Kapitel 118

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Vier Stunden später kam ich endlich wieder aus dem Klassenzimmer raus und fühlte mich, als würde mein Kopf explodieren. Noch nie zuvor hatte ich eine Klausur als so anstrengend empfunden, doch für gewöhnlich war ich auch gut vorbereitet. Dennoch sollte Louis recht behalten und ich hatte die Thematik verstanden und umgesetzt.

Justin und Zayn hatten bereits vor zwanzig Minuten abgegeben und den Raum verlassen. Da wir nach so langen Klausuren keinen anderen Unterricht mehr hatten, waren sie vermutlich schon nach Hause gefahren. Doch Justin hatte mit mir reden wollen und da er schlecht zu mir nach Hause kommen konnte, war er entweder noch auf dem Schulgelände oder erwartete, dass ich zu ihm kam. Letzteres wäre mir tatsächlich einwenig unangenehm, da ich seiner Mum nicht begegnen wollte. Einerseits vermisste ich die Frau mit dem riesigen Herzen doch andererseits wollte ich erst wieder bei ihr sein, wenn klar war, dass ich und Justin tatsächlich wieder ein Paar werden würden.

Also versuchte ich mein Glück auf dem hinteren Schulhof, wo ich das erste Mal in meinem Leben mit Justin gesprochen hatte, und wurde tatsächlich fündig. In der üblichen Runde saßen sie dort auf den Tischtennisplatten vor dem Fußballfeld, doch dennoch schienen sie vollkommen anders als sonst. Ich brauchte einen Moment um zu bemerken, was anders war. Es war die Art, wie James und Justin miteinander umgingen. Als würden sie sich tolerieren, weil sie dem selben Kreis angehörten, doch insgeheim hassen. Ich glaubte nicht, dass dies an mir lag, da musste noch was anderes sein. Denn es war nicht Justin, der wütend auf James zu sein schien; es war James, der am liebsten auf Justin losgehen würde.

"Na wen haben wir denn da?", schrie Alexa hysterisch auf. Mein erster Instinkt war es wegzulaufen, doch als Justins Blick auf mich glitt, fühlte ich mich mit einem mal stärker. "Du hast hier nichts mehr verloren, Schlampe!" Mit in die Hüfte gestemmten Händen trat sie einen Schritt auf mich zu, wie eine Katze, die ihr Revier verteidigen wollte, doch dabei vergaß sie, dass es mein Revier war, das sie besudelte. Justin gehörte zu mir, nicht zu dieser rothaarigen Hexe. "Nen Scheiß hab ich", brummte ich wütend. Ohne sie auch nur eine Sekunde länger anzusehen ließ ich meinen Blick auf Justin gleiten, der mich mit so viel Hoffnung beobachtete, dass mir Warm ums Herz wurde.

"Können wir?", fragte ich leise. Es war mir irgendwie unangenehm vor den anderen, doch mit dem Gedanken musste ich absofort klarkommen. Mit einem sanften Lächeln schnappte Justin sich seine Tasche und schlug mit Zayn ein, um sich zu verabschieden. "Nicht dein ernst? Du kommt damit klar, was er getan hat?", fragte James lachend. Auf seinem Gesicht war so viel Laune, dass mir schlecht wurde. Das alles erschien ihm immer noch ein lustiges Spiel zu sein. "Es ist Vergangenheit und verdammt noch mal nicht deine Sache!", zischte ich wütend auf. Eigentlich hatte ich erwartet, James somit zurückzuschlagen, doch die einzige Veränderung seines Ausdrucks, bekam ich in Form von einem noch viel breiterem Lächeln. "Vergangenheit? Dafür, dass das so lange her ist, verbreitet es sich aber noch recht schnell, findest du..." "Halt's Maul Arthur!", Schrie Justin auf. Blanker Zorn stand ihm ins Gesicht geschrieben, doch James sah nicht Weniger herausfordernd zurück.

"Du entblößt meine Arbeit James!", meldete auch Alexa sich wieder zu Wort. Am liebsten wäre ich sofort gegangen, doch an der Art, wie Justin seinen Rucksack umklammert hielt, wurde mir klar, dass es da noch was gab, dass ich wissen sollte. "Justin mag es mir geschickt haben, doch ich war es, die es in der Schule verteilte!" Als würde sie dafür einen Oskar verdienen, brüstete Alexa sich mit dieser Aussage. Auch James warf ihr einen anerkennenden Blick zu. Die einzigen, die nicht begeistert zu sein schienen, waren Justin, Zayn, Liam und ich. "Was gesendet?", fragte ich Justin, obwohl ich die Antwort bereits zu kennen erwartete. Verzweifelt schloss mein Exfreund die Augen, doch auch das würde ihm nicht helfen, seine Taten ungeschehen zu machen. "Du hast dieses beschissene Video Alexa gesendet?", fragte ich ungläubig. Es war eine Sache, dass sie es alle gesehen hatte, doch noch eine ganz andere, wenn die ganze Schule es auf dem Handy hatte und mich immer wieder beim Sex sehen konnte. Nicht nur beim Sex; sie sahen auch noch mein erstes Mal, etwas, das so intim sein sollte, dass niemand jemals Details darüber wusste.

"Ich hab nicht gedacht, dass sie es weitersenden würde, ich..." "Das ist so scheiße noch mal keine Ausrede!" unterbrach ich ihn wütend. Erneut verspürte ich diese Enttäuschung in mir, die sich einzig und alleine gegen Justin lenkte. "Die Wette abzuschließen war ein Fehler, den du vor uns gemacht hast, doch dieses Video zu versenden; da war dir schon klar, was wir werden könnten. Was wir schon längst waren! Du hast es vollkommen bewusst gemacht! Ich fasse es nicht, dass ich dir noch ne Chance geben wollte!", schrie ich ihm im Flüsterton, damit die anderen es nicht mitbekamen, entgegen. Meine Hände hatten erneut begonnen zu zittern, doch ich ballte sie schlichtweg zu Fäusten. Justin würde nicht noch mal zu sehen bekommen, dass er mich verletzte. "Bitte All, es tut mir leid. Ich kann mich ändern, ich...", begann Justin, doch ich unterbrach ihn bloß mit einem Schütteln meines Kopfes. "Du bist wie du bist, und du wirst dich nie ändern. Danke, dass du mich darauf aufmerksam machst, ehe ich mein Leben erneut für dich weggeworfen habe!", sagte ich und meinte es tatsächlich so. Diese Neuigkeit hatte mich davor bewahrt, Justin zu verzeihen; sie hatte mich in die Realität zurückgezogen und mich meine rosarote Brille ausziehen lassen, die nur das beste in Justin sehen wollte. Wäre dies nicht passiert, hätte ich Derek für ihn weggeworfen; ich hätte den größten Fehler meines Lebens begannen.

Einen Moment lang sah Justin mich voller Verzweiflung an, doch ich prägte mir diesen Blick gar nicht erst ein. Stattdessen schüttelte ich ein letztes Mal meinen Kopf, ehe ich mich einfach umdrehte und ging, als wäre nie was gewesen. Dieses Mal verließ auch keine Tränen meine Augen: ich schien die Enttäuschung schlichtweg inzwischen gewohnt zu sein.

Changes~Open Up Our Hearts (Justin Bieber ff) (Abgeschlossen)Where stories live. Discover now