52. Stamm

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»Ist aber eigentlich doch ganz nice hier, oder? A-75? Da kann man's auch schlechter treffen, oder?«

»Ja, auf jeden Fall, Bruder. Sind echt froh, hier zu sein. Die Leute hier sind super offen und sehr nett. Sieht man ja...hier.«

Tchalla, so hieß der Innenbewohner aus C-77 mit dem sie sich gerade unterhielten, hatte pausiert, um mit dem richtigen komödiantischen Timing auf Rorys, mittlerweile zweiten, dicken Joint anzuspielen.

Das meinte Kasha. Dem seine Anwohnenden waren tot. Vielleicht hatte er sie blutüberströmt in seinen Armen gehalten. Sowas erzählte man logischerweise nie dazu, wenn es so war. Er hatte auch einen toten Freund und diese überheblichen Bastarde da drin, mit ihren erbärmlichen Problemchen, würden niemals wissen, was das hieß.

Nach dem Eintreffen der Grenzbezirkler wurde auch Rory wesentlich offener und kollegialer. Er redete nicht mehr nur über sich. Er wollte das hören. Er wollte wissen, mit was die sich da rumschlagen mussten. Er drehte jetzt für den Stamm, nicht mehr nur für sich und Kasha.

Blitz!

Kasha war kurz reingegangen um sich Wasser zu holen. Sein altbewährter Trick, um dem Alkoholkater aus dem Weg zu gehen. Er war eigentlich ziemlich stolz auf sich, dass er den Gedanken noch hinbekommen hatte. Im Wohnzimmer saß nun ein neuer Körper, der wild gestikulierend eine Geschichte erzählte, bei der er fast von den Bullen eingeknastet worden wäre, nur weil er für seinen Kumpel Schmiere gestanden hatte, als dieser am Sprühen war. Kasha war interessiert.

»Ja, und dann, dann sie haben gemacht so!« Der Körper setzte ein grimmig ulkiges Gesicht auf, »und dann dachte ich schon: Ich muss meinen Kollegen helfen! Ich muss sie ablenken!«

»Ja, aber es ist ja schon irgendwie auch Sachbeschädigung

»Woahahaha! Diese mies, klein Pissenden! Ich will hören, wie das weiter geht! Diese beschissen Wichsenden hier einfach! Uuuuunglaublich!«

Genau das war Kasha'aars Gedankengang dazu. Der wilde Körper ließ sich aber sowieso nicht aus der Fassung davon bringen, und erzählte einfach weiter:

»Nein, ja, nein. Kann ja nicht meine Kollegen im Stich lassen!«

Richtig. Das war verdammt richtig. Der Typ war korrekt. Aber Kasha musste weiter, sonst würde er das Wasser vergessen. Er latschte breitbeinig zur Küche, wo gerade wieder so eines von diesen Gesprächen lief.

Eines der Hauptdinge, die Schnöselige an sich hatten, und Kasha rasend machte, war ihr grenzenloser Egoismus. Er spürte sofort eine angespannte Atmosphäre, als er die Küche betrat, und das auf einer Party! Das konnte nie einen triftigen Grund haben! Auf einer Party war man um zu feiern, aber diese Menschen kriegten das irgendwie einfach nicht hin - warum auch immer! Da draußen waren Leute deren Anwohnende zerbombt worden waren, und die feierten! Und hier war ernsthaft jetzt eine angespannte Atmosphäre!

Sein Wasserhahn wurde versperrt von einem Kollektiv, das in Abwehrhaltung zusammengefaltet die Arme vorm Brustkorb überkreuzt hielt. In sicherem, und viel zu großem Abstand, standen zwei weitere Körper, die sich wohl gerade um ihr emotionales Leid kümmerten. Kasha war kein Unmensch, vielleicht war ja echt gestern deren Oma gestorben, oder sowas. Er wusste es ja nicht. Also wartete er erstmal, bevor er die angespannte Atmosphäre würde unterbrechen müssen, um sich ein Schluck Wasser holen zu können. Doch es passierte nichts. Für Kasha klangen die paar Worte, die dann gewechselt wurden ungefähr so:

»Hm, und du kannst echt nicht?«

»Nein, echt nicht. Es ist so schwer.«

»Ja, ich verstehe das.«

Plurale Welt (Gesamtausgabe, wattpad-friendly)Where stories live. Discover now