Kapitel 43

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Kapitel 43:
Mit einem verzweifelten Blick sah ich hinüber zu Justin und Zayn, die bereits an unseren Plätzen des vergangenen Tages saßen und sich lautstarke über irgendwas unterhielten. Wenn es eins gab, dass ich in diesem Moment nicht wollte, dann war es mich zu ihnen zu setzen, doch ich glaubte Niall, wenn er mir versicherte, dass es keine andere Möglichkeit gab. Vielleicht hatte ich ja sogar Glück und Justin würde mich nach dem Gespräch im Flur einfach vollkommen ignorieren. Zwar ging ein unzufriedener Stich durch meinen Körper, wenn ich daran dachte die ganze Stunde von ihm ignoriert zu werden, doch es war immer noch besser als alle alternativen, die mir einfielen. Also sammelte ich mich endlich und erhob mein Haupt wieder zu dem selbstbewussten ich, dass ich vor gestern Abend gewesen war. Einem Jungen wie Justin würde ich es nicht erlauben, mich zu verändern.

"Wir sehen uns später", erklärte ich Niall möglichst gelassen. Dass dessen Blick immer noch mitleidig auf mir lag wusste ich gekonnt zu ignorieren. Solange ich niemandem das Gefühl gab, dass ich zu bemitleiden war, war ich es auch nicht; das war das Motto, nach dem ich schon mein gesamtes Leben lebte und niemals würde ich daran etwas ändern.

Doch der Nebeneffekt eines diesen Verhaltens war, dass man innerlich nur noch nervöser wurde, wenn man nichts davon nach Außen abgab. Ich fühlte mich beinah, als würde mein Herz in der Brust zerspringen, während ich die letzten Meter zwischen mir und Justin schloss und auch die Blicke der beiden Freunde allmählich auf mich zog. Sie beide sahen mich an, als wäre es vollkommen unerwartet für sie, dass ich mich doch noch zu ihnen began, doch während in den hellbraunen Augen so etwas wie Freunde gemischt mit einem Funken Hoffnung aufblitzte, war in den anderen Enttäuschung und Missmut, als würde die Hoffnung auf eine andere Realität in ihnen sterben.

"Hätte nicht gedacht, dass du noch zu uns trittst", stellte Justin fest, kaum dass ich meine Tasche auf den Tisch abgestellt hatte und meinen Platz zwischen ihnen einnahm, den sie trotz allen Erwartungen freigehalten hatten. "Niall hat mich darauf hingwiesen, dass mir keine andere Wahl besteht", erwiderte ich ohne irgendwem in die Augen zu sehen. Stattdessen begann ich meinen Ordner und Bleistifte hervorzuholen, um sie auf meinem Tisch zu platzieren. Die H-Bleistifte auf die linke und die B-Bleistifte auf die rechte Seite, wie ich es schon in meiner Kindheit getan hatte; nur eine von vielen Zwangsneurosen, die meine Mutter mir vermittelt hatte. "Komm schon Ally, das ist doch lächerlich!", spuckte Justin mit einem neuen Unterton hervor. Sein Kopf hatte sich so weit in meine Richtung gedreht, sodass er direkt gegen mein Profil sprach; vermutlich versuchte er so erneut Zayns neugierigen Ohren auszuweichen, doch ich würde dieses Spiel genauso wenig mitspielen wie er das meine. "Mag sein, doch das ist mir egal." Achselzuckend blickte ich auf meine eigenen Fingernägel hinunter und fuhr mit meinem Daumen über den feinsäuberlichen Lack. Schon als Kind hatte ich dieses Gefühl geliebt, wie weich es sich unter meinen Fingerkuppen rieb; viel angenehmer als die raue Oberfläche eines natürlichen Nagels.

"Ich will es doch nur verstehen, was hab ich bitte falsch gemacht?" Beinah ein wenig verzweifelt rückte er noch ein wenig näher an mich heran und versuchte irgendwie meinen Blick auf sich zu lenken, doch ich kannte mich und wusste, wie schnell ich dazu bereit sein würde einzuknicken, wenn ich in diese braunen Augen sah, die so unergründlich sanft wirken konnten. "Du meinst außer Alexa mitten auf den Schulhof zu begrabschen? Nur noch so Zehn bis zwanzig anderen Fehltritte, die irgendwelche mir unbekannten Mädchen betrifft." Die Worte verließen meine Lippen ein wenig missmutiger als zunächst geplant, doch sie waren wahr, wieso also für mich behalten? Je länger ich begann ich selbst zu sein oder zumindest so zu handeln, wie mein Bauch es mir sagte, statt auf meine Mum zu hören, desto öfter überkamen mich derartige Ausbrüche. Vermutlich waren sie schon immer ein Teil von mir gewesen, ich hatte sie nur nie bemerkt. "Darum geht es dir also? Das macht überhaupt keinen Sinn. Ich dachte das wäre dir schon klar gewesen bevor du mich geküsst hast. Außerdem..." In diesem Moment gab ich es auf, mich diesem Gespräch widersetzen zu wollen und wandte mich doch noch in seine Richtung, doch noch ehe ich Justin hätte unterbrechen können, tat das jemand anderes. Jemand, der von der Neuigkeit des Kusses wohl geschockter zu sein schien, als ich jemals für möglich gehalten hätte.

