8. Unterschiede

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»Bürokaufkraft?« fragte Estella vorsichtig nach.

»Ja, einfach nur die ganz normale Kraft für die Akten. Ich sortiere unsere Informationen und lege Daten in Aktenschränken an. Ich weiß, das klingt nicht spannend, aber ich mag meine Arbeit.«

»Wird dir nie langweilig?« plärrte Kasha'aar aus dem Körper heraus.

»Oh je...« seufzte Mama, doch es war bereits zu spät.

»Langweilig? Also erst einmal gibt es zehn verschiedene Systeme, mit denen ich arbeite. In jedem System gibt es jeweils seine eigene Art von Software, über die alles läuft. Ich verwende die neusten Technologien, mit den neuesten Varianten der Künstlichen Intelligenz, insgesamt fünf verschiedene! Die Deep Learning Analytics geben mir jede Sekunde neue Varianten mit denen ich neue Algorithmen der Aktenverwaltung schreiben kann, um diese dann bei der Qualitätssicherung testen zu lassen. Also zum Beispiel bei der Mustervorhersage...«

Kasha'aar bereute es gefragt zu haben.

»Das gibt's nicht! Die haben auch so einen Irren! Wahaha!« Kasha'aar lachte schallend durch den Innenraum.

»Und wenn du noch weiter darüber quasselst, komme ich vielleicht morgen sogar auch mal dran!«

Mama hatte gewechselt. Allerdings schien ihr Wechseln irgendwie anders zu verlaufen. Sie brauchte viel länger als Papa, und begab sich dazu zunächst wie in eine Trance. Bisher hatte sie in Ruhe gewartet, aber das war jetzt nicht mehr die »wartende« Art von Mama.

»Also! Kurze Erklärung für euch, weil das echt 'ne Menge heute war, und wir auch eigentlich nicht dafür sind, euch mit so viel zu überladen. Ihr hattet wirklich schon genug Stress für heute, würd' ich ma' behaupten.«

Mama grinste hämisch als sie so sprach. Kasha'aar mochte diese Mama - das war 'ne coole Mama.

»Also, mein Kollektiv ist ein bisschen anders! Wie's aussieht, habt ihr aber die meisten Sachen von Papa. So schnell wie ihr wechselt, das können wir nicht. Wir haben auch zwei Kleine bei uns im Kollektiv. Also irgendwie so wie ihr, aber auch nicht wie ihr. Meine Kleinen sind klein und erwachsen gleichzeitig. Sie sind zehn und zwölf Jahre alt, zwei kleine Feminine. Ihr habt sie bisher immer nur gesehen, wenn ich es ihnen erlaubt habe. Und ich habe es ihnen nur erlaubt, wenn sie versprochen haben sich reif und erwachsen zu benehmen. Das ist so 'ne Erziehungssache, erklär'n wir euch vielleicht später mal. Jedenfalls wechseln wir nicht so viel. Wir brauchen dafür den richtigen Anstoß, den richtigen Moment. Das richtige Feeling.»

Die »coole« Mama hatte sich locker ins Polster gepresst und wippte nun mit ihrem linken Bein.

»Das is' 'ne ganz wichtige Sache. Unterschiedliche Kollektive funktionieren unterschiedlich. Es gibt auch Kollektive, da gibt's welche im Innen, die gar nicht ins Außen können. Ham's irgendwie nie richtig gelernt, oder können's, oder wollen's nich'. Es gibt auch Kollektive, da is' immer nur ein Wesen im Außen, obwohl drinnen noch fünfzig Andere rumhocken.«

Spectre war erstaunt.

»Fünfzig? Ehrlich? Solche Größen gibt es?« fragte er ungläubig aus dem Körper raus.

»Na, klar! Es gibt da keine Obergrenzen! Die aktuell Rekordhaltenden sind irgendwo bei Tausend, stimmt's Schatz?«

»Äh, ja. Tausendsiebenundzwanzig, denke ich«, erwiderte Thomas, so als ob er die Zahl nicht haargenau auswendig kennen würde.

Das sprengte Spectres Vorstellungskraft nun vollständig. Es war so, als ob bei ihm gerade eine Sicherung rausgeknallt wäre.

»Das...ich kann mir das nicht vorstellen«, gab er zu.

Plurale Welt (Gesamtausgabe, wattpad-friendly)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt