Kapitel 5

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Kapitel 5:
Den Rest der Pause und auch der darauffolgenden Freistunde verbrachte ich auf einer Bank im vorderen Teil des Schulhofs. Weit weg von Justin, Zayn und ihrer ganzen Gruppe, die es wohl nicht für nötig hielten, den Unterricht in dieser Stunde zu besuchen. Natürlich könnten sie genau wie ich eine Freistunde haben, doch etwas sagte mir, dass dies nicht der Fall war und dass Jess, kurz nach dem Läuten der Klingel, alleine zum Hauptgang lief, bestärkte mich in dieser Annahme nur noch.

Einwenig merkwürdig war es schon, Jess zwischen all diesen Gestallten zu sehen. Sie schien nicht wirklich da rein zu passen und mir wollte auch kein Grund einfallen, wieso sie sich mit ihnen abgab. Auf mich wirkte sie wie die einzige der Gruppe, die wenigstens nicht völlig verblödet und asozial zu sein schien. Ehrlich gesagt war sie mir auch etwas sympathisch geworden, als sie mich vor Alexa verteidigen wollte. Doch dass sie sich dermaßen leicht beeinflussen zu lassen schien und naiv genug war, sich von einem Jungen wie Zayn womöglich sogar in illegale Geschäfte ziehen zu lassen, schwächte meine Meinung von ihr wiederum.

Man suchte sich keinen Mann wie Zayn. Wenn man nur ein wenig Vernunft besaß, wollte man einen anständigen Mann, der einem intellektuell gleich gesinnt war und nicht nur an Sex dachte. Auf genau so einen wartete ich noch, doch ich wusste, dass er dadraußen war und genau wie ich auf ihn, auch auf mich wartete. Anders als Zayn, der sich vor Jess bestimmt schon durch die gesamte Schule gefickt hatte.

Kopfschüttelnd wandte ich mich meinem iPod zu, der gerade die Töne eines neuen Liedes durch meine Kopfhörer erklingen ließ. Wahrscheinlich hätte meine Mutter von mir erwartet, dass ich die freie Zeit nutzte, mich noch intensiver auf die kommenden Stunden vorzubereiten, doch mehr als ich bereits getan hatte, konnte ich wirklich nicht tun. Manchmal nervte es mich schon, dass ich so leben musste und natürlich würde ich ihr niemals verzeihen können, was sie Leo angetan hatte, doch gleichzeitig wusste ich auch, dass alles, was sie tat, sich positiv auf meine Zukunft auswirkte. Wer wusste schon, wie es andernfalls in meinem Leben aussehen würde? Jess erschien mir ebenfalls anständig und doch war sie bei einem Typen wie Zayn gelandet. Vor genau so was hatte meine Mutter mich erfolgreich geschützt. So was würde mir nun niemals passieren!

Dennoch fühlte es sich gut an, die Pause mal wie ein normaler Teenager zu verbringen. Zwar war ich immer noch alleine, doch ich konzentrierte mich zum ersten Mal nicht darauf, wie ich mich gab und was andere denken könnten. Auch meine Fassade aus Perfektion ließ ich nach und nach immer mehr fallen, bis meine Gedanken schließlich bei Leo landeten und ich komplett aus der Kontrolle meiner Gesichtszüge glitt.

Ich hatte ihn so sehr geliebt. Mehr als ich jemals einen Menschen geliebt hatte. Konnte man überhaupt darüber hinweg kommen, jemanden zu verlieren, der einem die Welt bedeutete? War es überhaupt möglich, über den Tod eines geliebten Menschen hinwegzukommen, wenn niemand da war, der einem dabei unterstützte? Ohne, dass ich es bewusst bemerkte, giltt mir eine einsame Träne über die Wange, doch ich wischte sie so schnell weg, dass sie hoffentlich niemand hatte bemerken können. Zwar war ich alleine auf dem Schulhof, doch ich fühlte mich merkwürdig beobachtet. Ich durfte mich in der Öffentlichkeit nicht so schwach zeigen! Nicht nur wegen meiner Mum, sondern auch mir selbst zu liebe. Die Schmerzen in mir drin waren so groß, dass ich es wohl nicht ertragen würde, wenn jemand davon wüsste. Zum ersten Mal war ich somit beinah einwenig dankbar, dass niemand jemals von Leo erfahren hatte, bereute den Gedanken jedoch sofort wieder und hätte mich selbst dafür schlagen können. Ich war nicht so grausam wie meine Mutter! So etwas sagte ich nicht!

"Ally?" Eine kleine Gestalt glitt vor mich und musterte mich unsicher aus dunkelblauen Augen, die heute Morgen noch grün gewirkt hatten. Ich hätte Louis beinah nicht erkannt, jetzt wo sein Gesicht nicht länger von der Kapuze bedeckt wurde und obwohl ich heute bereits eine Stunde neben ihm saß, erhaschte ich somit zum ersten Mal einen Blick auf seine Haare. Er hatte eine interessante Frisur. Ganz anders, als all die anderen Jungs. Doch es gefiel mir. "Hast du gerade...geweint?", fragte er mit einem vorsichtigen Blick in meine Augen, die wahrscheinlich vor Anstrengung, die Tränen zurückzuhalten, ziemlich rot angelaufen waren. "Was? Nein, natürlich nicht. Müsstest du nicht im Unterricht sein?" Es war ein ziemlich lahmer Versuch, das Thema zu wechseln, das wusste ich auch, doch etwas besseres fiel mir unter dem Rasen meines Herzens einfach nicht ein. Um Louis zu überzeugen, reichte es jedoch ganz offensichtlich nicht aus. Mit nachdenklichem Blick schüttelte er einfach nur leicht seinen Kopf und ließ sich dann neben mir auf die Bank fallen. "Die Stunde ist um. In Zwanzig Minuten beginnt die dritte Stunde", erklärte er mir mit einem zögerlichem Lächeln.

Changes~Open Up Our Hearts (Justin Bieber ff) (Abgeschlossen)Where stories live. Discover now