103. Ernüchterung

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Zum Angriff geblasen wurde keinesfalls wie bei einer mittelalterlichen Schlacht. Kein lautes Hornsignal kam zum Einsatz, kein ohrenbetäubender Lärm, verursacht durch tausende, trabende Schritte. Kein Räuber kündigt sich seiner Beute an.

Die Wehrkräfte der Pluralen Armee hielten ihre automatischen Gewehre im Anschlag, als sie, wie eine Schar schwarzer Krähen durch die Schluchten der grauen Hölle eindrangen. Beobachtende hätten geisterhafte Schemen beschrieben und das auch nur, um den raschelnden Pegel zu beschreiben.

Toas Generäle hatten anhand der unterschiedlich platzierten, ausgespähten Geräusche aus dem Inneren des Schuttes Eintrittspunkte festgelegt, die es ihnen ermöglichen sollten viele der ansässigen Ratten schnell zu umzingeln. Die große Toa beobachtete das Geschehen durch die Fischaugenperspektive eines hochmodernen Nachtsichtgerätes. Im grünen Flackern des unsteten Visiers, schlecht balanciert durch zittrige Hände, die ihrem Inneren klar signalisierten, dass das Finale nun über sie hereingebrochen war. Zähne knirschten, noch bevor sie den Grund dafür erfahren hatten.

Atomorbitale rieben aneinander und versetzten ihre Schwingungen auf ein höheres Energieniveau. Sich anstoßende Elektronenwolken löschten sich untereinander aus, hybridisierten, verstärkten und verschmolzen ihre Eigenschaften in einer Kettenreaktion von einem solchen Ausmaß, wie es nur ein passioniertes, von der Welt verschmähtes, technologisches Genie hatte aus einem Haufen Abfall heraus generieren können. Die Schar aus Toas schwarzen Krähen verbrannte mit einem Schlag direkt vor ihren Augen. Glühendes Aluminium schlug ihr entgegen, als ob man ihr das Napalm mit bestem Dank zurückgesandt hätte. Unzählige Körper wurden von Angst in die Enge getrieben und setzten zurück, statt nach vorne.

»Angriiiiiiffff!!!«

Das Gebrüll der Ratskanzlerin hallte, wie aus einem verzerrten, alten Lautsprecher durch die Linien ihrer Streitkräfte wieder. Sie waren wohl doch nicht der Räuber gewesen, für den sie sich gehalten hatten.

Die zweite Kompanie war lauter, viel lauter. Für sich selbst. Eine beliebte Taktik, um sich selbst die Angst zu nehmen. Aus allen Kehlen der Körper drang Kampfgeschrei, als sie diesmal laut Schüsse in die Hölle vor ihnen abgaben.

Für jeden einzelnen von ihnen gab es ein Wiedersehen mit dem Körper, der noch vor ein paar Minuten vor ihnen in den Reihen gestanden hatte. Mit einem Arm, einem Kopf oder sonst etwas von ihm, dass noch nicht zu Asche zerfallen war. Ein gutes Symbol für jede Übermacht. Wer denkt, er könnte sich in Satans Reich schleichen, sollte besser der Herrgott höchstpersönlich sein.

Einige von ihnen sollten Glück haben. Sie würden denken, dass sie die Organe ihrer Feindlichen durchlöchert hatten. Andere Auserwählte sollten der kalten Wahrheit gegenüberstehen. Im Rachen von Phlatschs automatisierten Marionetten-AKs, die von optischen Sensoren gesteuert, und durch mechanische Hebel aktiviert worden waren.

Sie dreschten auf sie ein. Auf Phlatschs ultimative Demütigungsattraktionen schlugen die Überlebenden ein, als ob es noch irgendeinen Unterschied machen könnte. Sie traten und verfluchten diese Dinger, doch kein Wutausbruch der Welt konnte dem Erlebtem Therapie sein.

Toa erhielt eine Meldung, irgendwann nachdem die wenigen Körper, die drinnen noch standen, sich an den Vorrichtungen soweit ausgelassen hatten, sodass sie nicht mehr in der Lage waren noch weiter zu treten oder zu fluchen. Toa war wieder in diesem Raum. Würde sie ihm denn nie entfliehen können? Wie viele Seelen würde sie noch opfern müssen, um ihre eigenen zu retten?

»Seid ihr euch wirklich sicher, dass es eine gute Idee war so viele gute Waffen zurückzulassen?«

Phlatsch straften diese dümmliche Überheblichkeit von Spectre nur mit einem besonders verhöhnenden Grinsen ab.

Plurale Welt (Gesamtausgabe, wattpad-friendly)Where stories live. Discover now