Kapitel 19

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Kapitel 19:
Nach dem ich Louis verlassen hatte verging die restliche Pause ziemlich schnell und ich fand mich im Handumdrehen in meiner nächsten Stunde Biologie wieder. Wie zu erwarten war, war ich auch hier mit Abstand die erste, die Platz nahm und sich somit einen beliebigen Sitzplatz aussuchen konnte. Dass ich dieses Mal tatsächlich beschloss, mich in die erste Reihe zu setzen, wie ich es sonst versuchte zu umgehen, konnte ich mir selbst nicht so ganz erklären.

Für einen Moment überelegte ich mir noch die Kopfhörer in die Ohren zu stecken und in meiner eigenen kleinen Welt voller ausgelassenen Aggressionen zu verschwinden, doch ich kannte meinen Lehrer noch nicht und wollte ihm nicht sofort einen desinteressierten Eindruck vermitteln. Erst recht nicht, wo meine Mum so groß angekündigt hatte, sich jeden einzelnen meiner Lehrer vorzuknöpfen.

Also blieb ich einfach nur sitzen und ließ meinen Blick aus dem großen Fenster an der gegenüber gelegen Seite des Raumes wandern. Man hatte von hier aus einen perfekten Ausblick auf das Fußballfeld, welches von jeder Seite abgeriegelt war, wie es mir jetzt erst auffiel. Wenn ich hier nur ein paar mehr Freunde hätte, wüsste ich wohl, wen ich danach fragen könnte.

"Na du?", mit einem breiten Lächeln ließ Lily sich neben mich auf den Sitz fallen und schenkte mir ein umwerfendes Lächeln. Wenn ich sie mir so genauer ansah, war sie wirklich eine Schönheit. Die Haare längs ins Gesicht geschnitten und doch gerade so ordentlich, dass die Betonung ihrer strahlenden Augen nicht in den Hintergrund geriet. "Habe Alexa gerade in der Pause auf dem Mädchenklo getroffen. Die Schlampe hat mich nicht mal mehr beachtet!"Lachte sie triumphierend los, wobei sie mir eine Reihe von strahlend weißen Zähnen präsentierte. Wenn ich nicht so schockiert von ihrer Ausdrucksweise gewesen wäre, hätte ich wohl mit gelacht.

"Was? Du meinst diese ganze Image Sache doch nicht ernst oder?", hackte Lily sofort nach. Etwas beschämt, da ich sie nicht anlügen wollte, ließ ich meinen Blick auf meine Finger gleiten und sah dabei zu, wie mein Daumen in bestimmten Rhythmen um meine restlichen Finger fuhr. "Sorry, das ist lahm, ich weiß", murmelte ich tatsächlich verletzt. Mir war inzwischen bewusst geworden, dass ich lieber so leben würde wie Justin und scheinbar auch Lily. Ich wollte sein wie ich wollte und nicht jeden Moment daran denken, welche Konsequenzen dies für mich bereitstellte.

"Kopf hoch Prinzessen! Wenn es das ist, was du wirklich willst, dann sei so; geht voll klar, aber wenn es das nicht ist, dann scheiß drauf und mach was dir in den Sinn kommt!" Als wolle sie ihren Worten somit noch Nachdruck verleihen steckte sie mit einem aufgesetztem Lächeln beide Daumen in die Höhe und Zwinkerte mir zu, als würde dies meine Laune aufheitern. Doch das Gegenteil passierte; ich fühlte mich nur noch schlechter.

Tatsächlich hatte ich mein ganzes Leben lang noch nie getan, was ich selbst wollte. Ich fühlte mich, als hätte ich noch nie mein eigenes Leben geführt. Lily und die ganzen Mädchen aus der Umkleide mussten doch aus ähnlichen-wenn nicht ganz so krassen-Familien kommen wie ich. Doch sie spielten vor, diese Streber zu sein, die ich im Unterricht sah, damit ihre Familie keinen Stress machte. Sie wussten damit umzugehen, wieso also konnte ich das nicht? Die Antwort war genau so klar und strukturiert wie alles andere in meinem Leben; ich konnte mich nicht gegen meine Mutter durchsetzen. Dieser Gedanke war wohl der Deprimierendste von allen.

