kapitel 114

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Justin führte mich durch den riesigen Saal hinaus, zu einer kleinen Terrasse, die für die Raucher geöffnet wurde. Normalerweise war dieser Teil der Schule nie geöffnet, da die Kleinen sich zu schnell verletzen könnten, doch nun, wo ich hier oben stand, fiel mir erstmalig auf, was für einen schönen Ausblick man von der Schule haben konnte. "Worüber willst du reden?", fragte ich, ohne meinen Exfreund anzusehen. Mein Blick lag einfach weiterhin auf der Skyline, die einen merkwürdig beruhigenden Effekt auf mich hatte. "Eigentlich über uns", erwiderte Justin. Ich hörte, wie seine Schritte in meine Richtung liefen. Beinah hatte ich Angst, er würde sich von hinten an mich lehnen, wie er es immer getan hatte, doch scheinbar schien auch er zu wissen, dass das eine Grenze zu viel gewesen wäre. Stattdessen lehnte er sich zu meiner Rechten ans Geländer und ließ seinen Blick ebenfalls über den Himmel gleiten. "Doch jetzt wüsste ich eigentlich nur gerne, was das mit Derek soll!" Wütend richtete er seinen Blick auf mich. In seinen Augen war kein Frieden und auch keine Zuneigung; da war bloß Hass und noch etwas, das tatsächlich neu war. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich gesagt, es sei Eifersucht.

"Dachtest du, ich bleibe nach dir auf ewig alleine?", stellte ich die Gegenfrage. Was ich für Derek empfand oder auch nicht war meine Sache, und das würde sich auch noch ändern. Ich musste nur von ihm loskommen und begreifen, wie viel besser Derek in jeder nur erdenklichen Hinsicht war. Mit einem spöttischen Grinsen schüttelte Justin seinen Kopf. "Du willst ihn nicht Johnson. Wir wissen beide, dass du nicht über mich hinweg bist!" Ich konnte nicht fassen, wie selbstsicher er war. Kein noch so kleiner Funken von Unsicherheit durchzog seine Meine; er blieb steinhart und schmetterte mir entgegen, wie leicht er es doch mit mir hatte. "Nein. Ich empfinde nichts mehr als Hass für dich!", log ich so überzeugend, wie ich es nur irgendwie hinbekam. Doch Justin schien mir dies nicht abzukaufen. Mit einem noch viel breiteren Grinsen kam er noch ein Stück näher auf mich zu, nahm meine rechte Hand in die seine und drehte meinen Oberkörper so herum, dass ich ihm direkt gegenüber stand. "Dann beweis es", nuschelte er leise. Sein Atem fegte über mein Gesicht und ließ mich am gesamten Körper erschaudern. Alles in mir verlangte danach, mich an ihn zu schmiegen und zu vergessen, was gewesen war, doch ich musste stark bleiben. Eventuell würde dies das letzte Mal sein, dass ich in solch eine Situation kam; ich musste meine Karten nur richtig ausspielen. "Und wie?", fragte ich. Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, doch sie zitterte zumindest nicht mehr. Sanft führte Justin meine Hand zu seiner Brust, legte sie überhalb seines Herzens hin und legte die seine dann an seine Hüfte. Ich hätte zurückweichen sollen, ihm zeigen sollen, dass er dies nicht mehr machen konnte, doch ich war wie erstarrt. Seine warme Haut drückte sich unter meine Fingerspitzen und ließ mich registrieren, dass dies wahr war. Ich war hier mit Justin. Dies passierte wirklich.

"Küss mich", murmelte er. Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, das vom Wind davon getragen wurde, doch ich verstand ihn dennoch. Sein Blick legte sich tiefer in den meinen, hielt mich gefangen und forderte mich hinaus. Ich hätte nichts lieber getan als genau dies, doch ich durfte nicht. Nicht, weil wir nicht dürften, in diesem Moment wäre mir dies egal gewesen, doch ich konnte es Derek einfach nicht antun; das hatte er nicht verdient. Also schüttelte ich meinen Kopf und drückte Justin entschlossen wieder von mir weg. Für einen Moment sah ich Überraschung in seinen Augen; erhliche Überraschung, doch dann kam wieder seine Fassade zum Vorschein, welche das einzige war, dass ich wirklich an ihm hasste. "Das werde ich nicht tun!", betonte ich ein weiteres Mal, doch Justin zog bloß seine Augenbrauen hoch. Man sah ihm mehr als deutlich an, dass er mir nicht glaubte. Doch ich wusste es besser; ich wusste, dass dies Schwachsinn war und dass es zu nichts führte und somit wusste ich auch, dass ich es lassen sollte. "Das sagst du nur, weil du genau weist, dass es dir was bedeuten würde!", murmelte er erneut voller Selbstbewusstsein. Für einen Mann, der Blutergüsse im Gesicht trug, war er ziemlich siegessicher. Ich wusste nichts dazu zu sagen, also sah ich ihn einfach nur weiter an, ließ meinen Blick über seine Verletzungen wandern und blickte schließlich hinunter zu der Hand, mit der er mich heute mehrfach berührt hatte. Auch hier war eine frische Narbe, die kaum verheilt zu sein schien. Doch das Armband, dass er sonst um sein Handgelenk trug, war verschwunden.

"Wieso bist du so zugerichtet?", rutschte es mir heraus. Ich konnte nicht anders, als dies zu fragen. Ich musste es einfach wissen. Doch Justin Miene verfinsterte sich bloß. Ohne ein Wort wandte er sich ab und lehnte sich wieder ans Geländer, sodass ich bloß sein Profil ansehen konnte. "Das geht dich wohl nichts mehr an, was?", fragte er. Und in diesem Moment wirkte er zum ersten Mal verletzlich darüber, dass ich nicht mehr da war. Zum ersten Mal war ich keine Herausforderung mehr, mich zurückzugewinnen; er zeigte, dass es ihm wirklich nah ging, mich zu verlieren.

Changes~Open Up Our Hearts (Justin Bieber ff) (Abgeschlossen)Onde histórias criam vida. Descubra agora