43. Magische Trüffel

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Die verkrustete Lebensform schmeckte einfach grauenhaft. Sie schien aus allen ihren Poren einen fauligen Gestank abzusondern, wenn man ihr durch die Schale biss. Kasha konnte Whiskycola trinken, der von Ru gemischt worden war, und deshalb zu über achtzig Prozent aus Whisky bestand, aber dieses widerliche Drecksding hier spielte in einer völlig anderen Liga!

Rory und Kasha aßen aus ihren Magischen Trüffeln, die sie mittlerweile gekonnt in alten Burgertüten von einem Fast-Food Laden versteckt hielten, und streunten so durch das Nachtleben von Bezirk A-75. Estella und Spectre waren auf einen Ansturm an völlig neuen, verhaltensverändernden Substanzen gefasst.

Kasha'aar hatte ein Notprogramm vorgeschlagen, sollte er jemals an psychedelische Substanzen gelangen. Es beinhaltete, dass Estella und Spectre sofort auf Beobachtungsposten im Innen gehen mussten. Sie mussten ihre Welten im Auge behalten, sowie auch den Abgrund. Sollten sich zu abnorme Veränderungen ergeben, waren sie dazu angehalten Kasha einen sofortigen Stopp der Substanzaufnahme zu ordern. Dieser hatte das Notprogramm bereits gestartet, als er die schleimige Lebensform im Plastikbeutel erfolgreich identifiziert hatte. Spectre und Estella waren also auf ihren Posten.

»Mal seh'n, was die Scheiße so kann!« rief er ihnen zu, seinen Mitwehrkräften.

Die ersten gemeldeten Effekte waren eine Ausbreitung des Breitensinnes. Also dem Sinn, den sie besaßen um Breiten realitätsgemäß einschätzen zu können. Spectre beobachtete eine Erweiterung der Weite, was sich für Kasha ungefähr so anfühlte, als ob der Zugang zum Kleinkiosk sich über mehrere Kilometer erstrecken würde, aber nur eine gefühlte Millisekunde lang. Kashas Körperbedienung litt unter diesem Effekt, und er merkte, dass er die komische Angewohnheit entwickelte sich in seiner näheren Umgebung immer nur haargenau in der Mitte orientieren zu wollen. Haargenau in der Mitte von allem.

Sie hatten die Hälfte ihres Beutels bereits hinuntergeschlungen, als Rory und Kasha plötzlich irgendwie klar wurde, dass sie in der Kleinkioskhölle gefangen waren. Sie wussten noch:

»Es gab da so Kollektive, die verkaufen uns was. Und wir sind hiiier...weil wir von denen was kaufen wollen? Wir hängen hier fest weeeill...wir uns nicht erinnern können, was das war! Aber ich kann mich dadran erinnern, oder? Wann war das denn? Wann hab ich denn daran gedacht? Vor wie vielen Millionen von Jahren eigentlich? Ah, da. Energy Drink! Eeeneergyyy Drriiiink!«

»Eeeneergyyy Drriiiink!« schallte Rorys Stimme aus der einen Ecke des Kleinkiosks zu Kasha rüber.

»Boah, der war ja einfach viel zu laut. Shit! Die werden gleich die Bullen rufen! So ein Volldepp, warum mach' ich das ausgerechnet mit dem?« lief es als Film durch Kashas Kopf, »aber so'n Energydrink jetz', das wär schon nice! Doo hatter halt schon echt recht!«

Und deshalb tat Kasha ab jetzt erstmal so, als ob er den anderen Typen da im Laden gar nicht kennen würde. Er stellte sich ans Regal mit den Zeitschriften, packte sich die bunteste raus und begann zu blättern.

»Hm, die Buchstaben sind auch alle viel zu breit. Und oh...und ooooh...«

Die Buchstaben hatten begonnen vor Kasha'aars Augen wild die Farben zu wechseln. Sie tanzten auch irgendwie sehr lustig auf dem bedruckten Papier herum. So vierdimensional und so. Aber irgendwie auch doch nicht. Ach, es war irgendwie ehrlich schwer zu sagen, was diese witzigen, kleinen Dinger da eigentlich taten.

»Diese Dinger. Diese Dingerlinge!«

Diese Symbole. Wie stark beeinflussten sie einen eigentlich? Kasha hatte jetzt offiziell das Stopp-Kommando erhalten. Er sah sich nach Innen um. Estella glitzerte, als wäre sie von magischem Feenstaub umgeben und Silbers Silber war noch nie so silber gewesen! Die beiden schafften es ihn irgendwie zu beruhigen, und, dass er jetzt doch bitte endlich mal diesen Energydrink kaufen gehen sollte.

Plurale Welt (Gesamtausgabe, wattpad-friendly)Where stories live. Discover now