"Dürfte ich vielleicht?" Beinah schon synchron wandten ich und Lily, die gerade etwas hatte sagen wollen, unsere Köpfe nach hinten und sahen direkt auf einen missmutig blickenden Justin, der eher auffordernd als fragend auf den Platz deutete, den Lily eingenommen hatte. Vermutlich verwunderte mich dies mehr als jeden anderen in diesem Raum, doch Lily schien dies ganz falsch aufzufassen und warf mir nur einen aufgeregten Blick zu, ehe sie Justin schnell zu nickte. "Sicher doch!" In ihrer Stimme klang ein so aufgeregter Funken mit, dass man meinen könnte, es würde um sie gehen und nicht um mich, doch wenn sie die Wahrheit wüsste, würde sie nichts dergleichen noch denken. Ein letztes Mal wackelte sie hinter Justins Kopf noch mit den Augenbrauen und verschwand dann zu einem anderen Platz, während ich hoffnungslos dabei zusah, wie Justin sich neben mich setzte.

Für eine gefühlte Ewigkeit herrschte Schweigen zwischen uns, während er nach und nach seine Sachen auspackt und ich einfach nur reglos da saß. Ich würde es niemals zugeben, doch ich hatte wirklich Angst mich zu bewegen. "Wir haben also ein Date?" Ohne Vorwarnung wandte Justin sich dermaßen schnell in meine Richtung, dass ich leicht zusammenzuckte. Die Röte machte sich sofort auf meinem Gesicht breit und ein kleiner Funken von Verzweiflung schien mir durch die Adern zu zischen, ehe ich mich schnell wieder fing. "Ähm, was das angeht...", begann ich vorsichtig, wusste jedoch immer noch nicht, mit welcher Ausrede ich mich davon machen sollte. Leicht beschämt lächelte ich Justin vorsichtig zu, doch wenn ich erwartet hatte, etwas derartiges zurückzubekommen, hatte ich mich getäuscht.

"Schon gut, ich weiß, wie sie manchmal sein kann. Hat ehrlich gesagt Ähnlichkeiten mit Magda Dursley." Ungläubig weiteten sich meine Augen und ich konnte nicht umhin, dass mir ein kleines Lachen aus der Kehle rang, doch der Vergleich war dermaßen passend, dass ich selbst nicht mal mehr darauf gekommen wäre. Justin jedoch zeigte immer noch kein Anzeichen für ein Lächeln. Das war es wohl, was ihn am meisten von James unterschied. Dieser hatte stets ein abwertendes Lächeln oder andere Mimiken im Gesicht.

Dennoch kam ich nicht herum mir Justins Lachen vorstellen zu müssen. Er sah bestimmt noch schöner aus wenn er lächelte. Als würden Sonnenstrahlen durch eine dichten Wald ringen und die Blumen erhellen.

"Ich hab dich übrigens nicht auffliegen lassen", murmelte er schließlich. Etwas erstaunt runzelte ich meine Stirn und musterte seine perfekten Gesichtszüge, die mir inzwischen abgewandt waren. "Wieso?" Die Worte rutschten mir mehr oder weniger unbewusst raus, doch ich bereute es nicht. Es wäre seine Chance gewesen, das verwöhnte Mädchen, das sich doch nur für was besseres hielt, da ihre Eltern reich waren, zu blamieren. Warum sollte er es nicht tun wollen? "Ehrlich gesagt keine Ahnung!" Achselzuckend wandte er seine Augen wieder zu mir, dieses Mal direkt in die meinen. "Aber ich schätze, jetzt bist du mir wirklich ein Date schuldig!", fügte er zwinkert hinzu, ehe die Röte meine Wangen strahlender verfärbte, als der Rouge meiner Mum.

Changes~Open Up Our Hearts (Justin Bieber ff) (Abgeschlossen)Where stories live. Discover now