Kapitel 103

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Zayn brachte mich noch bis zum Anfang meiner Straße, ehe er zurück zur Haltestelle lief um den nächsten Bus zu sich zu nehmen. Ich hatte ihm gesagt, dass er nicht mit mir hat aussteigen müssen, doch er bestand darauf. Und mehr als einmal wollte ch ihn nicht ablehnen. genau genommen tat ich dies sowieso nur aus Höflichkeit. Wenn es nach mir ginge verbrächten wir den Tag vollkommen zusammen. Einfach nur, damit ich nicht nach Hause musste.

Wie erwartet stand meine Mum bereits am Herd, als ich nach Huae kam. Sie war nicht erfreut gewesen, dass ich ihr geschrieben hatte, sie solle mich nicht abholen kommen, doch ich war mir einfach nicht sicher, wann ich und Zayn fertig sein würden, also war ich aufjedenfall eher mit dem Bus zuhause gewesen, als wenn ich ihr erst nach Schluss schrieb, sie solle losfahren.

"Das riecht gut", versuchte ich die Stimmung wieder aufzuhellen. Mit geschürzten Lippen drehte meine Mum sich zu mir um, schenkte mir jedoch keine weitere Beachtung. "Nicht für dich!" Streng deutete sie auf einen Flasche Wasser zu ihrer Seite, als wolle sie mir zeigen, dass ich nur was trinken sollte, wenn mein Magen zu leer war. "Du isst mit Noah. Ich hab mit seiner Mutter geredet und Noah ist bereit dich heute noch mal zum Essen auszuführen. Wir haben uns verstanden, dass du die Chance dieses Mal ernst nimmst, oder? Es wäre peinlich, wenn du es erneut verbockst!" Mit einem strengen Blick beäugte sie mich von Kopf bis Fuß. Sie hatte keinen Schimmer, dass Noah eine Freundin hatte. Selbst wenn er einschlug und wir meinen Eltern vorspielten, er sei mein Freund, würde dies nichts bringen. Doch ich war mir sowieso sicher, dass ich nie wieder was für jemanden empfinden könnte; also konnte ich auch einfach so tun als ob. Mein Leben war sowieso eine einzige Lüge; was machte dies noch für einen Unterschied.

"Ich werde mich bemühen!", war alles, was ich darauf erwiderte. Was sollte ich auch sonst sagen; die Wahrheit würde bei ihr wie immer nicht sonderlich gut ankommen. "Du hast Vierzig Minuten, mach dich bitte ein bisschen schöner!", erwiderte sie mit einem abschätzigen Blick auf mein Äußeres. Wie erwartete sie denn bitte, dass ich aussah, wenn mein Freund mich gerade verlassen hatte? Und nicht nur das; er hatte mich zerstört.

Ohne etwas zu erwidern lief ich wieder aus der Küche und machte mich auf den Weg ins Badezimmer. Ein Blick in den Spiegel verriet mir, dass meine Mutter mit ihrer Bemerkung ausnahmsweise nicht ganz so unsensible war, wie ich dachte. Ich sah tatsächlich schrecklich aus. Nicht mal mehr nach Leos Beerdigung sah ich so schlimm aus, doch da hatte ich mir auch nicht erlaubt zu weinen. Oder besser gesagt meine Erzeuger hatten dies nicht getan.

Unter meinen Augen waren tiefe Ringe, die aussahen, als hätte ich seit Wochen kaum geschlafen. Auch meine Augenlider waren verquollen und zeigten nur ein drittel der Größe meiner Augen, die ich normalerweise aufzuweisen hatte. Auf meinen Wangen war ein viel zu roter Schimmer und in meinen Augen fehlte jeglicher Glanz. Ich sah mir das Massaker, das sich mein Gesicht nannte, gar nicht erst länger an. Schnell nahm ich mir meinen Concealer, ein paar gefälschte Wimpern, Eyeliner und Lidschatten sowie Make up, Bronzer und Highlight zur Hand. Ich war niemand, der sich oft so sehr aufstaute; im Gegenteil, die meiste Zeit blieb ich natürlich, was auch nur ging, da ich eine reine Haut hatte; ansonsten würde meine Mutter mich wohl auch in diesem Fall zwingen, Perfektion zu fälschen. In meiner gesamten Beziehung mit Justin hatte ich es nicht ein einziges Mal für nötig erachtet, mich zu schminken. Er hatte mich auch so hübsch gefunden und auch so geliebt. Zumindest dachte ich dies...

