Kapitel 35

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Kapitel 35:
Wenig später begann der Kerl auf der Bühne endlich das Mikro in die Hand zu nehmen und sich bereit aufzustellen. Er hatte sich wie aus dem Nichts eine Mütze aufgezogen, die ihm tief in der Stirn hing und sein Auftreten nur noch lächerlicher Gestaltete. "Genau deswegen will ich nicht auf die Bühne!", flüsterte ich Justin zu, der mich immer noch so komisch musterte. "Ich würde mich noch mehr blamieren als er!" Beinah ein wenig angewidert musterte ich, wie der Blodschopf sich die Hose einwenig tiefer zog, sodass sein Schritt auf der Höhe seiner Knie hang, und hätte beinah einen Kommentar dazu abgegeben, wäre mir nicht noch rechtzeitig eingefallen, dass Justin dies auch öfters machte. "James ist in Ordnung", verdrehte Justin jedoch nur die Augen. Aus irgendeinem Grund verwunderte es mich, dass er dies sagte. Irgendwie hatte ich immer gedacht, dass er niemanden mochte, der nicht in seiner kleinen Gruppe inbegriffen worden war.

Ehe ich jedoch etwas dazu hätte sagen können, brummte die Musik erneut auf und war dieses Mal so laut geschaltet worden, dass selbst bei uns ein Gespräch unmöglich schien. Ich erkannte die Klänge sofort, sie stammten von einem meiner meist gespielten Lieder. Ein Rapsong, den ich meistens abspielte, wenn ich morgens den Frühstückstisch verließ; ein Song voller Aggressionen.

Etwas verunsichert sah ich zu Justin hinüber, der zum ersten Mal eine Art Fröhlichkeit im Gesicht stehen hatte und ungläubig zu James nach Vorne sah. "Dass er das durchzieht!", schrie Justin über die Musik hinweg. "Das ist nen Song von..." "Kollegah, ich weiß", unterbrach ich ihn, womit ich Justin wohl zum ersten Mal die Sprache verschlug. Als würde er gar nicht hören, wie James die ersten arroganten Sprüche riss, blickte er mich mit einer bis zu dem Zeitpunkt unbekannten Neugier an, die mich beinah ein wenig erröten ließ. "Du hörst Rap?", fragte er sichtlich überrascht. Bisher hatte ich das vor niemandem zugebenen wollen, da es mir unangenehm war; es passte einfach nicht in das Bild, dass die Leute von mir hatten, doch jetzt erfüllte es mich beinah einwenig mit stolz Justin zeigen zu können, dass ich genau diesem Bild nicht entsprach. "Gelegentlich, ja",lächelte ich ihm zu, doch er schenkte mit nur ein Kopfschütteln im Gegenzug. "Nein, das tust du nicht. Das glaub' ich dir nicht Johnson!" Immer wieder schüttelte er leicht seinen Kopf, als wolle er mir somit vergewissern, dass ich log, doch ich tat es nicht und somit konnte er mich auch nicht in Verlegenheit bringen mit seinen Worten. "Ich bleibe Gangster, tick' Coke an Highsocietymember. Es ist in den Kreisen der Renner wie'n Leichtathlet, Penner. On fire wie Ayrton Senna. Wenn ich dich breitklatsch' wie Teigmasse, ist in dei'm Heimatkaff Schweigen der Lämmer. Drive-by aus dem Daimler-Benz-Fenster Und dein Blut spritzt weit bis an den Karteikartenständer vom nächsten Schreibwarenhändler.", rappte ich die nächsten paar Tackte mit und hob mit einer aus Spaß verzerrten Maske meine arme mit an, um irgendwelche singbefreite Bewegungen von mir zu geben. Für einen Moment sah Justin mir ungläubig dabei zu, als wolle er seinen eigenen Augen nicht trauen, doch als ich die kleine Aufführung damit beendete, meine Hände unter den jeweiligen anderen Arm zu stecken und ihm so gut ich es konnte zu zuzwinkern, begann er auf ein Mal an zu lachen.

Es war nur ein kleiner und doch intensiver Ton, der sich für eine winzige Sekunde in der Luft hielt, doch er ließ mich erstarren als hätte er mir einen Haufen Geld angereicht und gesagt, ich dürfte ihn behalten. Justin hatte gelacht, wenn es auch nur ein kleiner Ton inmitten eines breiten Grinsens war, ich hatte ihn zum Lachen gebracht. "Ok, ich glaub's dir ja, aber hör auf zu Rappen das klingt ja schlimm!", sagte er, das Gesicht immer noch zu einem Lächeln verzogen. Selbst als sein Blick auf mich fiel, wie ich ihn einfach nur verdutzt anstarrte, hörte er nicht auf sondern lächelte mir nur noch ein wenig mehr zu.

"Ach komm, bei dir würde das auch nicht besser klingen!", brummte ich schließlich, als ich mich allmählich wieder gefangen zu haben schien, mit einem gespielt beleidigten Unterton. Auf Justins Gesicht erschien augenblicklich wieder diese gewohnte, herausfordernde Mimik, die er mir so oft entgegenbrachte. "Wollen wir wetten?" Ohne weiter auf eine Antwort meiner Seite zu warten schreckte er mir seine rechte Hand entgegen und schien zu erwarten, dass ich mit ihm einschlug. Einen Moment war ich verunsichert, doch dann kam mir der Gedanke, dass er dies nur tat, um mich herauszufordern. Mit einem nicht minder überzeugtem Gesichtsausdruck ließ ich meine Hand in die seine gleiten und schüttelte kurz, wobei meine Finger erneut über die raue Haut an seinem Handrücken strichen. Dieses Mal ließ ich auch meinen Blick zu ihr wandern und musterte die unebenen Erhebungen seiner Haut. Sie waren tatsächlich stark überbeansprucht, doch ich hatte niemals erwartet, dass Justin arbeiten würde. Viel mehr hätte ich gedacht, dass er das Vermögen seiner Eltern ausnutzt. Doch er überraschte mich immer wieder aufs Neue.

Changes~Open Up Our Hearts (Justin Bieber ff) (Abgeschlossen)On viuen les histories. Descobreix ara