46. Entwicklungen

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Die laschen Drogengesetze taten dem Volk sowieso nicht gut. Star bemerkten immer mehr Kollektive auf offener Straße mit sich selbst streiten, vor sich hin schimpfen, lallend, verwirrt, abwesend vom Außen, »Hello? Yes, yes. Hello? Hello? Yes, yes«, sinnbefreit brabbelnd, als ob sie in einer direkten Leitung mit Gott persönlich telefonierten.

Manche schrien plötzlich aus heiterem Himmel einfach inmitten der Innerbezirkszone los. Fast jede Nacht lief gegen drei Uhr dieselbe schreiende Gestalt an Starbounds Fenster vorbei.

»Aber dann hast du ihm...? ABER - DANN ABER -! Aber dann...dann hast du IIIIIIHHHHHMMMMM GEGEGEBBEBEEEEENENENNNNNNNN! HEEEEEEEEEE!«

Die Bevölkerung wurde eindeutig kränker. Irgendwie schienen viele wohl ihre eigenen Grenzen nicht zu kennen. Die Vorfälle wurden nie von den Medien thematisiert, obwohl sie für viele ein alltägliches Ärgernis waren.

Spectre gefiel das nicht. Nach erfolgreicher Beendigung der Ausbildung zur Medizinischen Assistenzkraft hatte er sich mittlerweile einschreiben lassen zum Beginn eines Studiums der Politikwissenschaften. Er musste unbedingt an die Grenze. Er musste herausfinden was es mit alledem auf sich hatte. Was war hier eigentlich wirklich los?

»Das ist der Alkohol, Scheiße. Dieses verfickte Gift«, kommentierte Kasha'aar leise vor sich hin, als es mal wieder »GEGEGEGEBENEBENENNNN« über die dimm beleuchteten Dächer seines Blocks schallte.

Das Problem mit Drogen war einfach, dass niemand sie nehmen würde, wenn ihnen ihr Leben wirklich Spaß machen würde. Niemand dachte sich:

»Oh, ja, hey. Eigentlich ist mein Leben perfekt und mir geht's super gut. Deshalb zieh' ich jetzt erstmal so eine Nase Koks!«

Das war einfach nicht die Motivation dahinter, auch wenn die Mehrheit der Konsumierenden genau davon überzeugt war, dass dem so war.

Kasha hatte sich die letzte Zeit über mit Wonder in den lokalen Kneipen vergraben und jetzt saß er einem grimmigen Langbart gegenüber, der unter starkem Schnupfschleimeinfluss stand und sich in die Annahme verrannt hatte, dass Kasha ein böser Dämon war, der ausgetrieben werden musste. Der Neandertaler musste ihn gerade davon abhalten seine kaum vorhandene Schmerzgrenze auszutesten, indem er eine glimmende Zigarette auf seinem Handrücken ausdrücken wollte, während Kasha gleichzeitig versuchte mit bestem Willen eine hysterisch heulende Estella in seinem Innen zu unterdrücken.

Kasha blieb cool, stand von seinem Stuhl auf, während irgendwelche Glaskörper um ihn herum zerklirrten, meinte nur »Nee, lass mal stecken, Chima«, und steuerte den Körper langsam und vorsichtig in Richtung der anderen Gäste, unter denen auch Wonder war. Sie waren gerade dabei ihren fünfundzwanzigsten Whiskycola zu bestellen, als sie von Estella am Arm gepackt und nach draußen vor den Eingang des Chimrolets gezerrt wurden. Estella brach sofort in Tränen aus.

»Dieser Typ da, der ist verrückt! Der denkt, dass wir von einem bösen Dämon besessen wären! Und er wollte seine Zigarette auf uns ausdrücken!«

Wonders Augen flammten auf. Sie nahm sich eine der auf dem Boden herumfliegenden, leeren Bierflaschen und marschierte schnurstracks wieder in den Laden rein. Estella bewegte sich vorsichtig in Richtung der Türöffnung und spähte ins Innere.

Wonders massiger Körper hatte den dürren Vollbart am Kragen gepackt und schüttelte ihn. Er hielt sich den Kopf so, als hätte er eben eine Bierflasche abgekriegt. Wonder packte seinen gesamten Körper und bodyslamte ihn mit dem Rücken voran durch einen der, sowieso schon über die Jahre des Betriebs schwer mitgenommenen Holztische.

Plurale Welt (Gesamtausgabe, wattpad-friendly)Where stories live. Discover now