83. Besuch

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Rasmus überlegte.

»Ihr wolltet Estella doch als Ersatzkrankenschwester nutzen, oder? Dann gibst du doch hier die Zeitbegrenzung vor, oder? Oder war das schon alles?«

Er hatte in Richtung von Jacksons Zelt gewinkt.

»Nee«, kommentierte Shane kurz angebunden, da seine Lippen jetzt damit beschäftigt waren die beiden Naturerzeugnisse einzukleben. Shane klopfte seine Kreation auf dem steinigen Sandboden auf, schwenkte sie in Gegenrichtung des Filters ein paar Mal aus, zupfte den typischen Zipfel ab und beäugte sie noch ein letztes Mal auf zufriedenstellende Symmetrieeigenschaften, »ihr bleibt hier, solange Chamelle krank ist. Wie lange das dauert, kann ich nicht vorhersagen. Bin ja kein Magier«, Shane benutzte den Joint wie einen Präsentationsstock für seine verbalen Ausführungen, »aber Chamelle wird nicht ewig krank sein. Sie hat einfach nur 'ne Grippe erwischt. Das geht vorbei. Heißt ja nicht, dass wir euch nicht zwischenzeitlich rüber bringen können. Morgen, wenn ihr wollt. Heute nicht. Die Zeitfenster sind kein Witz, auch nicht auf der anderen Seite. Heute geht nichts mehr. Deshalb schlag ich vor, wir rauchen den jetzt. Alles klar?«

Rasmus sah zu Estella. Beide hatten wahrscheinlich denselben Gedanken. Zwischendrin irgendwo hin war eigentlich keine Option, da Miriam ja drüben bleiben würde. Das konnte Shane natürlich nicht wissen. Rasmus hoffte auf eine Eingebung von Spectre. Er selbst hatte nämlich keine sofortige Lösung parat.

Spectre verstand und ging kurz in den Körper, um, als Shane seinen Kopf voll bei Rasmus hatte, diesem ein »Ruhig bleiben« zu gestikulieren. Als Rasmus dies empfing, entschied er sich dazu den Joint aus der grauen Hölle anzunehmen, den Shane ihm mittlerweile fordernd entgegenhielt.

»Mach du an, Gäste zuerst.«

Shane wollte den Rocker testen, denn auch er war nicht ganz unprogrammiert, was die Vorstellung des schwachen Studenten anging. Rasmus hatte kein Feuer. Zum Glück schaltete Spectre und warf ihm Kashas in den Schoß, bevor Shane sich fragen konnte, warum ausgerechnet der Rocker kein Feuer besaß.

»Ist ja sowieso deins«, fügte Spectre hinzu, um jeglichen Verdacht sofort im Keim zu ersticken.

Shane hatte dafür aber den Wechsel in Stars Tonfall bemerkt. Spectres Stimme klang grundsätzlich ähnlicher zu Kashas als zu Estellas, was in Shanes grauen Zellen sofort die Erinnerung an seinen eigentlichen Gesprächspartner, mit dem er den ursprünglichen Deal geschlossen hatte, aufblitzen ließ.

»Sag mal«, begann er auch sofort, »ich hab aber mit keinem von euch am Anfang gequatscht, oder?«

Estella warf ihre Haare zurück.

»Nö.«

Shane lachte etwas zerknirscht, während Rasmus seine ersten Züge nahm.

»Kann ich nicht mal mit dem Kollegen reden?«

»Der Kollege hat dir doch auch gesagt, dass es gar nicht um ihn geht, sondern um uns, richtig?« erklärte Estella.

Shane lachte erneut.

»Schon. Aber, ihr seid doch im selben Kollektiv, oder? Wo ist denn das Problem?«

Estella kannte das. Kashas Leute witterten immer sofort überall Probleme. Sie pausierte kurz und forderte dann den Joint von Rasmus ein. Dieser unterdrückte sein Husten vortrefflich, da er dachte, dass das Bonuspunkte bringen könnte. Estella nahm einen großen Zug und hauchte den Rauch der Friedenspfeife sinnlich in den grauen Dunst der höllischen Atmosphäre hinein. Glücklicherweise half ihr die Natur und schickte einen starken Windschub, der ihren Auswurf um die beiden anderen hübsch herumtanzen ließ.

Plurale Welt (Gesamtausgabe, wattpad-friendly)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt