Aus Gewohnheit strich ich mit meinem Daumen über meinen Ringfinger – doch da war mein Ring nicht mehr. Ich hatte völlig vergessen, dass ich ihn abnahm vor Wut. In der nächsten Sekunde fühlte es sich so an als würde mir etwas fehlen. Als wäre ich nicht vollkommen. "Harry und ich hatten einen großen – sehr großen Streit." meinte ich leise und blickte zu meiner Großmutter, die mich nickend ansah, "Und irgendwie war jeder involviert. Alle haben etwas vor mir Geheim gehalten."

"Vielleicht, weil sie dich alle davor beschützen wollen?" sagte meine Großmutter und nahm zwei Tassen aus ihren Schränken, "Manchmal sind Notlügen okay."

Ich nickte, "Manchmal, aber doch nicht zehn Monate lang Nana." Meiner Stimme verriet, dass ich verletzt war. Tief atmete ich ein und erzählte ihr von seinem Geheimnis: "Vor einigen Jahren ist er in diesen Freundschaftskreis geraten und einer seiner alten Freunde, Drake, hat ihn dazu gebracht für Geld in den Ring zu steigen. Harry hat andere blutig verprügelt und hat dafür Geld bekommen." ich schluckte stark und wartete auf ihre Reaktion. Nana sah einige Sekunden geschockt aus, doch ihre Miene verschwand auch schnell wieder – irgendwie irritierte mich das. "Ich habe mir wie verrückt Sorgen um ihn gemacht, ich habe wirklich gedacht Harry hätte ernsthafte Probleme."

"Ich glaube es dir." sah sie mich an und schüttelte ihren Kopf, "Du bist gar nicht sauer wegen dem Kämpfen, sondern eher, weil er es dir nicht gesagt hat – stimmt's?"

"Ja ... nein. Ich weiß es auch nicht." sagte ich verwirrt und atmete tief durch, "Ich mein er hat mit illegalen Sachen sein Geld verdient – was auch nicht gerade meine Vorstellung von Traumberuf meines Verlobten ist." meinte ich sarkastisch, "Aber es hat mich eher verletzt, dass er mich so lange angelogen hat. Ich Idiotin hab ihm alles geglaubt – wirklich jede einzelne Lüge. Du kennst mich Nana ich stelle mir die schlimmsten Szenarien vor. Ich mache aus einer Mücke einen Elefanten und das weiß er auch. Harry weiß, dass ich immer vor Sorge beinahe gestorben bin. Trotzdem hat er es durchgezogen."

Nana sah mich an und lächelte schief, "Du lügst – du bist auch sauer wegen den Kämpfen." in meinen Augen erkannte sie die Lüge, "Bella Schatz." sie kam auf mich zu und überreichte mir eine Tasse Tee und strich dann über meine Schulter, "Ich kenn seine Familie da konnte er noch nicht einmal durch den Garten gehen ohne hinzufallen." sie legte ihren Kopf schief und lächelte leicht, "Deswegen weiß ich wie seine Familiensituation war, als er noch jünger war und dieser Junge hatte keine leichte Kindheit." ich nickte und sah auf meine Hände, "Zwar waren seine Eltern immer da, aber ganz anders als bei dir ist er nicht in einer wohlhabenden Familie aufgewachsen. Und dann noch als seine Mutter alleine war, musste sie jeden Pfund drei Mal umdrehen um über die Runden zu kommen. Du musstest dir nie Sorgen machen, ob deine Eltern das Haus noch abbezahlen können – ganz anders als Harry." ich schluckte stark, als sich mein Herz zusammenzog, "Seine Eltern ließen sich scheiden, seine Schwester verschwand. Zurück blieb er mit einer zerbrochenen Mutter. Seine Freunde fuhren mit schönen Autos, besaßen die neusten Handys – er fuhr jeden Tag das Auto seiner Mutter. Einen roten, kleinen Golf. Harry hatte nicht das Glück, dass ihm seine Eltern ein Auto zum siebzehnten Geburtstag gekauft haben. Und dann bekam er diese eine Chance von diesem Drake – was glaubst wie ihm es dabei ging? Er konnte endlich sich Dinge leisten, die er davor nicht einmal ansah. Seiner Mutter ging es besser – diese Kämpfe halfen ihm."

Aus dieser Sicht betrachtete ich die Sache nicht. Ich stellte meine Tasse ab und griff mir dann an den Kopf – wie konnte ich so egoistisch sein? Und jetzt fielen mir seine Worte ein. Er meinte, dass Drake seine Situation kannte und das Kämpfen ihm damals half. "Oh Gott er hat es mir sogar gesagt." ich sah zu meiner Großmutter, "Ich bin so ein schlechter Mensch. Harry hat mir sogar gesagt, dass ihm das Kämpfen damals etwas gab, was er in dieser Form noch nie bekam. Er sprach von Aufmerksamkeit und als er dann mich hatte, hörte er auf mit dem Kämpfen."

Promise me IIWhere stories live. Discover now