104. R.S.

4 2 6
                                    


~Δ∇Δ∇Δ∇Δ∇Δ∇Δ∇--|✧|--Δ∇Δ∇Δ∇Δ∇Δ∇Δ∇~


A lächelten ihnen wohlwollend zu, kramten eine Lesebrille aus einem Etui in ihrer Gesäßtasche hervor, und setzten sie sich auf. Die Unterlagen wurden akribisch nach ihrem Inhalt sortiert und auf dem Tresen ausgebreitet.

Nach kürzester Zeit schienen A etwas aufgefallen zu sein. Sie erhoben nachdenklich ihren Zeigefinger und schleppten sich in eines der Hinterzimmer des Saloons, um ihr Pad und einige Gadgets aus ihrer Ermittlungszeit mitzubringen. A scannten Teile der Dokumente ab, kopierten, verschoben und verglichen Dateien auf ihrem Pad, während sie sich genüsslich eine grobe Zigarre in den Mund schoben, und zuvor noch dessen Kappe mit einer geübten, einzelnen Bewegung abzuschneiden.

Der Saloon füllte sich mit dicken Rauchfäden, die sofort damit begannen im trägen Sog um Cylos Kopf zu ziehen. A ließen sich bei ihrer Arbeit alle Ruhe der Welt. Deshalb waren sie die Nummer Eins gewesen. Die Welt um sie herum konnte untergehen, aber Ermittlungen waren stets unter absoluter, geistiger Konzentration vorzunehmen.

Grundle spielte mit einem vergilbten Kartendeck herum, das er neben einer der abgestorbenen Topfpflanzen ausfindig gemacht hatte. Er wusste, es würde keinen Sinn haben A während ihrer Arbeit zu belabern, oder irgendwie sonst zu versuchen den Vorgang zu beschleunigen. Das war eine der ersten Lektionen gewesen, die sie damals über ihre Bosse hatten lernen müssen.

Außer dem gelegentlichen »Hmmm«, begleitet von einer zeitweisen Kontraktion der tiefen Furchen um As buschige, spitzhaarige Augenbrauen herum, passierte eine Ewigkeit über gar nichts. Cylo konnten sich irgendwann ein nervöses Tappen mit dem rechten Fuß auf den hohlen Holzdielen nicht weiter verkneifen.

Endlich schienen A zu einer Besprechung bereit zu sein. Entweder das, oder es war Zeit für eine Pause. Jedenfalls gossen sie eine zweite Runde ein. A schoben ihr auf dem Tresen aufgestelltes Pad so, dass Cylos Augen guten Zugang zu dessen Bildschirm bekamen. Auf dem Display leuchteten zwei Buchstaben: R.S. Grundle kratzte sich am Nacken.

»R.S.?«

A lehnten sich zufrieden und wissend mit verschränkten Armen zurück.

»Jawohl. R.S. Diese Ouroboros Typen sind härter zu knacken als der Bankaccount des reichsten Pluralen. Man muss da wirklich leider den Hut ziehen. All diese Dokumente, und nur zwei Buchstaben darin, mit denen man irgendwie weiterkommen hatte können. Ihr hattet Recht. Die ganze Sache stinkt zum Himmel. Und diese Geheimsprache erst...selbsterfunden. Ganz klar. Glücklicherweise für uns war das da ein zweiseitiger, poetischer Liebesbrief.«

»Ein Liebesbrief?«

Grundle hatte sich einmal laut schallend auf den Oberschenkel geklopft. Das kam unerwartet! A nickten, während purer Hohn über diese Tatsache ihrer Körpersprache zu entnehmen war.

»Jedenfalls Liebe, wie sie die Spinnenden eben kennen. Ein wahrer Lobesgesang auf dieses Ouroboros Kollektiv, offenbar von ergebenst Dienenden. Da hatten wir Glück, was? Wäre unser verliebtes Fankollektiv hier auch nur etwas unbegabter im poetischen Schreiben gewesen, hätte unsere Dechiffrierung nicht genügend Worte gehabt, um ein Alphabet daraus erstellen zu können. Wir haben das Kauderwelsch mit der Wahrscheinlichkeitsverteilung des englischen Alphabets abgeglichen, und da wir drei volle Seiten, voller verliebter Umschreibungen der Größe des Ouroboros zum damit arbeiten hatten, kam tatsächlich was dabei raus.«

Grundle pfiff durch Cylos Zähne.

»Unterschrieben wurde der Liebesbrief jedenfalls mit Bewton, sagt euch das irgendwas?«

»Eines der wissenschaftlichen Kollektive, die gemeinsam mit Ouroboros an Projekt SB arbeiten.«

A prusteten schallend los.

Plurale Welt (Gesamtausgabe, wattpad-friendly)Where stories live. Discover now