Als ich mit meinem Spiegelbild einigermaßen zufrieden war, war es bereits Zeit, dass Noah da sein sollte. Genau genommen hätte er dies vor bereits fünf Minuten. Da ich meine Mutter nicht weiter verärgern wollte schnappte ich mir nur noch ein kleine Handtasche, stopfte mein Handy, Ausweis und Busticket hinein und lief dann nach Unten, um mich ihr vorzustellen. Innerlich bereitete ich mich bereits darauf vor, kritisch von ihr beäugt zu werden-etwas, worauf ich mich mein ganzes Leben lang noch nie gefreut hatte-doch als ich die Küche betrat, war meine Mum nicht wie erwartet alleine. Noah saß ihr gegenüber am Tisch und hatte sein umwerfendstes Lächeln auf den Lippen.

Sein Blick glitt genau in dem Moment auf mich, wie der meiner Mum, nur dass seiner weitaus freundlicher war. Das Gespräch mit meiner Mum direkt vergessend stand er auf um mich in die Arme zu schließen. "Hey!", murmelte er mir ins Haar. Seine Nähe tat besser, als ich wahrhaben wollte. Ich hatte ihn vermisst und ich brauchte ihn aktuell; nicht so, wie meine Mum es gerne hätte, aber als meinen besten Freund. "Lass uns schnell hier weg!", erwiderte ich so leise, dass meine Mum nichts hörte. Etwas perplex drückte Noah mich gerade soweit von sich weg, dass er mich ansehen konnte, behielt sein Gesicht jedoch in der üblichen Fassade, die er vor meiner Mum aufrecht erhielt. Nur in seinen Augen lag, was er wirklich dachte. Dort sah ich die Sorge, die mich so sehr rührte.

"Ich hab für uns einen Tisch bestellt; wir müssten also recht schnell los", wandte der Blonde sich wieder meiner Mum zu. Mit einem strahlenden Lächeln reichte er ihr die Hand, die sie sogleich ergriff. In den Augen meiner Mum lag so viel Begeisterung, dass ich mich fast fragte, wann sie ihn bitten würde, mich zu heiraten. "Vielen Dank für den Tee. Es hat mich gefreut, Sie mal wieder zu sehen!" "Die Freude liegt ganze auf meiner Seite, Noah!" Lächelnd senkte meiner Mutter ihren Kopf vor Noah. Mich hingegen begutachtete sie bloß mit einem strengen Blick, der mich ermahnen sollte, mich dieses Mal zu benehmen. Sie hatte echt nicht den leisesten Schimmer, wie die Dinge zwischen mir und Noah wirklich standen. Ihre Idee, alles auf Justins Schuld zu schieben, war so tief, dass sie selbst Noahs und meine nicht vorhandene Liebe auf mein falsches Benehmen bezog. Ich sollte Justin nicht mehr vor ihr verteidigen wollen, doch ich tat es. Ich tat es, weil ich ihn liebte und vermisste.

In dem plötzlichen Verlangen, niemanden mein Gesicht sehen zu lassen, wandte ich mich ab und ging hinüber zur Eingangshalle, um mir schonmal die Schuhe anzuziehen, während Noah und meine Mum weitere Freundlichkeiten austauschten. Um mich herum kreiste erneut alles. Ich bildete mir sogar ein, Justin riechen zu können. Er fehlte mir so sehr, dass ich alleine bei dem Gedanken, dass ich ihm nie wieder nah sein würde, heulen könnte. Wo war er heute gewesen? War er wegen mir nicht in der Schule? Es war mir egal, ob sich meine Brust bei seinem Anblick zusammenziehen würde, ich wollte ihn sehen. Ich wollte mich vergewissern, dass es ihm gut ging, doch genau das sollte ich nicht wollen.

"Alles gut?", fragte Noah, als er neben mich trat. Ich nickte einfach nur und ließ dann zu, dass er für mich die Tür offen hielt. Dieses Haus zu verlassen war das letzte, was ich gerade wollte. Viel lieber wäre ich in meinem Bett geblieben und hätte eine neue Serie gestartet, doch vielleicht hatte ich Glück und Noah würde sich überreden lassen, dass wir genau dies taten. "Du hast nicht wirklich einen Tisch reserviert, oder?", fragte ich hoffnungsvoll. Zwar war bei ihm im Internat alles ziemlich eng, doch ich wäre nun lieber auf seinem Zimmer als in irgendeinem Restaurant wo mich Leute aus meiner Schule sehen könnten. Ich wollte von niemandem mehr gesehen werden.

"Ich hab Pizza bestellt, das reicht!" Grinsend schlang er mir einen Arm um die Schulter.

Changes~Open Up Our Hearts (Justin Bieber ff) (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt