Kapitel 4

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Kapitel 4:
Den Rest der Stunde sprachen wir kaum noch, was eher daran lag, dass Louis zu schüchtern war, als dass ich es nicht wollte. Aus irgendeinem Grund lagen mir so viele Fragen bezüglich Zayn, Alexa und Justin auf der Zunge, dass ich mich auf gar nichts anderes mehr konzentrieren konnte. Ich wusste jedoch, dass Louis mir keine Antworten mehr geben würde, egal wie sehr ich ihn darum bat. Und doch war ich mir sicher, dass er mehr wusste, als er zugeben wollte.

Ich war etwas enttäuscht, als Louis am Ende der Stunde so schnell verschwand, dass ich nicht mal Zeit hatte meine Notizen zusammenzupacken. Irgendwie hatte ich gehofft, wir würden die Pause zusammen verbringen. Meine nächste Stunde würde gleich eine Freistunde sein und abgesehen von Louis hatte ich hier noch niemanden gesehen, der mir ansatzweise sympathisch war. Vielleicht hatte er eine sehr zurückhaltende und schüchterne Art, doch mir gegenüber war er zeitweise eigentlich ganz offen gewesen und da ich nicht wirklich eine Alternative hatte, wünschte ich wirklich, er würde mir eine Chance geben.

So blieb mir keine Wahl, als alleine auf den Schulhof zu treten. Die Sonne schien warm auf meine Haut hinab und ich genoss es regelrecht, die Strahlen aufzusaugen. Ein Blick über den großen Schulhof zeigte mir, dass die meisten in der Pause nicht rausgingen, sondern im Gebäude blieben, doch für mich kam dies nicht in Frage. Abgesehen davon, dass ich sowieso niemanden hatte, mit dem ich meine Zeit in der Cafeteria hätte verbringen können, nutzte ich die Pausen auch gerne um einen klaren Kopf zu bekommen. Meine Mutter hatte mir schon früh beigebracht, dass frische Luft das wichtigste zum Lernen war und immer mein Zimmerfenster geöffnet, wenn ich mich an den Schreibtisch begab. Ich war es mittlerweile schon so sehr gewohnt, täglich mehrere Stunden frische Luft zu atmen, dass es beinah unangenehm war, solange im stickigen Klassenzimmer zu sitzen.

Ohne genau zu wissen, wo ich eigentlich hinlief, bahnte ich mir einen Weg durch den so fremden Schulhof, bis ich auf der anderen Seite wieder rauskam. Zum zweiten Mal an diesem Tag blickte ich auf die lange Wiese des Fußballfeldes, nur dass ich dieses Mal auf der anderen Seite der Glasscheibe stand. Doch sobald ich mich umsah, wünschte ich mir, ich würde nicht auf dieser Seite stehen und ins Innere des Gebäudes blicken können.

Neben der gewechselten Seite, hatte sich noch etwas geändert. Dieses Mal stand nicht nur Zayn, dessen Namen ich nun kannte, vor mir, sondern auch Alexa, James Arthur, Justin, ein Mädchen, das an Zayns Seite lehnte und ihn überglücklich lächelnd ansah, und noch ein Kerl, den ich nicht kannte. Im Vergleich zu den anderen sah er mir am sympathischsten aus. Zwar bedeckten auch seine Arme vereinzelte Tätowierungen, doch er wirkte allgemein nicht so einschüchternd wie Zayn, James oder auch Justin.

Zayn war der erste, der mich entdeckte, und sich sogleich lachend an Justin wandte.

In dem Moment, wo Justin Blick zu mir glitt, blieb meine Welt kurz stehen. In jedem anderen Fall wäre es wohl seine Schönheit gewesen, die mir die Sprache raubte, doch nun war es tatsächlich einzig und alleine seine Ausstrahlung, die mich völlig sprachlos machte. Ich konnte nicht sagen, was es genau war, doch irgendwas an ihm gab mir das Gefühl, ich sollte mich zu meinem eigenem Wohl von ihm Fernhalten.

"Was willst du hier?", zischte er mir laut genug entgegen, dass ich ihn hören konnte. Etwas verunsichert sah ich mich auf dem kleinen, hinterem Hof um, und stellte sogleich fest, dass ich neben der Gruppe tatsächlich alleine war. "Lass sie Jus, sie ist neu!" Sofort sah ich zurück zu dem Mädchen, das dies gesagt hatte. Es war die Blondine, die an Zayns Seite klebte. Einer seiner Arme war um ihre Hüfte geschlungen und ihr Rücken lehnte gegen seinen Oberkörper. Wenn es nicht gerade Zayn gewesen wäre, hätte ich die beiden wohl als süß empfunden.