Kleine Huste, um zu überspielen, wie sehr er sich über die Worte erschrocken hatte, verließen Zayns Mund und ließen seine Wangen leicht rot erscheinen. "Ich hab nicht dich geküsst, du hast mich geküsst!", zischte ich auf, den Blick nur langsam wieder von Zayn wendend. Wieso schockte ihn diese Neuigkeit so sehr? Er hasste mich doch sowieso, sollte er sich da nicht freuen, wenn Justin Fortschritte mit mir machte? Umso schneller wurde er mich immerhin wieder los... "Macht das einen Unterschied?" Nun war Justin es, dessen Stimme allmählich genervt wirkte. Statt dem fragenden und leicht gekränkten Ton von eben war seine Stimme nun entnervt und gereizt; als würde mein Verhalten ihm den letzten Nerv reiben und wenn ich ehrlich zu mir selbst war, konnte ich ihm dies nicht mal mehr verdenken.

"Allerdings, das sagt genug darüber aus, was du dir darunter vorstellst. Man küsst einfach nicht beim ersten Date, wenn man..." In letzter Sekunde brach ich mich selbst ab und biss mir so stark auf die Unterlippe, dass der Geschmack von Eisen sich in meinem Mund ausbreitete. Beinah hätte ich zugegeben, dass ich mir mehr erhofft hatte. Dass ich mich ihm gestern hatte öffnen können, weil ich überzeugt gewesen war, er könne anders sein; er könne sich in der Schule verstellen und er selbst sein, wenn er bei mir war, so wie er auch meine wahrhaftige Seite an mir hervorrief.

Einen Moment sahen wir uns einfach nur gegen eilig in die Augen, beide in die eigenen Gedanken vertieft ohne überhaupt zu realisieren, was in dem Kopf des jeweils anderen vor sich ging, Es wirkte wie einer dieser Momente, in denen alles andere verblasste und man nur noch diese eine Person registrierte. "Kein Küssen also beim ersten Date, ist notiert", murmelte Justin schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit und riss mich somit wieder aus meinen Gedanken. Stöhnend wandte ich meinen Kopf wieder ab und schüttelte immer wieder meinen Kopf umher. Tat er nur so, oder wollte er mich wirklich nicht verstehen? "Ich lasse nicht mit mir spielen Justin. Wenn du jemanden verarschen willst, dann such dir jemand anderes. Ich bin dafür einfach nicht die Richtige!", brachte ich mit dem letzten Bisschen Energie hervor, das ich aufbringen konnte. Erneut wurde es für einen Moment still um uns während Justins Blick sich in mein Profil bohrte und Zayns mich erneut auf diese unergründliche Art ansah, die wohl immer noch das größte Rätsel an der ganzen Sache zu sein schien. Später würde ich mich genau an diesen Moment zurückerinnern und mir wünschen, Zayns Verhalten und seine Art hätten mich von ihnen Ferngehalten; von ihn allen!

"Ich weiß nicht wie man sich benimmt, wenn man jemanden wirklich kennenlernen will. So eine...Absicht hatte ich einfach noch nie." Die Worte waren so leise, dass ich sie beinah nicht verstand und ein Teil von mir wünschte, ich hätte es wirklich nicht getan, doch der andere konnte nicht anders als meinen Körper mit Adrenalin vollzupumpen und mir das Gefühl zu geben, etwas besonderes zu sein. Die erste, die Justin versuchte kennenzulernen. "Nicht, indem man einen Tag später mit ner anderen...rumfummelt", versuchte ich mein letztes Bisschen Selbstkontrolle zu behalten. Wieder trafen unsere Blick aufeinander und wieder hatte ich das Gefühl, dass die Farbe seiner Augen mich aufsaugte. Es war das sowohl außergewöhnlichste als auch schönste, das ich jemals gesehen hatte. "Na gut, also keine Alexa mehr. Damit kann ich leben", flüsterte er und sprach somit das einzige aus, das mich tatsächlich beruhigen konnte.

Changes~Open Up Our Hearts (Justin Bieber ff) (Abgeschlossen)Where stories live. Discover now