74. Authentizität

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Spectre konnte es kaum erwarten endlich die Tür zum technischen Reparaturdienst aufzuschieben. Shopping hin, Shopping her. Das hier war der wahre Mainevent. Sie steuerten direkt auf die erst besten Angestellten zu und legten den beschädigten Datenspeicher auf den Tisch.

»Ja, Guten Tag. Der hier ist mir leider ins Wasser gefallen. Meint ihr, ihr könnt da eventuell noch einige Daten retten?«

Die großen Angestellten, die voll beklebt waren mit der Eigenwerbung der Firma, nahmen den Datenspeicher kurz in die Hand und fragten: »Geht gar nichts mehr?«

Spectre schüttelte den Kopf.

»Nichts. Wenn man es versucht anzuschließen, passiert gar nichts.«

»Dann kann ich auch nicht viel versprechen, aber wir werden es versuchen.«

»Wie viel wird das ganze denn ungefähr kosten?«

»Kann ich nicht sagen, kommt auf die Arbeitsstunden drauf an.«

»Grob geschätzt?«

Spectre war dieses Spiel jedes Mal unangenehm. Klar, es war nur eine einfache Reparatur. Die Chancen, dass es einen arm machen würde waren gering. Aber jedes Mal war es auch irgendwie eine Diskriminierung. Er wollte das nicht zum Spaß wissen, oder um die Technikkraft zu nerven, oder um um den Preis zu feilschen. Er hatte wirklich nicht viel Geld, und eine einzige Trickbetrügerei bei sowas, bei dem er an die Falschen geriet und horrende Forderungen erhalten würde, konnte ihnen das Rückgrat brechen.

In einer Justizgesellschaft, in der Rechtskräfte für Privatangelegenheiten Geld kosteten, gewann immer die Firma. Ob Schwindel oder nicht interessierte den Staat und die Justiz nicht. Es war sein Problem, wenn er sich an die Falschen mit seinem Problem gewandt hatte, so sahen die Reichen das.

Egal, ob ein einziger Fehlschritt eine drohende Wohnungsräumung beschleunigen konnte. Egal, ob es das letzte Semester kurz vor dem Abschluss für immer beenden könnte. Private Probleme musste man selbst bezahlen. Selbst schuld, wenn man zu arm war um sich Gerechtigkeit leisten zu können.

Die Angestellten drucksten noch ein wenig herum, bis sie schließlich eine Spanne zwischen 20 und 30 PW nannten. Das war machbar, Spectre ließ den Datenspeicher da.

»Wann können wir wieder vorbeikommen?«

»Heute Nachmittag, so gegen Sechs. Nein, lieber doch Sieben, dann ist es auch auf jeden Fall durch.«

»Alles klar.«

Als sie den Laden wieder verließen versetzte Spectre Miriam einen gut gemeinten Seitenstoß in ihre kaum wahrnehmbaren Fettpölsterchen.

»Aua! Wofür war das schon wieder?«

»'Ey, Mann, lass den Scheiss', wäre, auch jetzt wieder, die bessere Reaktion gewesen. Die ganze Zeit über hast du da drinnen nervös mit deinen Daumen umeinander gekreist. Nimmst du das ganze überhaupt ernst?«

Miriam hatte jetzt endgültig genug von dieser Bevormundung.

»Willst du mich eigentlich verarschen?« Sie blieb wütend inmitten der Innerbezirkszone stehen, »warum ist das überhaupt so wichtig? Ich kann doch einfach sagen Blixa oder Gudrun waren draußen, die noch keiner kennt, oder sowas!«

»Pssscht!« gab ein von der emotionalen Lage überforderter Spectre von sich, der verzweifelt versuchte ihr zu signalisieren, dass eigentlich nur ein Singlet genau solche Sachen sagen würde.

Plurale Welt (Gesamtausgabe, wattpad-friendly)Where stories live. Discover now