20. Neue Wege

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Kasha fand das nicht witzig. Estella saß schockiert im Innenraum und entsandte klägliche Angstgefühle durch seinen Puls. Nein, nicht Angst. Furcht. Das Ding, was Kasha nur wegen Estella kannte.

»Was willst du hier?« kam es aus Kasha'aars Rachen. Es stimmte zwar, dass Shadow sich immer weiter gebessert hatte, und sein Kollektiv ihm deshalb mehrere neue Rechte eingestanden hatte, aber bei einem von Estellas und Silkes Exkursionen in die Welt einfach so plötzlich aufzutauchen bedeutete Gefahr.

»Kämpfen«, antwortete Shadow, und zeigte mit dem Finger auf den Stock. Kasha'aar hatte bereits begonnen seine vernarbte Stirn empor zu strecken, als er von einer Begründung unterbrochen wurde.

»Um mich besser zu fühlen.«

»Hä?«

»Um mich besser zu fühlen. Lass uns kämpfen.«

Kasha'aar hatte keine Ahnung was hier abging, aber das war auch völlig egal, weil Shadow in Silkes Körper schon bereits voll auf sie zusteuerte. Mit erhobenem Stock. KLACK! Kasha hatte abgeblockt.

»Bist du bekloppt, du Irrer?« rief er Shadow wütend entgegen, »du bist schon immer der Beschissenste von euch gewesen!«

Kasha drängte Shadows Stock zurück und ließ ihn seitwärts abschnellen. Shadow stand still und immer noch mit wesentlich weniger Motivation, als sie nun durch Kasha'aars Venen floss, vor ihnen, und redete sanft weiter.

»Ich bin nicht so wie du. Aber ich weiß, dass dir das Kämpfen gefällt. Mir gefällt das Kämpfen auch. Also, lass uns doch einfach hier kämpfen.«

Das traf Kasha tief ins Rote. Er verstand das.

»Okay«, fauchte er. »Okay, okay, okay, okay, okay!« feuerte er sich selbst an, und begann seine Polygebärden auszupacken. »Zeit für ein bisschen Action!« und seine Keule donnerte vom Himmel.

Shadow blieb selbst inmitten der rapiden Schläge eines improvisierten Schwertkampfes gleichgültig und abwesend. Als sie fertig waren, konnte Kasha in keiner Art und Weise abschätzen, wie und warum Shadow das unbedingt verlangt hatte. Er sah keinen großen Unterschied, keine Anzeichen von Glück in Shadows überanstrengtem Körper. Vielleicht war das nur eine Art für ihn die Langeweile zu bekämpfen. Vielleicht war es nur eine Ablenkung - von irgendwas.

Spectre war bei derartig nervenaufreibenden Ereignissen meistens völlig außen vor. Er dachte in den Kategorien Gefahr, Daten, Zwang und Hilfe. Er suchte gerne nach Hilfe um die Daten zu erhöhen. Hierfür bot sich selbstverständlich vor allem ein digitales Pad für den Eigen- und Heimgebrauch an. Ihr Papa besaß sowas. Ihre Mama besaß sowas. Aber wann es ein Kind erhielt, war irgendwie nur sehr unzureichend definiert. Manche gaben es früher, manche später.

Spectre entsann sich eines Plans. Er wusste ganz genau, wann jemand in Papas Kollektiv das Pad nutzen wollte. Um neue Kleidung zu bestellen, um auf bestimmten Websites zu surfen, oder um die Familienkasse zu protokollieren. Spectre baute den Alltag von Kasha'aar und Estella so um sich, dass sein ihm zustehender Gebrauch von Papas Pad zu einer absoluten Belastung für dessen Nerven wurde. Er kam immer dann mit einem neuen Werk aus der Bücherei zurück, wenn es Zeit für Papa gewesen wäre, etwas Neues zu machen.

»Das geht auf Schulpads nicht, das weißt du!« nörgelte Spectre dann an Josh herum.

Josh war einfach zu leicht aufzuweichen. Er hatte dafür viel zu viele Abende in Alkohol ertränkt, um jetzt irgendeine Art von Gegenwehr gegen Spectres Masterplan stemmen zu können. Bald war das ganze Kollektiv genervt, aber sie gaben einfach nicht nach. Es kam kein eigenes Pad zu Spectres Privatnutzung. Extensiv spielte Spectre sinnlose Rätsel und Wissensspiele, die er eigentlich gar nicht mochte, nur damit er ein Ärgernis sein konnte.

Plurale Welt (Gesamtausgabe, wattpad-friendly)Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang