63. Präsentation

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Am Stützpunkt angekommen wartete bereits eine Schar aus Sanitätern, die die Verletzten in Empfang nahmen und ihre Wunden versorgten. Die Schwedin bekam einen männlichen Krankenpfleger mittleren Alters zugeteilt, der sich sehr authentisch weiblich verhielt, und auch ein komplett weibliches Krankenschwesternoutfit bei seiner Arbeit trug. Endlich war sie im Wahnsinn angekommen! Hiervon hatte sie schon so viel gehört! Jetzt hieß es: Sensibel bleiben! Als der Mann ihre Wunden versorgte, konnte sie sich einige Fragen nicht verkneifen.

»Wie lange arbeiten Sie schon hier?«

»Oh, schon lange! Du bist also ein Singlet, stimmt's?«

Ja, richtig. So wurden sie hier genannt!

»Äh, ja! Wobei ich mich selbst noch nie so bezeichnet habe.«

Der Mann lachte.

»Ja, ja! Das ist wohl ziemlich normal für dich! Dann muss dich ja mein Outfit ziemlich aus der Bahn werfen, oder?« sprach er, zart und fürsorglich.

»Äh...naja, wir haben auch transsexuelle Menschen bei uns. Wenn ich das so...richtig sage?« versuchte sie sofort wieder zurück zu rudern.

Sie konnte einen Anflug von einem verschmerzten Zucken in den Mundwinkeln ihres muskulösen Pflegers erahnen, das er aber sehr gut und sehr schnell wieder in den Griff bekam. Verdammt, sie wusste es! Sie hatte etwas Falsches gesagt! Aber wie sollte sie nur mit diesen Menschen kommunizieren, ohne in irgendwelche Fettnäpfchen dabei zu treten?

»Wir benutzen solche Begriffe hier nicht oft«, erläuterte er, »aber machen wir es doch mal ganz normal: Hi, ich bin Tina! Ich kümmere mich immer um die Verletzen an denen noch frisches Blut klebt. Das ist meine Spezialität in unserem Kollektiv!« verkündete der Mann lächelnd.

»Äh, ja. Hi! Und wen gibt es da sonst noch so...bei euch?« tastete sich die Schwedin langsam voran, ohne dabei einen Gedanken daran zu verschwenden, sich ebenfalls formgemäß vorzustellen.

»Oh, Martin und Gretchen könntest du eventuell noch kennenlernen. Sie sind auch manchmal im Dienst. Martin kümmert sich gerne um Verrenkungen und Zerrungen. Er hat das mit den chiropraktischen Weiterbildungen viel besser hingekriegt als ich! Wir ziehen uns aber nicht immer extra um. Er kommt aber auch ganz gut damit klar. Gretchen geht zu den Stützpunktmeetings und kümmert sich, falls sich irgendwas in unserem Dienstplan ändert. Sowas eben. Der Rest bleibt im Job meistens drinnen, und es würde jetzt auch viel zu lange dauern sie dir alle einzeln vorzustellen.«

Er lächelte sie wieder offen an. Oh, Mann, sowas musste man erstmal verdauen.

»Und warum möchtest du nicht als transsexuell bezeichnet werden, Tina?« traute sie sich jetzt in einem Anflug von Selbstbewusstsein zu fragen.

»Hm. Die einzige Einteilung, die wir hier verwenden, ist die in aktiv und in passiv Sexuell. Aktiv sind die, bei denen sich ihre sexuelle Rolle der Dynamik ihres Kollektivs entsprechend verändern kann, und passiv sind die, die naja...die ›Altbackenen‹, könnte man sagen...Familie, Kinder, Mutter, Vater...aber nicht von innen definiert, sondern von außen...so, wie sie es eben von euch Singlets mal gelernt haben. Wie man es wohl früher so gelebt hat. Es gibt hier noch so einige, die das Konzept noch ganz normal leben, egal wie viele sie sind. Das modernere Konzept macht es, finde ich, einfacher niemanden auszuschließen.«

»Und woher wisst ihr dann...wer...mit wem...?«

Sie hatte diesen Gedanken nur halb gedacht, und irgendwie war es auch kompliziert ihn richtig auszuformulieren. Tina war kurz etwas verwirrt und antwortete dann nur:

Plurale Welt (Gesamtausgabe, wattpad-friendly)Where stories live. Discover now