Kapitel 97

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Mit diesen Worten rannte ich los. Ich rannte los und blieb erst wieder stehen, als ich soweit von der Schule entfernt war, dass ich sicher sein konnte, dass mich niemand mehr sehen konnte. Und dann brach ich zusammen. Ich fiel auf den Boden und begann zu schluchzen. Es war so viel, was ich verarbeiten musste, dabei war ich nicht mal mehr sicher, ob ich die letzten Tage schon verarbeitet hatte.

Ich war eine Wette, eine Herausforderung. Er hatte mich betrogen und unser erstes Mal gefilmt, um es beweisen zu können. Irgendwie hatte Justin es geschafft mein Vertrauen auf alle nur erdenkliche Weisen zu brechen.

Schluchzend kauerte ich mich auf den Boden und ring nach Luft. All das durfte nicht wahr sein, es konnte einfach nicht. Dass meine Eltern mich nicht gut behandelten und nicht liebten war mir schon immer klar, ich hatte mich damit abgefunden, doch dass Justin so kalt sein konnte hätte ich nich gedacht. Ich war davon überzeugt, dass das zwischen uns echt war. Dass er mich genau so liebte wie ich ihn und auch genau so sehr brauchte. Ich war überzeugt gewesen, wir würden einander vertrauen können.

Meine Hände krallten sich in den Rasen unter mir, der am Straßenrand die Wege durchzog. Ich musste aussehen wie physisch gestört, so wie ich hier saß und die Schreie unterdrückte, die meiner Kehle entfliehen wollten. Immer wieder schlug ich mir selbst auf die Beine, gegen den Bauch oder auf die Füße, um endlich Schmerz zu empfinden, der nicht nur in meinem Herzen stattfand. Ich wollte etwas anderes spüren als dieses Stechen. Doch in meinem Leben war nichts anderes als Justin; es gab nur noch ihn und jetzt, wo auch er mich verraten hatte, gab es gar nichts mehr.

Zum ersten Mal kam mir der Gedanke daran, wo ich jetzt hinsolltet. Ich konnte unmöglich bei Justin wohnen bleiben, verdammt ich wollte ihn nicht mal mehr wieder sehen. Doch wo sollte ich sonst hin? Ich zerbrach mir den Kopf darüber, welche Möglichkeiten mir blieben, doch da war niemand. Meine Eltern hatten mich rausgeworfen und mir verboten, jemals wiederzukommen, Justin war ein Reinfall gewesen-vermutlich die größte Dummheit meines Lebens-Louis war im Krankenhaus und selbst wenn nicht hätten seine Eltern nicht genügend Raum für mich, da er zu viele Geschwister hatte, Niall war bereits bei Josh eingezogen, weil seine Eltern ins Ausland gezogen waren und er ihnen erst nach seinem Abschluss in einem Jahr folgen würde, und Noah lebte in einem Internat. Ich konnte nirgends hin. Die letzte Idee, die mir kam, wäre Derek, und um ihn anzurufen, fühlte ich mich einfach zu schlecht.

Zum ersten Mal ließ ich den Gedanken zu, wie mein Leben ohne Justin wäre. Bisher dachte ich immer er hätte mich positiv verändert, doch nun, wo ich dank ihm obdachlos war, wünschte ich, er hätte mich niemals angesproche. Er wäre einfach nur der Kerl aus meiner Schule gewesen, der so arrogant rüberkam. Ich hätte mich inzwischen dennoch verändert und wäre normal geworden, weil ich Noah und Derek kennengelernt hätte. Wer weiß, vielleicht wäre ich mit Derek zusammen und wir würden meinen Eltern beide was vorspielen. Er wäre nicht wie Justin und würde meinen Vater provozieren, er würde wissen, wie er sich vor ihnen zu benehmen hätte.

Ohne Justin, würde ich gerade einen Traum leben führen. Doch Justin war in mein Leben getreten und hatte es von vorne bis hinten ruiniert.

Mit zitternden Knien stand ich auf und beschloss, meine Sachen aus seiner Wohnung zu holen. Ich wollte dort wegsein, ehe er nach Hause kam und dennoch genügen Zeit haben, mich bei seiner Mum zu bedanken. Sie konnte nichts dazu, wie ihr Sohn war und im Gegensatz ze ihm war sie die erste Person gewesen, die mich aufgenommen hatte ohne mir in die Rücken zu fallen. Ich war ihr eine Erklärung schuldig, wieso ich einfach so ging.

Der Asphalt unter mir fühlte sich an wie Sand, in dem ich mit jedem Schritt versank. Meine Knie waren zu schwach um mein Gewicht zu halten und meine Augen brannten so sehr, dass ich auf mein Gleichgewicht scheißte und sie immer wieder schloss. Ich hatte keine Lust, so Bus zu fahren, mal abgesehen davon, dass ich weder mein Schülterticket noch Geld dabei hatte, da alles bis auf mein Handy auf dem Schulhof liegen geblieben war. Doch jetzt, wo ich auf der Straße lebte, brauchte ich sowieso nichts mehr von dem. Ich hatte kein Heim, in dem ich lernen konnte oder duschen, also würde ich früher oder später einstellen in die Schule zu gehen. Mein Leben war dafür vorbestimmt, als Penner koksend in der Gosse zu liegen; und das nur wegen Justin.

Changes~Open Up Our Hearts (Justin Bieber ff) (Abgeschlossen)Where stories live. Discover now