"Das ist das verklemmte Mädchen gerade aus Mathe, Jess!", erklärte Alexa mit höhnischem Blick in meine Richtung. Erneut drang James gehässige Lache in meine Ohren und hätte ich nicht geradewegs zu Zayn und dem Mädchen gesehen, hätte ich wohl nicht geglaubt, dass der Schwarzhaarige sich dieses Mal zurückhielt. Vor einer Sekunde hatte ich noch vor, Zayns Freundin-wenn er sie nicht nur ausnutzte, wie ich es viel eher vermutete-dankbar zuzulächeln, doch nun gefror mir wieder das Blut in den Adern. Was brachte es Ihnen, mich so runterzumachen? Mir das Gefühl zu geben, lächerlich zu sein? Dabei waren sie es, die man auslachen sollte.

"Ich wüsste nicht, wieso ich mich nicht hier aufhalten sollte!", versuchte ich mich selbst zu verteidigen, sobald ich meine Stimme wiedergefunden hatte. Als hätten sie mich niemals eingeschüchtert, hob ich mein Kinn einwenig in die Höhe und sah sie nicht minder herausfordernd an. Das Amüsierte Lächeln auf Justins Gesicht erstarb augenblicklich und wich einer Miene aus Unglauben und amüsierter Überheblichkeit. "Ach richtig, du bist uns ja überlegen.", lachte Alexa weiter. Mit jedem Wort, das ihre Lippen verließ, wurde sie mir unsympathischer. "Weil du dich durch deine Intelligenz von der Masse abhebst. Die Option blieb uns wohl nicht Jungs!" Feixend wandte sie sich ihren Freunden zu, die sie alle mit ebenfalls breit grinsenden und arroganten Mienen musterten. Nur Jess sah bescheiden auf den Boden, als würde sie das Verhalten ihrer Freunde nicht so recht gut heißen. "Lass gut sein Alex!", murmelte genau diese eindringlich, womit sie Zayn augenblicklich zum verstummen brachte. Es überraschte mich, dass sie ihn tatsächlich zu kontrollieren wusste. Niemals hätte ich gedacht, dass jemand wie er ernsthafte Gefühle empfinden könnte, doch die Art, wie er zu Jess hinabblickte und ihr ein entschuldigendes Lächeln schenkte, überzeugte mich anders.

"Lass sie für sich sprechen!" Eindringlich durchbohrte Justin mich mit seinem Blick, brachte mein Blut mit dieser simplen Tat zum Gefrieren und schien mir dies auch genau ansehen zu können. "Was denkst du, macht dich intelligenter als uns?", höhnte er nach einiger Zeit verächtlich auf. "Dass du, nur weil du aus einem reichen Haushalt mit der ach so perfekten Familie kommst, uns überlegen bist? Du bist nicht gleich das, was deine Eltern sind, nur weil ihre Gene in dir stecken. Dass deine Ma' dich herschickt ist nur Zeichen genug dafür, dass sie mit allen Mitteln versucht, doch noch was aus dir rauszuholen!"

Niemals hätte ich gedacht, dass die Worte eines Fremden mich dermaßen treffen könnten, doch alles, was er sagte, spiegelte die Worte wider, die ich selbst in mir zu verdrängen versuchte. Mit schwerem Atem versuchte ich die Fassung wiederzugewinnen, genau wie meine Mutter es mir immer vorschrieb, doch Justins eindringlicher Blick ruhte immer noch auf mir, was mir dies deutlich erschwerte. "Du kennst mich nicht!", spuckte ich ihm immer noch fassungslos vor die Füße. Wie konnte jemand nur so genau ins Schwarze treffen? Oder war es ihm einfach nur schon bewusst gewesen, als er gehört hatte, dass ich gewechselt hatte.

Amüsiert warf Justin seinen Kopf leicht in den Nacken, was ihn nur noch gefährlicher wirken ließ. "Ich kenne dich besser als du denkst, Johnson!" Ein Schauer lief mir über den Rücken, als er meinen Nachnamen sagte. Zwar wusste ich, dass Mr. Styles diesen erwähnt hatte und es somit nur ein Wunder war, dass Justin ihn sich tatsächlich gemerkt hatte, doch etwas an der Art, wie er ihn über die Lippen brachte, passte mir nicht. Für mich schien er einfach unberechenbar. Ein Junge, der selbst nicht so recht wusste, wer er eigentlich war und sich auch dementsprechend schlecht unter Kontrolle hielt. "Und jetzt verpiss dich!", zischte er mit hochgezogenen Augenbrauen auf, ehe er sich umdrehte und mit betont breiten Schultern zurück zu seinen Freunden lief. Für einen Moment wollte ich meinen Stolz aufrecht erhalten, doch als ich sah, dass Justin die Hausmauer erreichte und sich jeden Moment wieder umdrehen würde, kniff ich doch.

Das Gelächter ignorierend, das vor allem aus Alexas Mund zu stammen schien, machte ich auf dem Absatz kehrt und lief wieder zurück zu dem ursprünglichen Schulhof.

Changes~Open Up Our Hearts (Justin Bieber ff) (Abgeschlossen)Where stories live. Discover now