keuchend, die Peitsche zitternd zu Boden sinken ließ, und keine Kraft mehr hatte, um weiter zu machen.

Üblicherweise schlug dann der ganze Stoß an Selbsthass und Verachtung, wie eine brutale Ladung auf Phlatsch hinein, aber es war immer noch besser, als gar nie zu fühlen. Es war die einzige Art von Therapie, die bei Phlatsch half.

Miriam blutete aus allen Enden ihres Körpers. Die breite Schulter machte sich daran ihre Wunden so gut es ging zu verbinden, damit sie ihnen nicht ausbluten konnte. Nachdem Phlatsch ihre gegelte, schwarze Kurzhaarfrisur nach hinten gerichtet hatten, bemerkten sie endlich Estellas Blick.

»Was willst du denn?«

Estellas Augen bohrten sich in die ihren. Phlatsch wussten einfach nicht, was es mit diesem Wesen auf sich hatte, aber Estella machte ihnen irgendwie Angst. Es war so, als ob sie ganz genau wüsste, wie man ihnen das Handwerk würde legen können. Und das, obwohl sie gerade selbst mit angesehen hatte, wie sie ihre Freundin halb zu Tode gepeitscht hatten.

Plötzlich realisierten Phlatsch, dass sie Estella eine Frage gestellt hatten, die diese würde unsinnig mit einem »Wieso?« beantworten können. Das reichte, um Phlatschs Aufmerksamkeit auf den mit der Sache nichts zu tun habenden Shane umzulenken.

»Und da haben wir ja die zweite Fakerin«, kommentierten sie, während sie langsam aus Estellas Visierradius entkamen, trauten sich aber dennoch schnell noch einen Nebenkommentar zu ihr fallen zu lassen, allerdings nur per seitlichem Blick, »wobei wir uns bei dir da noch nicht ganz so sicher sind! Von dir haben wir bisher auch nur einen geseh'n!«

Estella schluckte unbemerkt. Shanes Kopf lag auf Augenhöhe mit Phlatsch.

»Na? Du dicker Scheißhaufen? Ham' sie euch mal wieder aus dem Klo gespült?«

Phlatsch bissen ihre Zähne zusammen. Dann schmunzelten sie.

»Shane. Du wirst nicht ausgepeitscht werden, denn du bist eine ganz besondere Fakerin. Eine Männerfakerin. Das bedeutet, dass du noch nicht verstanden hast, wo deine natürliche Rolle in der Gesellschaft liegt! Aber du wirst es schon noch bald genug herausfinde-«

»Wo sind Jackson und Oslo? Was habt ihr mit ihnen gemacht?« Phlatsch waren halb beleidigt, da sie nicht hatten zu Ende sprechen dürfen.

»Die bleiben erstmal da wo sie sind, bis klar ist, dass sie uns zu nichts mehr zu Nutze sein können. Danach werden sie entsorgt! Aber, das wirst du gar nicht mehr mitbekommen, dafür werden wir schon sorgen!«

Shane schüttelte mit seinem Schädel und zwang sich zu einem lahmen Grinsen.

»Oh, Mann, Phlatsch. Wie oft haben wir dieses Spiel schon durchgespielt? Am Ende wisst ihr doch ganz genau, dass ich gewinnen werde.«

Phlatsch lächelten zurück, zogen einen der rostigen Nägel aus ihrer Peitsche und bohrten ihn augenblicklich in Shanes rechtes Auge. Jetzt wurde Estella in Stereo mit Schreien beschallt. 

Phlatsch wollte eigentlich sehen, wie es ihr so damit erging, entschied sich dann aber doch: Besser nicht. Estella war gefangen zwischen Erleichterung und einem Gefühl von Diskriminierung. Klar, niemand hier drinnen wollte ein Auge verlieren, und das tat offensichtlich auch ziemlich weh, wenn es jemanden wie Shane so zum Schreien bringen konnte, aber sie war nun mal tatsächlich in genau so eine Lage versetzt worden, von der sie wusste, dass es für viele nicht nur eine Schädigung bedeutete, sondern sie auch mit dem Bösen infizierte.

Plurale Welt (Gesamtausgabe, wattpad-friendly)Where stories live. Discover now